Ein bisschen Gefühl im Gewühl

Neunkirchen · Mit der Aktion „Neunkircher Saitenstraße“ wollen Citymanagement und Stadtteilbüro die Stadt an verkaufsoffenen Sonntagen beleben. Gestern war es wieder so weit. Mit Cello-Klängen und Disco-Beats.

 Ohne musikalische Begleitung wäre es nur halb so schön gewesen: Bei Sahra Moden in der Hebbelstraße spielte der Italiener Luigi Botta gestern auf seiner Gitarre. Foto: Willi Hiegel

Ohne musikalische Begleitung wäre es nur halb so schön gewesen: Bei Sahra Moden in der Hebbelstraße spielte der Italiener Luigi Botta gestern auf seiner Gitarre. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Die Tür steht offen, Gitarren- und Bassklänge fließen in die ruhige Bahnhofstraße. Es ist der erste Adventssonntag, kurz vor 14 Uhr. Geht man den Bluesrhythmen nach, steht man in dem zum "Konzertsaal" umfunktionierten Verkaufsraum der Buchhandlung König - die Aktion "Neunkircher Saitenstraße" machts möglich. Zum vierten Mal versüßen Musiker den verkaufsoffenen Sonntag, darunter "Wiederholungstäter" wie Erhard Wollmann und Ralph Brauner, die letztes Mal bei Waffen & Sport Hoffmann am Hüttenberg gespielt haben. Dort ist diesmal das Trio Usner Unplugged zu Gast.

Bei Bücher König wippen zwei Köpfe im Takt: die von Verkäuferin Anke Birk und einer Besucherin. "Sonst war es immer schön voll", wundert sich die Gastgeberin.

Wieder raus in den Nieselregen Richtung Bliespromenade. Bei Zeeman ist eine Kundin im Laden. Nebenan im Kaufhaus Adler sind es etwa 20, darunter Ilka Wachter, die gerade eine schwarze Jeans begutachtet. Ihr Mann hat sich schon entschieden. Seine neuen Sachen liegen an der Kasse. Ob sie auch etwas für Weihnachten kaufen? "Wir schenken uns nichts", verneint Manfred Wachter. Tochter und Enkel bekommen Geld. Auf der anderen Bliesseite beschenkt das Duo "Melancholia" die Gäste des Café Löwe mit jüdischen Liedern, intoniert auf Violoncello und Gitarre.

Nur ein paar Schritte weiter warten Susan Mohammadi und Luigi Botta auf Kundschaft, die der Solokünstler mit italienischer Lebensfreude anstecken möchte. "Wir machen das erste Mal mit bei der Saitenstraße", verrät die Inhaberin. Sie begrüßt die Initiative von Citymanagement und Stadtteilbüro: "Wenn die Stadt und wir Händler zusammenarbeiten, kann man richtig was auf die Beine stellen."

Durch die zugige Stummstraße hallen Null-Acht-Fünfzehn-Discobeats, als Quelle erweist sich "Mode Vision", wo das junge Personal Nikolausmützen trägt. Richtig Trubel herrscht im Saarpark-Center. Punkt 15.23 Uhr wird dort die "Stille Nacht" herbeigegospelt. Draußen stehen zwei Mitglieder der Rettungshundestaffel Furpach, den Belgischen Schäferhundrüden Farouche zu ihren Füßen. Doch, die Leute seien ganz gut drauf, meint Norbert Becker. "Ab und an" werfe sogar jemand was in die Sammelbüchse. Schade findet Sabine Kickendahl, dass kein Weihnachtsmarkt den verkaufsoffenen Sonntag flankiert.

Ordentlich was geschafft wird derweil im Handarbeitsladen Lindwurm. Dort stricken sieben Damen quasi "im Schaufenster", trinken eine Tasse Kaffee dazu und essen Kuchen. "Café Wollrausch" nennt sich dieses Angebot, das am ersten Adventssonntag seine Premiere feiert. "Damit geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung", freut sich Inhaberin Birgit Reinhardt. Ihr ist es wichtig, den Advent wieder als "Zeit der Stille und Nähe" wahrzunehmen. "Wir möchten Ruhe im Gewühl schenken." Das Beste: Ab sofort gibt es das Strickcafé immer mittwochs: "Jeder ist willkommen."

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