Elsass kommt nach Neunkirchen

Neunkirchen · 80 Prozent der Kundschaft in der Eschviller Mühle in Volmunster sind Deutsche. Für die Neunkircher Stadtoberhäupter hat die Gaststätte schon immer eine Rolle gespielt. Jetzt kommen die Pächter hierher.

 Ausflüge zur Moulin D'Eschviller mag Oberbürgermeister a. D. Fritz Decker. Archivfoto: Oliver Dietze

Ausflüge zur Moulin D'Eschviller mag Oberbürgermeister a. D. Fritz Decker. Archivfoto: Oliver Dietze

. Peter Neuber, im Jahr 2013 verstorbener langjähriger Neunkircher Oberbürgermeister, hat hier Verhandlungen über die Zukunft der ehemaligen Hüttenstadt geführt. Nachfolger Fritz Decker mag die Auberge du Moulin D'Eschviller, macht hier gerne Stopp bei ausgiebigen Fahrradtouren. Das amtierende Stadtoberhaupt Jürgen Fried kann es nach dem Motto halten: Warum in die Ferne schweifen - denn er holt das Gasthaus aus dem angrenzenden Lothringen quasi zu sich nach Hause. Die Pächter der Auberge du Moulin nämlich sind die neuen Pächter des seit Ende letzten Jahres leer stehenden Zoo-Restaurants. Gutbürgerliche elsässische Küche - alles selbst gemacht, wollen Roger Murer und Marie-Louise Müller ab Ende September hier anbieten. Die Mühle übernimmt Murers Sohn. Noch sind in der Zoo-Gaststätte einige Arbeiten auszuführen, die Küche auf Vordermann zu bringen, dann noch die Deko. Rund 70 Plätze im Restaurant selbst, dazu Außenbereich und Terrasse werden dann zu besetzen sein. Für die Verschönerung des Außenbereichs sorgt der Zoo-Gärtner, erzählt Zoo-Direktor Norbert Fritsch beim ersten und für die SZ exklusiven Treffen.

Fritsch freut sich. Und das gleich mehrfach. Zum einen, weil nach langer Suche wieder ein Pächter da ist, der "schon jede Menge Erfahrung mitbringt". Für die Vorgänger war die Gastronomie oft Neuland, erzählt Fritsch. Zuletzt hatte hier ein Wongar-Restaurant eröffnet, mit Spezialitäten wie Schlange, Känguru und Krokodil. Nach nur wenigen Monaten schloss das Restaurant. Man einigte sich. Bei SZ-Anfrage zur Zukunft des Gastronomie-Betriebes vor vier Wochen war man sich unter anderem im Klaren darüber: "Kein Pächter mehr, der zu essen anbietet, was es im Zoo zu sehen gibt."

Und wir sind bei Punkt zwei für Fritschs Freude: Es wird keine Froschschenkel geben. "Da habe ich mich durchgesetzt", sagt er. Murer, der selbst am Herd stehen wird, zuckt die Schultern, lacht und sagt mit schönstem elsässischem Akzent: "Man muss die Wünsche der Kunden berücksichtigen." Murer und Müller wissen, was die wollen. Seit fünf Jahren betreiben sie die Eschviller Mühle, beliebtes Ausflugsziel für deutsche Liebhaber der elsässischen Küche. "80 Prozent unser Gäste kommen aus Deutschland", erzählt der 58-Jährige. Einige sogar aus Neunkirchen . Wie beispielsweise der Anwalt, der das Pächterpaar darauf aufmerksam gemacht hat, dass man neue Betreiber fürs Zoo-Restaurants sucht. Man kam, man sah, man sprach - und war sich einig. Einig war man sich auch schnell darüber, wie die elsässische Gaststätte denn heißen sollte. Zumindest, als in intensiven Gesprächen der Vorschlag gefallen war: Auberge de la Cigonge, Gasthaus zum Storchen. "Das passt sowas von gut." Auch darüber freut sich Fritsch und beginnt wortreich zu schildern wieso: Die Störche im Zoo in ihrer neuen Voliere, das Störcheberingungsprojekt mit Fritsch selbst als Beringungsexperten treffen auf das Wappentier des Elsass'. Da können auch die neuen Pächter nur zustimmend nicken. Neunkirchen haben Murer und Müller zuvor nicht gekannt, wollen die Stadt aber kennen lernen. Auch wenn sie die Pächterwohnung vorläufig nur "im Notfall" nutzen wollen. Dann beispielsweise, wenn sie einfach zu müde für die 30-minütige Heimfahrt sind. Denn schließlich haben sie geplant, sieben Tage die Woche zu öffnen. "Während der Zoo-Öffnungszeiten und abends ja sowieso." Das freut auch die Betreiber des angrenzenden Hotels am Zoo, wie Fritsch weiß. Mit ihnen hat es bereits Gespräche über eine "attraktive Zusammenarbeit" gegeben. Das alles soll bis zur Eröffnung perfekt sein. Wenn es bis Ende September nicht klappt? "Auch nicht schlimm", sagt Murer, "wir stehen ja nicht unter Zeitdruck." Das sieht Fritsch genauso. Man ist sich einig. Schließlich, so verrät der Zoodirektor der SZ am Rande, ist er ja selbst zu einem Viertel Elsässer. Na dann: Willkumme!

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