Die letzten Tage der Kreissporthalle

Neunkirchen · Sie war seit Jahren geschlossen. Statische Mängel hatten die Kreisverwaltung gezwungen, die Kreissporthalle an der Neunkircher Fernstraße zu schließen. Jetzt ist der Abriss in vollem Gange – ein Besuch auf der Baustelle.

 Bauamtsleiter Torsten Mischo (gelber Helm) überwacht den Abbruch der Sporthalle Fernstraße. Foto: Will Hiegel

Bauamtsleiter Torsten Mischo (gelber Helm) überwacht den Abbruch der Sporthalle Fernstraße. Foto: Will Hiegel

Foto: Will Hiegel

Es ist heiß und es staubt. Ein Arbeiter sprüht Wasser auf den Bauschutt aus Porenbeton, Stahl und Beton, um den dicksten Staub einzudämmen. Der Vorbau, in dem einst die Boxer trainierten, ist nicht mehr. Über den Hallenvorplatz sieht man - wohl erstmals in der Geschichte des 1975 errichteten Gebäudes - direkt in die Duschen und Umkleidekabinen. Es knirscht. Ein Bagger zerdrückt mit seiner großen Schere ein Stück Porenbeton, um die innenliegende Stahlarmierung freizulegen. Der Kollege steht mit seinem Bagger und Greifer bereit, verdrillt die dicken Stahlschlangen und fährt sie zum Sammelplatz.

Thorsten Mischo ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Arbeiten. Als Bauamtsleiter des Kreises Neunkirchen überwacht er den Abriss des kreiseigenen Gebäudes. Dieser war notwendig geworden, weil es Setzungen im Untergrund gab. "Bereits wenige Jahre nach der Errichtung zeigten sich erste Verformungen", bestätigt Mischo. Diese hätten sich zunächst aber noch in einem tolerierbaren Rahmen bewegt, seien aber immer weiter fortgeschritten. Als Grund nennt der Bauamtsleiter die Beschaffenheit des Untergrundes. "Der Hang besteht zu großen Teilen aus aufgefülltem Material, wahrscheinlich Bauschutt."

Seit 1996 waren die Setzungen beobachtet worden. 2004 wurden Aussteifungselemente der Stahlkonstruktion aufgetrennt und wieder verbunden, um Spannungen in der Konstruktion zu reduzieren.

Über die Jahre hat sich gezeigt, dass es etwa in der Hallenmitte einen Knick gibt, so dass die Halle 2013 geschlossen werden musste. "Die letzte Messung hat eine Höhendifferenz von 36 Zentimetern innerhalb eines Hallendrittels ergeben", erklärt Mischo. Und das ist sichtbar. Während draußen die Bagger dröhnen, ist es in der entkernten Halle fast gespenstisch still. Deutlich erkennbar ist, wie der Boden von den Giebelwänden zur Hallenmitte hin abfällt. Die Setzungen hatten auch Auswirkungen auf das Skelett der Halle. Die wuchtigen Stahlprofile sind verbogen. "Da ist jede Menge Spannung drin", kommentiert der Baufachmann. Auf der Seite der festinstallieren Tribüne, wo einst 400 Zuschauer Platz gefunden hatten, wird das Ausmaß beim Blick auf die Türzargen sichtbar - sie sind krumm. Nur wegen der Konstruktionsart, habe die Halle überhaupt so lange stehen können, erklärt Mischo. Die Stahlkonstruktion ist mit Porenbetonteilen und Ziegel ausgefacht. Nur Treppenhaus und aussteifende Teile sind aus Stahlbeton gefertigt.

Die starken Spannungen in der Konstruktion und extrem hohe Kosten für eine Sanierung mit ungewissen Ausgang hatten schließlich zur Abriss-Entscheidung geführt.

Brauchbares ist entnommen und zum Teil an das Up-Cycling-Projekt im Rahmen von Land(auf)schwung gegangen. Der Heizungsbrenner wird in der Freiherr-von-Stein-Schule in Wiebelskirchen eingesetzt.

Wo noch die Halle steht, soll ein Schotterparkplatz entstehen, der von den umliegenden Schulen genutzt werden kann. An denen will man nämlich die Parkplätze sanieren. Rund 200 000 Euro wird der Abriss kosten. Landrat Sören Meng teilte mit, dass er den Abriss zwar bedauere, die Entscheidung aber ohne Alternative gewesen sei. Umso mehr freue es ihn, dass man die Schließung für viele Nutzer weitgehend kompensieren konnte.

Wenn alles klappt soll Ende nächster Woche nur noch das Stahlgerüst stehen. Das wird mit großen hydraulischen Scheren an Baggern zerschnitten und abtransportiert - dann mit einer deutlich geringerer Staubentwicklung.

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