Tiefschürfende Suche nach Grubengas

Neunkirchen · Das Erbe des Bergbaus wird in Sinnerthal greif- wie auch hörbar. Bis in 440 Meter Tiefe wird eine Fachfirma einen Bohrkopf treiben, um die dortigen Grubengasvorkommen auszuloten. Das von der RAG betriebene Projekt steht in Zusammenhang mit dem geplanten Ansteigenlassen des Grubenwassers.

 RAG-Vertreter Axel Schäfer (hinten mit Plan) stellte sich kritischen Fragen der Anlieger. Die RAG will auf der Wiese hinter der Sinnerthaler Kleingartenanlage nach Grubengas bohren lassen. Foto: Thomas Seeber

RAG-Vertreter Axel Schäfer (hinten mit Plan) stellte sich kritischen Fragen der Anlieger. Die RAG will auf der Wiese hinter der Sinnerthaler Kleingartenanlage nach Grubengas bohren lassen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die Nutzer der Kleingartenanlage Sinnerthal fürchten um ihre Idylle - eine ganze Reihe bohrender Fragen prasselte gestern auf Dr. Axel Schäfer ein, der gestern vor Ort Hintergründe und Vorgehensweise einer Erkundungsbohrung erläuterte, die in den nächsten Tagen unmittelbar am Südrand der Gartenanlage beginnen wird. Die RAG AG will hier - direkt neben dem ehemaligen und nun verfüllten Sinnerthaler Schacht - ein Bohrloch bis in beachtliche 440 Meter Tiefe treiben lassen, um festzustellen, ob das Grubengas Methan in den Streckensystemen des früheren Bergwerks Reden vorhanden ist.

Schäfers Zusage, man werde die zulässigen Lärmgrenzwerte strikt einhalten, besänftigte die Kleingärtner nur in Maßen. Zumal bei entsprechenden Gasvorkommen eine professionelle Absaugung ins Gasnetz der "Steag New Energies" vorgesehen ist. "Ich gehe davon aus, dass wir auf Gas stoßen", so Axel Schäfer, Obermarkscheider und Prokurist beim Steinkohlekonzern RAG. Eine wirtschaftliche Nutzung des CH{-4} - so die chemische Formel für Methan - sei aber nur bei entsprechender Menge und Qualität interessant. Dies werde mit einem Messprogramm nach Abschluss des zwei- bis dreimonatigen Bohrprogramms erkundet. Bei minderer Güte oder Menge werde die Bohrstelle - wie an anderen Standorten im Saarland auch - mit einer so genannten Protegohaube gesichert und das Gas werde über ein Rohr kontrolliert in höhere Luftschichten abgegeben.

Hintergrund der Sinnerthaler Erkundungsbohrung: Die RAG möchte, wie in der SZ schon berichtet, das millionenteure Abpumpen des Grubenwassers in absehbarer Zeit einstellen. Der steigende Wasserspiegel würde dann das leichtere Methan verstärkt nach oben treiben, es könnte unkontrolliert entweichen. "Wir wollen vermeiden, dass das Gas diffus austritt - etwa im Keller von Hausbesitzern", stellte Neunkirchens Bürgermeister Jörg Aumann klar, dass die Stadt das Bohrungsvorhaben begrüßt. "Durch das aktive Absaugen vermeiden wir das", so Schäfer. Der RAG-Mann räumte unumwunden ein, dass der Anstieg des Grubenwassers in gewissem Umfang Bergbewegungen mit sich bringe. Was hier möglich sei, und was überhaupt genehmigt werde, müsse ein Gutachten zeigen, das die Landesregierung in Auftrag gegeben habe.

Schäfer suchte auch Bedenken im Hinblick auf den Bohrlochaushub, der in Containern abtransportiert wird, zu zerstreuen: "Wir wissen, was hier liegt, das ist Bergematerial aus der früheren Schachtteufung, Überraschungen sind nicht zu erwarten." Auch von eingelagerten Fässern mit Asbestzement gehe keine Gefahr aus.

Im Hinblick aufs oberirdische Geschehen beruhigte Bernd Daldrup, Vertreter des gleichnamigen mittelständischen Unternehmens aus Ascheberg im Münsterland. Die Firma wurde von der RAG mit der Bohrung beauftragt und hat nach Daldrups Worten einschlägige Erfahrung. Es werde auf der Sinnerthaler Wiese kein "Wildwestbohrturm" entstehen, sondern eine mobile, hydraulisch betriebene Bohranlage mit maximal 13 Metern Höhe. Einer Staubbildung wirke eine Spülungsflüssigkeit aus Ton und Wasser entgegen. Vorgesehen seien ausnahmslos Tagschichten von Montag bis Freitag.

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