Ein zweites Leben für Europaletten

Neunkirchen · Im Neunkircher Upcycling-Zentrum fertigen Arbeitslose und Migranten Designer-Stücke aus Industrie-Abfällen.

 Die Sitzbänke des Upcycling-Zentrums werden aus Abfällen saarländischer Industrieunternehmen hergestellt. Volker Meyer (Anleiter, links), Anton Jakob (Geschäftsführer der AQA GgmbH) und Harald Salm (Projektteilnehmer, rechts) machen es sich darauf gemütlich. Foto: Jörg Jacobi

Die Sitzbänke des Upcycling-Zentrums werden aus Abfällen saarländischer Industrieunternehmen hergestellt. Volker Meyer (Anleiter, links), Anton Jakob (Geschäftsführer der AQA GgmbH) und Harald Salm (Projektteilnehmer, rechts) machen es sich darauf gemütlich. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

"Es gibt keinen Abfall", sagt Peter Heck, "es gibt nur das falsche Material zur falschen Zeit am falschen Ort." Heck, Leiter des Instituts für angewandtes Stromstoffmanagement (Ifas) der Hochschule Trier, spricht über das Upcycling-Zentrum Neunkirchen. Das Projekt fertigt Möbel und Alltagsgegenstände aus vermeintlichen Abfällen regionaler Unternehmen. In der Neunkircher Hohlstraße 29 hat es jetzt seinen Ausstellungsraum eröffnet (wir berichteten kurz). Zu sehen sind dort unter anderem Tische und Sitzbänke, die aus Europaletten hergestellt werden. Aus ausrangierten Papprollen der Firma Isopor bauen die Mitarbeiter des Zentrums neu entworfene Hocker. Bürger können sich die Produkte im Ausstellungsraum ansehen und teilweise auch kaufen.

Ein wichtiger Partner des Projekts ist die gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft des Landkreises Neunkirchen (AQA). In den Werkstätten der AQA fertigen Langzeitarbeitslose und Migranten unter Anleitung der AQA-Mitarbeiter die Tische, Bänke, Hocker und Sitzsäcke. Jedes Produkt wurde eigens für das Projekt von Design-Studenten der Saarbrücker Hochschule der Bildenden Künste (HBK) entworfen.

Das Upcycling-Zentrum sei in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes, sagt Tobias Gruben, Projektverantwortlicher beim Ifas. Zum einen werde aus mutmaßlichen Abfällen Neues geschaffen. Zum anderen verbinde das Projekt Menschen, die ansonsten nicht zusammen kommen würden - die Leute aus den AQA-Maßnahmen auf der einen Seite, die HBK-Studenten auf der anderen. Das befruchte sich gegenseitig.

Von den Reststoffen der Unternehmen bis zur fertigen Sitzbank ist es ein langer und sorgfältig geplanter Weg. Das Ifas nimmt zunächst Kontakt zu Unternehmen auf. Wenn diese sich bereit erklären, ihre Reststoffe abzugeben, wird ein kleiner Auszug der vermeintlichen Abfälle an Design-Studenten der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) weitergegeben. Die Studenten entwickeln erste Ideen, welche Produkte daraus gefertigt werden können. So seien die ersten Prototypen entstanden, sagt Gruben. Danach müssten einige Materialien wie etwa Paletten zunächst zerlegt werden. Gruppen von 20 bis 25 Langzeitarbeitslosen und Migranten bauen dann zusammen mit Tischlern und Schneidern der AQA die neuwertigen Produkte.

Das Upcycling-Zentrum wird im Rahmen des Projekts Landaufschwung mit rund 200 000 Euro gefördert. Die Förderung läuft noch bis 2018. In den kommenden Monaten mache man sich Gedanken, wie Ifas das Projekt fortführen kann, sagt Jackeline Martínez Gómez, Projektverantwortliche beim Ifas.

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Unregelmäßig geöffnet Im Ausstellungsraum des Upcycling-Zentrums, Hohlstraße 29 in Neunkirchen, können sich Bürger Produkte ansehen und erwerben. Am heutigen Dienstag hat der Raum von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Regelmäßige Öffnungszeiten gibt es bislang nicht. Termine können mit Tobias Gruben unter der Telefonnummer (0 67 82) 17 26 30 oder per E-Mail: t.gruben@umwelt-campus.de vereinbart werden. www.upcycling-saar.de

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