Humor und derbe Ausdrücke

Neunkirchen · Die deutsch-persische Komikerin Enissa Amani galt bis vor Kurzem als Geheimtipp. Eine Einschätzung, die mittlerweile überholt ist. Denn zum ersten Solo-Programm der Entertainerin kamen 600 Zuschauer in die Stummsche Reithalle. Trotz derber Ausdrücke kam Amani beim Publikum gut an.

 Präsentierte in Neunkirchen ihr erstes Solo-Programm: Enissa Amani in der Stummschen Reithalle. Foto: Anika Meyer

Präsentierte in Neunkirchen ihr erstes Solo-Programm: Enissa Amani in der Stummschen Reithalle. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

. Als die Neunkircher Kulturgesellschaft Enissa Amani gebucht hatte, war die deutsch-persische Komikerin noch so etwas wie ein Geheimtipp. Die Stummsche Reithalle hatte sie füllen sollen. "Jetzt hätten wir die Reithalle drei Mal ausverkaufen können", sagte Tim Masson vom Veranstalterteam der Kulturgesellschaft. Auftritte bei TV Total, "NightWash" und Let's Dance hatten Amanis Bekanntheit kometenhaft ansteigen lassen und so saßen am Donnerstagabend 600 Menschen in der Gebläsehalle, um ihr erstes Solo-Programm "Zwischen Chanel und Che Guevara " zu sehen. Dieses trug noch den Zusatz "Preview": "Weil wir hier so ein bisschen gucken wollen, was kommt an, was bleibt drin, was kommt raus", erklärte Amani.

Auf ihre Frage ans Publikum, ob denn alles lustig sei, was sie so erzähle, gab es jedenfalls tosenden Applaus und in der Tat amüsierte man sich prächtig. Der Titel war Programm: Von Chanel bis Che Guevara spannte Amani den Bogen, von Gangster Rappern bis zu Uno-Konferenzen, von Handtaschen bis zur Flüchtlingsdebatte. Als Tochter eines verfolgten persischen Literaten und einer Ärztin, die 1985 aus dem Iran flohen, habe sie etwas zum Thema Flüchtlinge zu sagen, erklärte sie: "Wenn Menschen in Not sind, hat man sie aufzunehmen. Punkt." Nach begeistertem Applaus schob sie hinterher: "Außer Rumänen." Das war nur einer der Gags aus Amanis Lieblingskategorie der "Oh!-Witze": Witze, bei denen das Publikum mit einem "Oh" reagiere. Doch die Entschärfung kam immer prompt: "Ich mache nur Spaß!"

Locker plauderte die junge Komikerin mit ihrem Publikum, erzählte viel von sich selbst, ihren Erlebnissen bei Auftritten und ihrem Umgang mit ihrer plötzlichen Berühmtheit. "Es gibt Menschen, die haben dich fünf Minuten im Fernsehen gesehen und gehen auf Facebook und beleidigen dich." Anfangs habe sie die Kränkungen noch beantwortet. "Doch, ehrlich! Ich immer so: deine Mudder, deine Mudder, deine Mudder..."

Immer wieder besonders köstlich: die Differenzen zwischen den Kulturen, wobei in Amanis Fall der spezielle Hintergrund - kommunistischer Vater, "hardcore-emanzipierte" Mutter - bisweilen noch zusätzlich für Irritationen sorgt. Beispielsweise als sie mit der von ihrer Mutter gebastelten Schultüte mit politischen Parolen in persischer Schrift angerückt sei und nicht mit den anderen Kindern habe Süßigkeiten tauschen können, weil ihr Inhalt aus Datteln, Pistazien und Kürbiskernen zu einem Klumpen verklebt gewesen war. Sensibel gegen Kraftausdrücke darf man bei Amani sicher nicht sein, doch bei den Neunkirchern, die nach ihrer Vorstellung täglich mit dem Milchkännchen in die Dorfmitte hüpfen, hätte sie kaum besser ankommen können.

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