Schlechte Ernte trübt Festfreude

Kreis Neunkirchen · Den Bauern macht die schlechte Ernte zu schaffen. Nach einem verregneten Frühjahr und Sommer fiel die Auslese karg aus. Bauer Stephan Rose aus Mainzweiler setzt auf andere Standbeine – und Optimismus.

Fröhlich über die Wiese gackernde Hühner, ein Hühnerhund Struppi, der glückselig in der Sonne döst, während nebenan die Kühe im Stroh liegen und zufrieden Heu vor sich hinmampfen: Die Idylle auf dem Faulenbergerhof wäre perfekt - stünden da nicht die halb leeren Getreidesilos. "Wir haben etwa 30 Prozent weniger geerntet als normal", erzählt Bauer Stephan Rose bei einer Führung durch den Familienbetrieb in Mainzweiler. Die Gerste und die Triticale, einer Mischform aus Roggen und Weizen , seien in diesem Jahr so schlecht gewesen, dass sie nur noch als Futter für die Kühe taugten. Nur beim Weizen habe die Qualität gestimmt, sagt Rose, den habe man zu einem fairen Preis an die Hasborner Mühle in Tholey verkaufen können. "Nach einem milden Herbst und Winter haben wir im Frühjahr noch auf eine Rekordernte gehofft", erzählt der Bauer. Doch der nasse Frühling und Sommer habe jedeEuphorie auf eine gute Ernte kaputt gemacht. Unter dem schlechten Wetter leide nicht nur der Geldbeutel, auch die Tiere litten. Bei nassem Wetter bekämen seine rund vier Dutzend Mutterkühe Entzündungen an den Klauen wodurch sie weniger Milch für ihre Kälbchen produzierten. Der 39-jährige Bauer Rose, der den Betrieb mit Freundin Martina Bohr, 38 Jahre, führt, ist darüber alles andere als glücklich: "Es macht uns selber mehr Spaß, wenn es unseren Tieren gut geht." Aber im nächsten Jahr werde es sicher besser laufen, hofft Rose. Die finanziellen Einbußen in diesem Jahr könnten sie durch andere Standbeine ausgleich: in einem Hofladen und einem Automaten verkauft die Familie unter anderem Eier und selbst gemachte Nudeln, außerdem vermarkten die Roses ihre Hühnerprodukte auch direkt.

Wie die Mainzweiler setzen viele Bauern im Landkreis heute auf mehrere Einnahmequellen (siehe: Auf einen Blick). Diese Mischbetriebe traf die schlechte Ernte weniger hart als die wenigen reinen Getreidebauern. "Die Getreideernte 2016 war mehr als mager", klagt Georg Neufang, Kreisvorsitzender der Landwirte im Landkreis Neunkirchen . "20 bis 30 Prozent" lägen die Getreideerträge unter den Werten aus einem normalen Jahr. Beim Mais gebe es im Kreis 25 bis 30 Prozent Einbußen, so Hans Lauer, Geschäftsführer des Bauernverbands Saar. Auch die Heuernte sei schlecht, so Neufang. Besonders hart träfe es die Milchbauern. Sie hätten nicht nur weniger und qualitativ schlechteres Viehfutter eingeholt, sie kämpften auch mit niedrigen Milchpreisen von derzeit 21 Cent pro Liter. Vielen dieser Landwirte bliebe nur der Gang zur Bank. Ein Milchviehwirt aus dem Landkreis wolle jetzt sogar ganz aufhören, wie Lauer vom Landesverband erzählt. Auch kennt noch weitere Familienbetriebe, die den Ausstieg erwägten. Fest stehe aber auch: Ohne die Familie würde "kein Rad rundgehen." Das am und um den 2. Oktober gefeierte Erntedankfest wird heuer wohl vielerorts wohl etwas kleiner ausfallen oder gar nicht stattfinden. "Man hat ja fast keinen Grund, den Erntedank zu feiern", meint Hans Lauer. "Wir müssen uns jetzt beeilen, die Saat fürs kommende Jahr aufzubringen", sagt Bauer Stephan Rose. Zum Feiern habe er keine Zeit. Georg Neufang hält an der Tradition fest. "Trotz schlechtem Ergebnis feiern die Landwirte am kommenden Sonntag Erntedank. Einerseits aus Tradition, andererseits aus Dankbarkeit, dass auf den saarländischen Feldern überhaupt etwas wächst."

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 Stephan Rose und Martina Bohr aus Mainzweiler sind mit ihrer Erntebilanz 2016 nicht ganz zufrieden. Foto: Andreas Engel

Stephan Rose und Martina Bohr aus Mainzweiler sind mit ihrer Erntebilanz 2016 nicht ganz zufrieden. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Auf einen Blick 117 Bauern aus dem Landkreis Neunkirchen sind im Bauernverband Saar organisiert. Laut Verband hält jeder Fünfte ausschließlich Milchkühe, jeder Zehnte baut nur Getreide an, bei dem Rest handelt es sich um Mischbetriebe. rob

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