Meng will für den Kreis werben

Kreis Neunkirchen · Neunkirchen. Hinter Sören Meng liegen anstrengende Wahlkampf-Wochen. Der Sozialdemokrat will seine neue Aufgabe als Landrat des Kreis Neunkirchen im Januar übernehmen. Über seine Pläne, die Berechtigung der Kreisverwaltung und Urwahl sprach mit ihm SZ-Redakteur Michael Beer.

 Sören Meng lässt sich nach dem Wahlsieg im Landratsamt von seinen Unterstützern und Freunden feiern. Foto: Andreas Engel

Sören Meng lässt sich nach dem Wahlsieg im Landratsamt von seinen Unterstützern und Freunden feiern. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Wie haben Sie die Nacht nach der Wahl geschlafen?

Meng: Sehr gut. Ich war glücklich, erschöpft und überwältigt von den vielen Reaktionen. Ein ganzes Stück Last ist von mir abgefallen, das muss man erst einmal verdauen.

Sie haben von leerem Akku gesprochen. War der Wahlkampf anstrengender als erwartet?

Meng: Man wächst ja an seinen Aufgaben. Ich bin in den Wahlkampf hineingeschlittert mit den ersten Terminen. Dann wurden es immer mehr. Getragen hat mich die große Unterstützung vieler Menschen und natürlich meiner Familie. Gerade die letzten beiden Wochen waren sehr anstrengend.

Ist die Landrats-Urwahl bei solch niedrigen Beteiligungen noch zu halten?

Meng: Dazu habe ich eine differenzierte Meinung. Der Landrat bekleidet ein wichtiges Amt. Die Aufgaben des Kreises betreffen die Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter. Die Entscheidung der Urwahl war deshalb richtig. Fairerweise muss man sagen, dass wir diesmal eine Einzelwahl hatten, sonst ist diese Urwahl eingebettet in weitere Wahlen. Es ist natürlich sehr schade, dass die Bürger so wenig vom Landrat mitbekommen. Ich würde das gerne ändern.

Die Kreise stehen in der Diskussion. Werden Sie der letzte Landrat Neunkirchens sein?

Meng: Glaube ich nicht. Schon das brandaktuelle Thema Flüchtlinge oder die Jugendhilfe zeigen: Wir brauchen starke Kreise. Man spart nichts, wenn man die Aufgaben auf andere Verwaltungsebenen aufteilt. Die Landkreise gibt es seit Jahrhunderten. Ihre Sinnhaftigkeit in Frage zu stellen, bringt wenig. Ihre Finanzierung durch die Kommunen ist natürlich bedenklich, aber von einem Landrat nicht zu ändern. Ich werde versuchen, mit den Kommunen einen gemeinsamen Weg zu finden.

Wird OB Jürgen Fried weniger grollen, wenn er die Zahlungsaufforderung zur Kreisumlage von Ihnen bekommt?

Meng (lacht): Das müssen Sie ihn fragen. Ein Oberbürgermeister hat das Wohl - auch finanziell - seiner Kommune vor Augen. In Zeiten klammer öffentlicher Kassen belastet die Kreisumlage besonders, das ist so. Meine Aufgabe ist es, die Kostenstruktur zu überprüfen und transparent zu machen.

Was können Sie bewegen?

Meng: Es ist wichtig, ein Gespür für unsere Region zu entwickeln. Weiche Faktoren wie Tourismus zählen genauso wie die Wirtschaft. Als Landrat kann ich Bewusstseinsbildung vorantreiben, Prozesse unterstützen. Ich werde als erfahrener Netzwerker auch für regionale Produkte werben und Dinge wie selbstbestimmtes Leben im Alter und Familienfreundlichkeit fördern. An das Ergebnis seiner Amtsvorgängerin Cornelia Hoffmann-Bethscheider ist Sören Meng nicht ganz herangekommen. Sie hatte 2010 in der Landrats-Urwahl fast 60 Prozent eingefahren. Aber nach dem vorzeitigen Ausscheiden der Sozialdemokratin ins gut dotierte Amt der Sparkassenpräsidentin herrschte in der Partei sowieso eher Unsicherheit vor, ob die Wähler Meng eventuell für den Seitenwechsel seiner Parteikollegin abstrafen würden. Der politische Erdrutsch ist ausgeblieben. Schon im ersten Wahlgang, als die Grüne Tina Schöpfer noch mit auf dem Wahlzettel stand, lag Meng mit 48,3 Prozent klar vorne. In der Stichwahl am Sonntag gingen dann 55,9 Prozent an ihn, 44,1 Prozent an den CDU-Bewerber Tobias Hans .

Die niedrige Wahlbeteiligung schmerzte beide Stichwahl-Kandidaten. Letztlich haben 16 100 Stimmen von fast 113 000 Wahlberechtigten genügt, um Landrat zu werden. Beide hatten im Wahlkampf betont, eine bessere Beteiligung sei ein wichtiges Ziel ihrer Bemühungen. 646 Bürger wählten am Sonntag zudem ungültig. Ein Protest gegen die Urwahl oder den vorgezogenen Termin? Das bleibt das Geheimnis dieser Gruppe. Mit 2,2 Prozent ist der Anteil nicht ungewöhnlich hoch. Vor fünf Jahren lag er bei 2,7 Prozent.

Für klare Verhältnisse hat bei der Landratswahl die Stadt Neunkirchen gesorgt. 6138 Menschen haben dort Meng gewählt, an Hans gingen 3281 Stimmen. Dieser Vorsprung hat den Noch-Sozialdezernenten der Kreisstadt besonders gefreut. Die Neunkircher hätten seine Arbeit gewürdigt, befand Meng am Wahlabend. Während der CDU-Kandidat in Eppelborn, Illingen und Merchweiler die 50 Prozent übersprungen hat, erstaunt in den vier "Meng-Kommunen" Neunkirchen , Ottweiler, Schiffweiler und Spiesen-Elversberg letztere. War dort doch bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr die CDU mit 37,9 Prozent der Stimmen vor der SPD (37,2 Prozent). Jetzt haben knapp 58 Prozent der Wähler dem Sozialdemokraten ihre Stimme gegeben. Spiesen-Elversberg war vor fünf Jahren noch einzige Kommune, die an die CDU mit ihrem damaligen Kandidaten Thomas Thiel ging.

Und auch wenn der künftige Landrat Sören Meng kreisweit keine 60 Prozent geholt hat: In Neunkirchen hat er seine Vorgängerin getoppt mit 65,2 zu damals 64,3 Prozent.

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