Vermeintliche Notare locken mit Gewinnschreiben

Neunkirchen · Derzeit kursieren viele Schreiben von Betrügern, die sich als Anwälte oder Notare ausgeben im Saarland. Die Betrüger versprechen hohe Geldgewinne aus Preisausschreiben, fordern aber vor deren Auszahlung mehrere 1000 Euro.

Die Eltern der SZ-Leser-Reporterin Silvia Drum aus Neunkirchen haben kürzlich ein betrügerisches Schreiben der "Rechtsanwälte und Notare Günther & Preis" aus Hamburg erhalten. Darin wurde ihnen mitgeteilt, dass sie bei einer angeblichen "jährlichen Verlosung der Versand- und Verlagshäuser Axel Springer SE den Hauptpreis und damit 65 000 Euro" gewonnen hätten. Laut den seit 20. März 2014 geltenden, detailliert aufgeführten gesetzlichen Bestimmungen sei jeder Veranstalter unabhängig von der Höhe des Preises verpflichtet, einen Notar zu beauftragen, der die Gewinner benachrichtigt, so der weitere Wortlaut des Briefes.

Als zuständige Kanzlei wolle man nun mit dem Adressat in einem persönlichen Telefongespräch Fragen klären, ob etwa der Betrag überwiesen oder als Verrechnungsscheck ausgehändigt werden solle. Zudem müsste der Empfänger eine einmalige Kostenpauschale von 3250 Euro an das Notariat zahlen, die angeblich zur Begleichung der Notarskosten dienen soll.

Ihre Suche im Internet habe allerdings ergeben, dass es sich bei den Briefen um Betrügerei handele, berichtet Silvia Drum. Um andere davor zu warnen, wendete sich die SZ-Leser-Reporterin an unsere Redaktion.

Auch die Verbraucherzentrale des Saarlandes habe in den vergangenen Wochen viele Anfragen zu einem ähnlichen Schreiben mit der gleichen Masche, aber auf einem anderen Briefbogen, gehabt, berichtet Beraterin Sabine Wilhelm. Die Briefe der Kanzlei "Partner & Schmidt" in Hamburg seien relativ professionell, unter anderem mit Wasserzeichen und QR-Code, aufgemacht gewesen. Zudem gebe es ähnliche Anwaltskanzleien tatsächlich in Hamburg: "Viele Verbraucher lassen sich von den Bezeichnungen Rechtsanwälte und Notare blenden", weiß Beraterin Sabine Wilhelm. Doch ein Grundsatz, den man sich immer wieder bewusst machen sollte, laute: "Ein Gewinn darf nichts kosten."

Einige Empfänger der betrügerischen Schreiben seien auch telefonisch belästigt worden: "Die wollen bei den Leuten alles an Daten rausquetschen, was geht", erklärt die Beraterin. Doch damit nicht genug: Ein Rentner, der den vermeintlichen Anwälten mitgeteilt habe, dass er nicht genug Geld habe, um die Kostenpauschale aufzubringen, sei sogar dazu gedrängt worden, einen Kredit aufzunehmen, ergänzt sie.

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von SZ-Leser-Reporterin Silvia Drum aus Neunkirchen . Wenn Sie auch Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Sprachnachricht unter Tel. (06 81) 5 95 98 00 oder schicken Sie eine E-Mail an leser-reporter@sol.de oder nutzen Sie unser Onlineformular unter www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter .

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