Ein kleiner Hausvorrat hilft in der Krise

Kreis Neunkirchen · Für den Katastrophenfall sollten Bürger auch mit eigenen Vorräten gewappnet sein, sagt die Bundesregierung. Die Katastrophenschützer im Kreis mit ihrem obersten Vertreter Landrat Sören Meng sehen darin keine Panikmache, sondern einen vernünftigen Ansatz.

 Kreisbrandinspekteur Werner Thom, Landrat Sören Meng und Kreispolizeibehörde-Leiter Hartmut Seibert (von links) vor einem Organigramm im Bunker des Kreislagezentrums. Foto: Jasmin Alt

Kreisbrandinspekteur Werner Thom, Landrat Sören Meng und Kreispolizeibehörde-Leiter Hartmut Seibert (von links) vor einem Organigramm im Bunker des Kreislagezentrums. Foto: Jasmin Alt

Foto: Jasmin Alt

Bei Großmutter im Keller gab es regalweise eingeweckte Birnen, Mirabellen und Zwetschgen. Marmeladengläser, selbstgemachten Saft und und und. Das sah nicht immer alles sehr einladend aus, aber mit den Vorräten hätten sich im Notfall einige Wochen verbringen lassen, ohne das Haus zu verlassen. Heute ist manchmal nicht einmal eine Dose Tomaten im Küchenregal, und für die Pizzasoße geht es schnell mal in den Supermarkt abends um halb Acht. Alles ist in der Nähe, jederzeit verfügbar. Jederzeit? Was es bedeuten könnte, wenn zum Beispiel der Strom über Tage großflächig ausfällt, hat der österreichische Autor Marc Elsberg 2012 in seinem Roman Blackout skizziert. Kurz gesagt: Das Leben wird sehr schnell sehr ungemütlich.

Die Bundesregierung hat jüngst ein neues Zivilschutz-Konzept vorgestellt und unter anderem angemahnt, die Bürger mögen Vorräte für den Krisenfall einlagern. Ein Ausdruck erhöhter Gefahrenlage? Der Katastrophenschutz steht im Kreis unter der Hoheit des Landratsamtes. Landrat Sören Meng sieht keinerlei Anlass zu größerer Besorgnis in der Region. Gleichwohl hält er es für sinnvoll, wenn sich jeder gegen eine Krise wappnet. Unterstützung erhält er dabei von Werner Thom und Hartmut Seibert. Seibert ist Abteilungsleiter der Kreispolizeibehörde, zu der auch der Zivil- und Katastrophenschutz gehört. Thom ist Mitarbeiter der Behörde und zugleich im Ehrenamt Kreisbrandinspekteur.

Die Experten wissen, dass die moderne Technik störungsanfällig ist. Deshalb hat das Landratsamt für den Fall der Fälle ein Notstromaggregat, deshalb lässt sich mit Laptops auch offline, also ohne Internet-Unterstützung, arbeiten. Wann ein Katastrophenfall eingetreten ist, muss sich am jeweiligen Ereignis erweisen. Jedenfalls ist eine Voraussetzung, dass viele Menschen über die kommunalen Grenzen hinaus betroffen sind. Die Überschwemmungen Anfang Juni in Illingen und Eppelborn etwa waren schon nah dran am Katastrophenfall, berichtet Seibert. Einen Katastrophenfall ruft der Landrat aus und setzt damit eine Hilfskette in Gang. Im Verwaltungsgebäude, dem Ottweiler Witwenpalais, treten ein administrativer (Meng und Verwaltungsspitzen) und ein operativer Krisenstab (Vertreter der Hilfsorganisationen) zusammen.

Im Landkreis, erläutert Meng weiter, sind knapp 2400 Menschen ehrenamtlich im Katastrophenschutz tätig. Alleine bei der Feuerwehr 1400, dazu kommt das DRK (700 Helfer), die Malteser (30 Helfer), Technisches Hilfswerk (220 Helfer) und DLRG (30 Helfer). Darüber hinaus sind Notfall-Seelsorger mit im Boot. 40 Fahrzeuge sind im Kreis stationiert, um eine Krise zu bewältigen. Untergebracht sind sie bei den jeweiligen Organisationen, die damit arbeiten. Aktuell, berichtet Kreisbrandinspekteur Thom, ist für das Kreislagezentrum eine neue Software für Ausnahmezustände angeschafft worden. Im November beginnen die Ausbildungen dazu. Die Kommunen im Kreis haben die gleichen Programme, eine Vernetzung von Kreis- und kommunalen Lagezentren sei dadurch möglich.

Vom Stromausfall über den Flugzeugabsturz bis hin zu einer Havarie im Atomkraftwerk Cattenom - die Liste der denkbaren Krisenfälle ist lang. "Die Hilfskräfte wissen, was zu tun ist. Sie kennen ihre Einsatzpläne", sagt Landrat Meng. Ob in Übungen wie im April am Schulzentrum Illingen, bei der alle Hilfsorganisationen die Zusammenarbeit und die Kommunikation untereinander trainierten, oder regelmäßigen Zusammenkünften auf den einzelnen Ebenen, die Fragestellung des Zivilschutzes werde immer weiterentwickelt, fügt Abteilungsleiter Seibert hinzu. Aktuelles Thema sei der Umgang mit Drohnen.

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Auf einen Blick Bürger sollen für einen Krisenfall Nahrungsmittel einlagern. Für 14 Tage lautete die Empfehlung zuvor, zehn Tage sind es jetzt nach dem neuen Zivilschutz-Konzept. Dazu zählt insbesondere Trinkwasser. 14 Liter pro Person und Woche sind empfohlen. Aber auch lang haltbares Essen, Dosen, Nudeln, Hülsenfrüchte gehören dazu. Ein kleiner Vorrat an Medikamenten, Pflaster, Kerzen, Streichhölzer, Taschenlampe sowie warme Kleidung sind auch empfohlen. Schnelle Information ist im Krisenfall wichtig. Die Katastrophen-Helfer empfehlen, sich ein kleines, batteriebetriebenes Radio zu kaufen. Zurzeit noch UKW, in einigen Jahren auch DAB+. Auch das Autoradio eignet sich. Stichwort Sirenen: Moderne Sirenen sind eigentlich Lautsprecher, die den Sirenenton verbreiten. Sie könnten auch für Sprechdurchsagen genutzt werden. An einer landesweiten Telefon-Info, die sehr viele Anrufer zugleich bedienen kann, wird derzeit gearbeitet. Zwei Handy-Anwendungen, Apps, informieren im Katastrophenfall: "Nina" (Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) und "Katwarn" (Projekt öffentlicher Versicherer in Deutschland). "Nina" wird künftig auch in einer regionalen Krisenlage im Saarland informieren. Bei "Katwarn" ist das bisher noch nicht entschieden. we

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