Ein Hauch von Hollywood

Neunkirchen · Filmausstatter Bernhard Henrich erzählte beim „Saarländischen Filmemacher Wochenende“ von der Oscarverleihung.

Wie schafft man es, von Niederwürzbach nach Hollywood zu kommen? "Am besten, man nimmt einen Flug von Frankfurt", antwortet Bernhard Henrich. Der gebürtige Saarländer ist der erste deutsche Filmausstatter, der für einen Oscar nominiert wurde. Am Samstag berichtete er in der Stummschen Reithalle über seine Erlebnisse bei den Preisverleihungen und seine Arbeit mit Größen wie Steven Spielberg, Tom Hanks und George Clooney. Beim "Saarländischen Filmemacher Wochenende" wurden zudem acht Beiträge aus der saarländischen Filmszene gezeigt.

Im vergangenen Jahr wurde der aus Niederwürzbach stammende Bernhard Henrich für das Szenenbild des Films "Bridge of Spies" für den Oscar und den Bafta (British Academy Film Award) nominiert. "Ich konnte es damals kaum fassen, dass man mich innerhalb von zwölf Stunden für die beiden wichtigsten Filmpreise vorgeschlagen hat", sagt Henrich und wirk noch immer so, als könne er es nicht fassen. Der Filmausstatter hat alles genau dokumentiert, zeigt während seines Vortrags Bilder von den Oscar-Einladungskarten und vom Taxi, das ihn zum Flughafen gebracht hat. Bei einem Gruppenbild von der Verleihung sagt er: "Da oben steht Leonardo Di Caprio und das daneben ist Lady Gaga." Er dreht sich kurz zum Publikum und grinst. Dann wendet er sich wieder dem Bild zu und sagt: "Und hier, etwas unterhalb, steht Bernhard Henrich aus Niederwürzbach."

Er sei nach den Verleihungen gefragt worden, ob er enttäuscht war, nicht gewonnen zu haben. "Für diese Frage hatte ich überhaupt kein Verständnis", erklärt Henrich. Er hat ausgerechnet, dass man etwa 35 000 Euro dafür ausgegeben hat, ihn zu bespaßen. Dazu gehörten die Flüge, Empfänge und Hotels. Allein das Frühstück in einem Londoner Fünf-Sterne-Hotel habe regulär 110 Euro gekostet. Er habe nie geglaubt, so etwas einmal zu erleben.

Henrich stammt aus einfachen Verhältnissen. Er wuchs in Niederwürzbach als Sohn eines Bergmanns auf. Als er eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur in Saarbrücken machte, sei das schon eine weite Entfernung gewesen. Anfang der 70er Jahre ging er als Theaterplastiker ans Berliner Schillertheater und wechselte einige Jahre später zum Film. Inzwischen hat er für das Filmstudio Babelsberg zahlreiche internationale Produktionen ausgestattet, in 23 Ländern gearbeitet und für die Ausstattung seiner Filme häufig ein Budget in Millionenhöhe zur Verfügung.

Dass jedoch auch mit einem kleinen Budget wertvolle Filme entstehen können, zeigten die Beiträge der saarländischen Filmemacher. Die Gesamtetats, mit denen die gezeigten Werke realisiert wurden, liegen bei einem Bruchteil dessen, was Henrich allein für die Ausstattung ausgeben darf. So überzeugte der vom Publikum gewählte Gewinnerfilm "Waldesruh" des Merziger Regisseurs und Drehbuchautors Marc André Misman vor allem mit Originalität und sorgte mit ihrem tiefschwarzen Humor für beste Unterhaltung. Da Misman nicht anwesend sein konnte, nahm der Schauspieler Wolfgang Reeb, der in Waldesruh einen Jäger spielt, den Preis in Empfang. Der zweite Platz ging an den Bexbacher Thomas Scherer für "Reise nach Nirgendwo". Den dritten Platz gewann der 17-jährige Jan-Luca Blaß für seinen Dokumentarfilm "Allzweck-Harlekin" über einen Saarbrücker Straßenkünstler.

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Den Publikumspreis hat die Komödie "Waldesruh" von Marc André Misman gewonnen. Auf den Plätzen zwei und drei landeten der Film "Reise nach Nirgendwo" von Thomas Scherer und "Allzweck-Harlekin" von Jan-Luca Blaß.

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