Kirchen bekennen Farbe am „Tag des Denkmals“

Kreis Neunkirchen · Für Kultur- und Geschichtsbewusste lohnte es sich, am Sonntag verschiedene Kirchen im Kreis aufzusuchen: Die Hausherren erläuterten dort fachkundig Fenstermosaiken und Wandmalereien.

 Pastor Stephan Gerber erklärte als Kenner der Materie die Wand- und Deckengemälde in der Dreifaltigkeitskirche in Wiebelskirchen. Fotos: Anika Meyer

Pastor Stephan Gerber erklärte als Kenner der Materie die Wand- und Deckengemälde in der Dreifaltigkeitskirche in Wiebelskirchen. Fotos: Anika Meyer

 Auch die Bergkapelle in Illingen hatte zum Motto „Farbe" eindrucksvolle Glasfenster und Wandgemälde zu bieten.

Auch die Bergkapelle in Illingen hatte zum Motto „Farbe" eindrucksvolle Glasfenster und Wandgemälde zu bieten.

Leuchtendes Himmelblau im Gewölbe und an den Wänden, davor unzählige biblische Figuren in eher zarten, hellen Farben. Im Kontrast dazu die Kopie einer düster gehaltenen Darstellung des Gekreuzigten von Rubens am Hochaltaltar, kräftig bunte Portraits von Propheten und Evangelisten in den Fenstern. Farbe ist überall in der Dreifaltigkeitskirche in Wiebelskirchen. Wer sie am gestrigen Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, betrat, dem war wohl gleich klar, warum sie in das Programm der bundesweiten Aktion mit dem diesjährigen Motto "Farbe" Eingang gefunden hat.

Der "Tag des offenen Denkmals" will für kulturelles Erbe sensibilisieren und Interessierten historische Stätten und Orte näher bringen. Beteiligt sind verschiedene Institutionen wie die Kultusminister und die Landesämter für Denkmalpflege, außerdem Kreise, Städte, Gemeinden, Vereine und Privateigentümer.

Zwar tröpfelte der Besucherandrang in Wiebelskirchen, wie auch in den anderen beteiligten Kirchen im Kreis , eher mäßig dahin, doch konnte, wer da war, Interessantes erfahren. Christoph März, Pfarrer in der Eifel, hat die neobarocke Dreifaltigkeitskirche ab 1923 in nur zwei Jahren malerisch ausgeschmückt, wie Pastor Stephan Gerber, erklärte. Auf einer Darstellung des jüngsten Gerichts hat er sich selbst als Auferstehender, als Gerippe, verewigt, ebenso seinen Vater, diesen jedoch bereits mit neuem Leib. "Zur Erklärung hat der schwerhörige März gesagt: Im Tod wird es mir gehen wie im Leben - ich werde die Posaunen Gottes als Letzter hören", berichtete Gerber. Auch Prälat Johann Schütz, der 1915 den Grundstein für die Kirche legte, ist verewigt.

In der Schiffweiler Kirche St. Martin konzentrieren sich die Farben an den Fenstern und am Hochaltar im Chorbereich. Pastor Walter Becker erklärte den Besuchern die Abendmahls-, Kreuzigungs- und weiteren Szenen der beeindruckend detailliert, fast freiplastisch gearbeiteten Reliefs des neogotischen Altars von etwa 1900. Außerdem die Fenster: "Die Gesichter sind erstaunlich fein!", befand Becker. "Weder grätzisch', noch zu fromm, was schnell leblos wirkt." Ein Fenster im Querhaus zeigt die heilige Familie in der Schreinerwerkstatt. "Jesus trägt bereits sein sozusagen späteres Logo IHS' in den Gewandornamenten", so Becker. Auch viele bemalte Skulpturen aus dem 19. Jahrhundert schmücken die ab 1867 erbaute neugotische Hallenkirche.

Neugotisch ist auch die idyllisch gelegene Illinger Bergkapelle, entstanden 1911. Und auch hier verdichten sich die Farben, in Form floraler Elemente, die im Schiff vor allem Gewölbezwickel und Schlusssteine zieren, im Chor. In Illingen führte Toni Schröder die Besucher, von denen er sich ein paar mehr gewünscht hätte. "Es ist aber gut gelaufen, die Leute waren sehr interessiert."

Jenseits des offiziellen Programms zum Motto "Farbe" hatten sich auch die Wallenbornkapelle in Wiesbach und das Junkerhaus mit Schmiede in Wellesweiler am Tag des offenen Denkmals beteiligt.

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