Leckereien im alten Schlecker

Kreis Neunkirchen · Bevor Drogeriemarkt-Betreiber Anton Schlecker 2012 seine Mega-Pleite hinlegte, gab es im Kreis Neunkirchen 25 Schlecker-Märkte. Nun steht Familie Schlecker in Stuttgart vor einem Prozess, weil sie etliche Millionen Euro beiseitegeschafft haben soll. Die SZ hörte sich um, was aus den Schlecker-Leerständen geworden ist.

 Frauen-Power in der Kirchenstraße: Wo früher der Schlecker-Markt in Wiesbach war, gibt es nun einen Friseur und eine Zuckerbäckerei. Unser Bild zeigt von links: Michaela Quinten, Susanne und Anika Hell und Heike Peter-Suck. Foto: Andreas Engel

Frauen-Power in der Kirchenstraße: Wo früher der Schlecker-Markt in Wiesbach war, gibt es nun einen Friseur und eine Zuckerbäckerei. Unser Bild zeigt von links: Michaela Quinten, Susanne und Anika Hell und Heike Peter-Suck. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. Als Anton Schlecker sein mit harter Hand geführtes Drogeriemarkt-Imperium vor vier Jahren an die Wand fuhr, traf das auch den Kreis Neunkirchen . In Neunkirchen und den Stadtteilen Wiebelskirchen, Wellesweiler und Furpach standen plötzlich sechs Ladenlokale leer. Die Beschäftigten, durchweg Frauen, verloren ihre Arbeit. In Illingen gab es fünf Filialen, jeweils vier in Schiffweiler und Spiesen-Elversberg, je zwei in Merchweiler, Eppelborn und Ottweiler.

Die Vermieter der Geschäftsflächen, fast alles Privatleute, mussten sehen, wie sie wieder Leben in die Läden bekommen, was nicht überall gelungen ist, wie die SZ in Erfahrung gebracht hat.

In der Neunkircher Bahnhofstraße beispielsweise kam das Ex-Schlecker-Haus unter die Abriss-Birne, um Platz zu machen für die neue Senioren-Residenz. Das Anwesen in der Zweibrücker Straße wurde fürs Wohnen umgebaut, in Furpach werden jetzt Döner verkauft, in Wiebelskirchen gibt es statt Watte und Windeln nun Zeitschriften und eine Toto-Lotto-Annahmestelle. Nichts tut sich mehr in den ehemaligen Schlecker-Standorten Marktstraße/Steinbrunnenweg und in Wellesweiler in der Bürgermeister-Regitz-Straße.

Außer in Hirzweiler gab es in allen Illinger Ortsteilen einen Schlecker. In der Illinger Hauptstraße findet sich jetzt ein Geschäft mit Deko-Artikeln aller Art, in Uchtelfangen wird jetzt gewohnt statt verkauft und in Welschbach ist der Heizungsbauer Laux eingezogen. Während in Hüttigweiler ein Leerstand zu beklagen ist, so Pressesprecher Thomas Keller, werden in Wustweiler vom Restaurant Gego Nudelgerichte für den Verkauf in Einkaufsmärken produziert.

In Spiesen-Elversberg hat sich für das Schlecker-Quartett nur in der Fichtenstraße keine neue Nutzung finden lassen. "Da haben wir noch einen Leerstand", sagte Bürgermeister Reiner Pirrung der SZ.

Auch in Schiffweiler ist der alte Schlecker-Laden nach einer zwischenzeitlichen Nutzung durch die Galerie "Miteinander" wieder ungenutzt, während sich in den übrigen drei Ortsteilen wieder Verwendung für die Flächen fand: In Heiligenwald nutzt das Team der ambulanten Palliativversorgung SAPV die Räume. In Landweiler-Reden werden Waren direkt und übers Internet verkauft und in Stennweiler ist der Modellbahn-Club untergekommen.

In Ottweiler, so Pressesprecher Ralf Hoffmann, ist man in der Wilhelm-Heinrich-Straße froh, dass jetzt zwei Logopädinnen im alten Schlecker arbeiten, während man im Schlosshof den Leerstand durch eine Ausstellung mit Bildern von Günter Baus geschickt kaschiert.

Aus Schlecker wurde im Merchweiler Solch 2014 auf Initiative von einigen Ex-Schlecker-Frauen der Drogeriemarkt "Drehpunkt" . Allerdings war dieser Geschäftsidee kein Erfolg beschieden. In Wemmetsweiler dreht sich das Geschäft in der Wilhelmstraße nun um Toto-Lotto.

Bleibt noch Eppelborn, wo das Schlecker-Aus keine leeren Schaufenster im Straßenbild hinterlassen hat. Am Marktplatz in Eppelborn wirkt jetzt die Friseurin Antonietta Coppola, weiß der örtliche Wirtschaftförderer Hans-Peter Hoffmann. Und auch in Wiesbach geht es im komplett umgebauten Ex-Schlecker bei Susanne und Anika Hell um schöne Schöpfe und Köpfe. Hell wechselte in der Kirchenstraße mit ihrem Salon allerdings nur die Straßenseite, während die Zuckerwerkstatt von Heike Peter-Suck und Michaela Quinten neu gegründet wurde. Aus Schlecker wurde hier jetzt "süß und sehr sehr lecker".

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