Angst vor einer Betonwüste

Neunkirchen · Es sind rund 30 Mitstreiter, die sich aktuell in der Bürgerinitiative „Pro Betzenhölle – Für Natur und Leben in den Ortskernen“ zusammengeschlossen hat. Einer großen Journalistenschar präsentierten sie ihre Pläne.

 Blick aus der Luft auf das Waldgebiet der Betzenhölle. Drohnenfoto: Becker&Bredel

Blick aus der Luft auf das Waldgebiet der Betzenhölle. Drohnenfoto: Becker&Bredel

Der denkbare Vorwurf, da führe ein direkter Anwohner der Betzenhölle seinen Privatkrieg, ist Werner Schorr durchaus verständlich. Aber, hält er dagegen, wer solle sich denn kümmern, wenn nicht derjenige, der sich intensiv mit der Frage einer Globus-Ansiedlung in Neunkirchen auseinandergesetzt hat? Am Freitagvormittag haben Werner Schorr und seine Frau Daniela Kirsch in ihrem Haus an der Betzenhölle gemeinsam mit dem Neunkircher Arno Deubel und dem St. Ingberter Christian Bohr die Bürgerinitiative "Pro Betzenhölle - Für Natur und Leben in den Ortskernen" vorgestellt. Die Initiative hat nach ihren Worten rund 30 Mitstreiter, vorwiegend aus Neunkirchen , Schiffweiler und St. Ingbert. Ihr Ziel: Sie wollen den Globus auf dem Areal Betzenhölle verhindern, das Waldgebiet schützen und die Wirtschaft in der Innenstadt somit stark erhalten.

In dem modernen Betonbau, lichtdurchflutet durch schmale Oberlichter, stellen die Protagonisten an diesem kalten klaren Freitagmorgen vor einer recht großen Journalistenschar ihre Gedanken vor. Deubel, vorgestellt als Diplomingenieur für Raumplanung und somit vom Fach, erklärt, man habe die Familie Schorr/Kirsch davon überzeugen müssen, mitzumachen. Hausherr Werner Schorr sagt ohne Umschweife, als direkter Anlieger an dem Areal Betzenhölle sei er natürlich in besonderer Weise betroffen. Wo jetzt Wald hinterm Haus steht, fürchtet er eine Betonwüste. Globus möchte bekanntermaßen in der Betzenhölle einen großen Markt bauen mit um die 12 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Dafür muss ein Stück Wald fallen, womöglich eine Fläche von über zehn Fußballfeldern. Die Betzenhölle gehört aber zum Naturschutzgroßvorhaben Lik Nord, an dem mehrere Gemeinden beteiligt sind. Die Stadt Neunkirchen will im Tausch mit einem anderen Areal die Betzenhölle aus dem Lik-Nord-Gebiet herausschneiden. Der Zweckverband hat dem schon zugestimmt, Illingens Bürgermeister Armin König hat allerdings wegen seiner Ansicht nach schwerwiegenden Rechtsverstößen bei der Lik-Nord-Abstimmung über die Globus-Ansiedlung ebenfalls am Freitag mitgeteilt, er habe erneut die Kommunalaufsicht eingeschaltet. Es gebe klare Verstöße gegen Kommunalrecht , Haushalt- und Subventionsrecht und die Verwaltungsvereinbarung, sagt er.

BI-Mann Schorr erläuterte gestern den Journalisten, als die Globus-Pläne bekannt wurden, habe ein städtischer Mitarbeiter bei ihm vorgesprochen und beteuert, die Familie sei in keiner Weise betroffen, es handele sich um eine kleine Fläche. Als er etwas später von einem "Insider" genauere Pläne zugespielt bekommen habe, sei er in eine Schockstarre gefallen. Schorr: "Die Zahlen über die abzuholzende Fläche schwanken von 45 000 bis 65 000 Quadratmeter. Der Anwohner spricht von einer "gigantischen Kaufkraft-Abfangmaschine", die in seiner Nachbarschaft geplant sei. Seine Frau Daniela Kirsch äußert sich ebenfalls emotional: "Leute, wacht auf. Es geht um mehr als einen leckeren Fleischkäse-Weck." Das "Mega-Projekt" schade dem innerstädtischen Handel wie dem Umland, eine "Riesenfläche Natur" werde zubetoniert, vor dem Hintergrund von Bevölkerungsschwund und Online-Handel sei das Projekt keinesfalls zeitgemäß. Einen dritten Punkt führt sie an: Wenn Globus sein Warenhaus in Neunkirchen betreibe, müsse mit 30 000 Autos pro Tag gerechnet werden, ein Großteil sei auf der B 41 unterwegs. Ein Nadelöhr entstehe.

Deubel geht auf die rechtlichen Bedingungen ein. Es sei ein Novum, äußert er, dass eine BI die Behörden auf ihre Regeln hinweisen müsse. Eigentlich sei ein solcher Globus-Markt unter Berücksichtigung diverser Vorgaben (Raumordnung, Beeinträchtigungsverbot, städtebauliches Integrationsgebot) nach Landesrecht nicht denkbar. Die BI fordere, sich an die Regeln zu halten, die Betzenhölle als Wald zu erhalten und den innerstädtischen Handel zu stärken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort