CDU lässt auch im Kreis SPD klar hinter sich

Kreis Neunkirchen · Die Landtagswahl bot Überraschungen. Mit Alwin Theobald und Christina Baltes ziehen zwei Neue aus dem Kreis in den Landtag ein.

 In den letzten Tagen vor der Wahl waren die Plakate der Parteien wie hier in Wellesweiler extrem präsent im Straßenbild. Foto: Jörg Jacobi

In den letzten Tagen vor der Wahl waren die Plakate der Parteien wie hier in Wellesweiler extrem präsent im Straßenbild. Foto: Jörg Jacobi

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Schulz-Effekt? Kramp-Karrenbauer-Effekt? Saar-Effekt? Die Landtagswahl am Sonntag war spannend. Allerdings nur bis zum Schließen der Wahllokale. Danach implodierte die Aufregung, Begeisterung und Trübsal verteilten sich rasch und eindeutig. Die CDU enteilte der Konkurrenz nicht nur auf Landesebene, auch heruntergebrochen auf den Kreis Neunkirchen hat sich das Blatt gewendet. Stand vor fünf Jahren bei der vorangegangenen Landtagswahl die SPD in der Gunst der Wähler aus dem Kreis auf Platz eins, ist es diesmal die CDU (siehe Grafik). Nur in der Stadt Neunkirchen und in Schiffweiler (mit kleinem Vorsprung) lagen die Sozialdemokraten auf Kreisebene vorne.

Der Neunkircher Sebastian Thul hat sein Landtagsmandat verteidigt. Das Ergebnis von Sonntag ist für ihn gleichwohl ernüchternd: "Natürlich schüttelt man sich. Aber jetzt müssen wir die Ärmel hochkrempeln und weitermachen." Er selbst sei seit 20 Jahren in der SPD und habe so manches Ergebnis verkraften müssen, etwa die Wahl 1999, als die Sozialdemokraten im Saarland mit wenigen Stimmen unterlegen waren.

Zumindest habe man diesmal die Mannschaftsstärke im Landtag gehalten, es müssten keine Mitarbeiter entlassen werden. Auch das ist für Thul ein positiver Punkt. Für die Demokratie sei es allerdings schlecht, wenn einer übermächtigen Koalition eine kleine Opposition entgegenstehe. Von der AfD sei nichts zu erwarten. Thul geht davon aus, dass sie sich in der kommenden Legislaturperiode selbst disqualifiziert. Der Sozialdemokrat setzt zudem auf wieder stärkere kleine Parteien wie FDP und Grüne, damit im demokratischen Wettbewerb wieder andere Koalitionsmöglichkeiten zustande kommen. Die SPD befinde sich derzeit in der Zwickmühle. Wenn sie vor der Wahl signalisiere, mit der CDU eine große Koalition einzugehen, erhalte sie dafür genauso negative Rückmeldungen wie bei der Option Rot/Rot. Letztlich gelte es jetzt, die Sacharbeit zu stabilisieren und zu schauen, was sich am Horizont auftut.

Nimmt man die Zahlen vom Sonntag, dann wartet in den Gemeinden des Kreises wohl viel Arbeit auf die Sozialdemokraten. In Eppelborn enteilte die CDU am stärksten. Dort wählten 48,3 Prozent die Christdemokraten, für die SPD entschieden sich 26,4 Prozent. Auch in Illingen gab es bei der Landtagswahl eine klare Linie: 45,3 Prozent CDU, 29,2 Prozent SPD. In Merchweiler ging der Vergleich zwischen den beiden Großen 40,4 zu 33,1 Prozent an die CDU. In den Gemeinden Spiesen-Elversberg (37,9 zu 33,1 Prozent) und Ottweiler (36,6 zu 32,4 Prozent) hatte die CDU ebenfalls die Nase vorne. Die Stadt Neunkirchen hingegen, in der doppelt so viele Wähler an die Urnen gingen wie in den anderen Kreisgemeinden, blieb auch bei dieser Wahl stärker sozialdemokratisch orientiert. 36 Prozent entschieden sich für die SPD, 32,7 Prozent für die CDU. In Schiffweiler retteten die Sozialdemokraten einen leichten Vorsprung über die Ziellinie: 35,6 zu 34,7 Prozent.

Für die Christdemokraten war der Sonntag ein Festtag. Tobias Hans, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und CDU-Generalsekretär Roland Theis staunten am Wahlabend, als die Ergebnisse einliefen. Natürlich hatten sie auf ein gutes Ergebnis gesetzt, aber so gut hatten sie es dann doch auch wieder nicht erwartet. Hans hatte seinen Heimatort genau im Blick. In Münchwies knackte die CDU die 50 Prozent locker, auf die SPD entfielen nicht einmal halb so viele Stimmen. Für ihn eine besondere Genugtuung. Darüber hinaus, erläuterte er, habe seine Partei sogar dort stark gepunktet, wo SPD-Bewerber ihr Zuhause haben.

Hans und Theis sind mit der Arbeit im Landtag vertraut, ihr Parteikollege Alwin Theobald aus Eppelborn zieht erstmals in dieses Haus ein. Das starke Ergebnis in seiner Kommune sei für ihn besonders schön, zumal die CDU in allen Ortsteilen vorne gelegen habe. "Ich dachte, wir werden stärkste Partei", sagt Theobald, "aber nicht so deutlich". Bei Hausbesuchen habe er den Eindruck bekommen, viele Bürger hätte der Gedanke an Rot/Rot unter Beteiligung von Oskar Lafontaine abgeschreckt. Theobald kommt aus dem Landesjugendamt in die neue Aufgabe. "Das ist für mich Neuland." Natürlich wolle er die Themen Jugendarbeit und Kommunalpolitik in die Landtagsfraktion einbringen.

Ebenfalls neu auf der Bühne des Landtages wird Christina Baltes aus Schiffweiler sein. Die Sozialdemokratin hatte nach 2600 Hausbesuchen ein anderes, ein besseres Gefühl gehabt, die Menschen seien insgesamt sehr offen gewesen. Doch mit der Enttäuschung will sie sich nicht lange aufhalten. Die Ortsvorsteherin von Stennweiler: "Nach der Wahl ist vor der Wahl." Nach 29 Jahren bei der Arbeitskammer beginne für sie im Landtag jetzt etwas ganz Neues. Mit den Themen innere Sicherheit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf wolle sie sich einbringen.

Die Piraten waren wie im Land auch auf Kreisebene chancenlos. Kreistagsmitglied Gerd Rainer Weber sagt dazu: "Für uns war das Ergebnis keine Überraschung. Wir wussten das und wir machen deswegen nicht zu." Generell habe es seine Partei bundesweit nicht geschafft, die eigene Arbeit zu professionalisieren. Selbst wenn auf lokaler Ebene gut gearbeitet werde, schaue der Wähler doch auf das bundesweite Auftreten einer Partei. Trotz der deutlichen Niederlage geht er davon aus, dass die Piraten an ihrer politischen Arbeit festhalten und auch in fünf Jahren auf dem Wahlvorschlag zu finden sein werden.

Einen neuen Anlauf werden dann auch die Grünen nehmen müssen, die ebenfalls nicht mehr im Landtag sind. Die Kreisvorsitzende Tina Schöpfer erklärt mit Blick auf die kommende Legislaturperiode: "Das wird keine gute Oppositionsarbeit werden. Unsere Themen, besonders die Umweltthemen, werden nicht mehr im Landtag vertreten sein." Viele in der Partei seien wie sie selbst enttäuscht, aber die Grünen würden weiterkämpfen. Vor der Ankündigung des Grünen-Landeschef Hubert Ulrich, für die Niederlage die Verantwortung zu übernehmen, habe sie "vollen Respekt". Den Grund für das Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde sieht Schöpfer nicht in erster Linie bei den Grünen selbst. In den letzten beiden Wochen vor dem Wahlsonntag habe sie gespürt, dass es bei den Bürgern nur noch um die Frage ging, ob nun Schwarz/Rot oder Rot/Rot die Wahl gewinne. Programmatisch seien die Menschen nicht mehr wirklich zu erreichen gewesen.

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 Sebastian Thul. Foto: spd/thul

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 Im Wahllokal 47/49 in Wiebelskirchen ging es am Sonntagabend kurz nach 18 Uhr los mit dem Auszählen der Stimmen. Foto: Jörg Jacobi

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Foto: Jörg Jacobi
 Alwin Theobald. Foto: Eitel/CDU

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 Christina Baltes. Foto: Puhl-Krapf

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Foto: Puhl-Krapf
 Kreiswahlleiter und Landrat Sören Meng (stehend) hatte mit Volker Federkeil (rechts) und Werner Detemple die Ergebnisse im Blick. Foto: Jacobi

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Foto: Jacobi

Ortsteil-Ergebnisse wenig aussagekräftig Nach Landtags- und Bundestagswahlen hat die SZ bislang die Ergebnisse nach Stadt- und Ortsteilen aufgegliedert dargestellt. Das ist aber wegen der steigenden Zahl der Briefwähler nur noch wenig aussagekräftig. Denn: Briefwahlstimmen werden nicht Stadtteilen oder Dörfern zugeordnet. So wird etwa bei der Wahlbeteiligung ein viel zu niedriger Wert ausgewiesen. Deshalb beschränken wir uns auf die Veröffentlichung der Stadt- und Gemeindeergebnisse. Bei den Kommunalwahlen werden in der Saarbrücker Zeitung selbstverständlich auch weiterhin die Ortsratswahl-Ergebnisse veröffentlicht.

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