Zwischen Schule und Beruf soll keiner „verschwinden“

Kreis Neunkirchen · Die Schulen sammeln Daten von Schülern ohne klare Ausbildungsperspektive und leiten sie an eine Netzwerkstelle weiter. Dies ist die Grundlage für ein neues Projekt, das der Jugendberufsagentur die Möglichkeit für gezielte Hilfen bieten soll.

Jetzt ist es beschlossene Sache: Der Landkreis Neunkirchen wird ab 1. Juni für drei Schuljahre Modellregion für ein Pilotprojekt namens "Lückenlose Betreuung". Mit ihm soll verhindert werden, dass Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf "verloren gehen". Von immerhin 30 Prozent aller Jugendlichen - das haben Erhebungen im Stadtstaat Hamburg ergeben - ist nicht bekannt, wo sie nach ihrem Abgang von allgemeinbildenden Schulen abbleiben. "Das Bedrückende: Sie tauchen Jahre später wieder auf", so Hans-Hartwig Felsch, Geschäftsführer der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit (BA), im November bei der Vorstellung des Projekts - und dann oft als Antragsteller für Hartz IV.

Der Modellversuch, angestoßen vom "Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar", soll nun dazu beitragen, dass diese jungen Menschen am Arm genommen werden, um auf dem saarländischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Bereits im Dezember hatte sich der Kreistag dazu bekannt, dass im Kreis Neunkirchen die "Netzwerkstelle" für den Modellversuch angesiedelt wird. Bei seiner Sitzung am Dienstag billigte er nun einmütig eine Kooperationsvereinbarung, die den Ablauf des Projekts umreißt. Beteiligt sind neben dem Landkreis das Wirtschafts- und das Bildungsministerium in Saarbrücken, die Bundesagentur für Arbeit , die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer. Die beiden Vollzeitkräfte, die dazu beim Kreis angesiedelt werden, werden vom Land bezahlt. Der Kreis trägt die Sachkosten und stellt dazu in seinen Etats von 2015 bis 2019 jeweils 15 000 Euro bereit. "Der Kreis Neunkirchen wurde auf Grund der weit fortgeschrittenen und gut funktionierenden Zusammenarbeit von Landkreis, Jobcenter und Agentur für Arbeit als Modelllandkreis ausgewählt", stellt Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider fest. "Diese Chance wollen wir nutzen, um den Jugendlichen im Landkreis effektiv zu helfen, den Übergang ins Berufsleben möglichst reibungslos zu bewältigen."

Diese Hilfe sieht so aus, dass Jugendliche von der Jugendberufsagentur (angesiedelt bei der Agentur für Arbeit) gezielt angesprochen und aufgesucht werden. Grundlage ist, dass mit einem "Monitoringsystem" die Übergänge der Schüler - streng nach den Regeln des Datenschutzes und mit Zustimmung der Schüler - nach der Schule erfasst werden. Dazu werden ab Klassenstufe 8 in Förderkonferenzen Jugendliche ermittelt, die Unterstützungsbedarf haben. Am Ende des Schuljahres gibt die Schulleitung die gesammelten Datensätze an die Netzwerkstelle des Kreises weiter. Diese leitet die Daten von Schülern, für die keine oder eine unklare Anschlussperspektive vermerkt wurde, an die Jugendberufsagentur weiter. Deren Fachkräfte gehen auf diese Klientel zu, bieten Beratung und Unterstützung an oder vermitteln sie in Ausbildung, Arbeit oder darauf vorbereitende Maßnahmen. Die Jugendberufsagentur kümmert sich in einer "rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit" um Zielgruppen von Arbeitsagentur, Jobcenter und Jugendhilfe. Ein Baustein ist dabei das vom Kreisjugendamt und dem Diakonischen Werk eingerichtete Jugend-Beratungs-Zentrum "Kompass". Stefan Gerber stellte dem Kreistag Aufgabengebiete und Abläufe am Dienstag äußerst detailliert vor.

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