Wenn der Patient nur Türkisch spricht . . .

Neunkirchen · Die Flüchtlingswelle aus Syrien und Eritrea hat ihn jetzt noch wichtiger gemacht: Den Dolmetscherpool der Stadt Neunkirchen. Von den 16 Sprachen, die von Muttersprachlern gedolmetscht werden können, ist allerdings die große Mehrzahl europäischen Ursprungs.

 Der städtische Integrationsbeauftragte Zeljko Cudina ist Ansprechpartner im Rathaus für den Dolmetscherpool. Foto: cle

Der städtische Integrationsbeauftragte Zeljko Cudina ist Ansprechpartner im Rathaus für den Dolmetscherpool. Foto: cle

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Haura Dheini ist dem ehrenamtlichen Dolmetscherpool der Stadt Neunkirchen eigentlich entwachsen. Inzwischen hat die Libanesin, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert in Deutschland lebt, längst die IHK-Zertifizierung zur Sprachmittlerin. Sie arbeitet hauptberuflich beim Diakonischen Werk an der Saar, hilft Flüchtlingen aus dem Arabisch sprechenden Raum. "Aber wenn ich für die Stadt mal schnell drei Zeilen ins Arabische übersetzt haben muss, hilft sie mir auf kurzem Weg", erzählt Neunkirchens Integrationsbeauftragter Zeljko Cudina. "Und sie springt auch immer noch mal ehrenamtlich ein, wenn wir akut Hilfe für Flüchtlingsbetreuung brauchen."

Zum Dolmetscherpool der Kreisstadt Neunkirchen - er entstand 2007 - gehören aktuell 16 Frauen und Männer. Sie decken ebenso viele Sprachen ab: Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Slowenisch, Tamilisch, Türkisch und Ungarisch. "Alle sind Muttersprachler, zum Teil inzwischen auch mit deutschem Pass", berichtet Cudina. Zwei Drittel sind noch aus dem Gründerjahrgang dabei, sagt der städtische Ansprechpartner für den Dolmetscherpool. Damals absolvierten die Teilnehmer einen 60-stündigen Qualifizierungskurs.

Vor der Flüchtlingswelle im Herbst des Vorjahres zählte Cudina rund 150 Anfragen übers Jahr. Danach stieg der Bedarf. Die Flüchtlinge - derzeit gut 250 kreisweit aus Syrien und Eritrea - werden allerdings von zertifizierten Sprachmittlern der Wohlfahrtsverbände betreut, so Cudina. Diese helfen bei der Erstaufnahme, dem Eingewöhnen, bei Behördengängen und Schriftverkehr.

Die Anfragen an den städtischen Dolmetscherpool kommen von den unterschiedlichsten Seiten. "Heute Morgen rief ein Krankenhaus an. Ein Patient spreche kein Deutsch, nur Türkisch", nennt Cudina beim Gespräch mit unserer Zeitung ein tagesaktuelles Beispiel. Es kann sich aber auch ein Schulleiter melden: Nur Bulgarisch sprechende Eltern brauchen Hilfe, ihr Kind wird eingeschult. Oder auch Privatpersonen fragen an: Etwa eine Frau, deren Mann lange Jahre in Frankreich gearbeitet hat, und die jetzt beim Schriftverkehr wegen der Rente nicht weiter kommt. Zahlenmäßig die meisten Aufträge, so der Integrationsbeauftragte, gehen derzeit an Sprachenkundige in Rumänisch, Bulgarisch, Türkisch und Italienisch.

neunkirchen.de/dolmetscherpool

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