Vorsicht vor falschen Polizisten

Kreis Neunkirchen · Dutzende Male haben sich in jüngster Vergangenheit Trickbetrüger am Telefon gegenüber Neunkirchern als Polizisten ausgegeben. Die Polizei warnt vor dieser neuen Betrugsmasche, auf die hier anscheinend bisher noch niemand reingefallen ist.

Vor einem Unbekannten, der sich am Telefon als "Oberkommissar Altmann von der Kripo Saarbrücken" ausgibt, um Vermögensinformationen für spätere Diebestouren zu erschleichen, hatte die Polizei Neunkirchen vorige Woche in der SZ gewarnt.

Offensichtlich handelt es sich dabei nicht um einen Einzelfall. "In den letzten Tagen häufen sich Anrufe von falschen Polizeibeamten", sagt Rainer Spies, Leiter des Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Neunkirchen . Die Anrufer, die sich als echte Polizisten ausgeben, fragten nach Informationen zu Vermögen und Wertsachen. In einem Fall habe sich ein falscher Polizist auch Zugang zu einem Computer verschafft, um dort sensible Konto-Informationen auszuspähen. In einigen Fällen habe der Anrufer auch die Telefonnummer der Neunkircher Polizei vorgegaukelt. Auch in der Polizeidirektion Illingen spricht man von ähnlichen Erfahrungen. Auch hier haben Bürger von dieser neuen Methode berichtet.

"Bei dieser Masche lässt sich seit ungefähr einer Woche ein Schwerpunkt im Raum Neunkirchen feststellen", bestätigt Horst Zimmer, der als Leiter der Abteilung Vermögensdelikte derartige Fälle aus dem ganzen Saarland bündelt. Dutzende solcher Fälle aus dem Raum Neunkirchen haben er und seine Kollegen in jüngster Zeit erfasst. Alleine für vorigen Donnerstag seien zehn solcher Betrugsversuche aus dem Bereich Neunkirchen aktenkundig. Bisher sei allerdings noch kein Fall bekannt, in dem jemand um sein Erspartes gebracht wurde. Bei der Masche, die erst seit ungefähr einem dreiviertel Jahr angewandt werde, gebe es jedoch vermutlich weit mehr Betroffene. "Die falschen Polizisten sind eine Variante des Callcenter-Betrugs", erklärt Zimmer. Bei den Tätern handele es sich überwiegend um in Deutschland aufgewachsene Türken, die gut Deutsch sprächen und aus dubiosen Callcentern von der Türkei aus "rund um die Uhr" deutsche Rentner anriefen. Dabei nutzten sie oft Listen mit Telefonnummern, die sie im Internet kauften. Aktuell arbeiteten sich manche Telefonbetrüger wohl durch eine Liste mit Neunkircher Nummern. Auch Zimmer bestätigt, dass die Täter dabei teils Nummern von örtlichen Polizeidienststellen vortäuschten. Dafür gebe es mittlerweile sogar Programme fürs Smartphone. Während ältere Leute mit immer neuen Betrugsmaschen konfrontiert werden, ziehen vereinzelt auch bereits bekannte Methoden.

Enkel und Polizist falsch

Der ehemalige Kriminalbeamte Gerd Amman aus Ottweiler schildert der SZ einen brandaktuellen Fall.

Mit Hilfe des Enkeltricks (die SZ berichtete mehrfach), ist kürzlich in St. Wendel nämlich eine 92-Jährige um 35 000 Euro gebracht worden. Hier waren mindestens zwei Täter am Werk. Ein Mann hatte sich demnach als Enkel der Frau ausgegeben, um von ihr Geld für eine angebliche Auktion in Saarbrücken zu erhalten. Ein zweiter Anrufer gab sich als Polizeibeamter aus, jedoch nur um die Frau zu bewegen, die hohe Geldsumme einem anonymen Boten zu übergeben.

Der ehemalige Polizist Amman ist einer von aktuell 12 Seniorensicherheitsberatern im Landkreis Neunkirchen . Wer nicht sicher sei, ob er wirklich einen echten Polizisten am Telefon habe, solle zur Sicherheit dort lieber selbst anrufen und nachfragen, rät der Experte.

Monika Jost vom Seniorenbüro Neunkirchen weist ergänzend darauf hin, dass Polizisten nie bitten würden, die Geheimzahl der Bankkarte oder Wertgegenstände oder auszuhändigen. Hilfreich sei es auch, rechtzeitig mit Familie, Freunden oder Nachbarn über merkwürdige Anrufer zu sprechen. Auch ehrenamtliche Seniorensicherheitsberater wie Amman können helfen. Jeden ersten Freitag im Monat gibt es von 15 bis 16 Uhr eine Sprechstunde der Sicherheitsberater im Neunkircher "Momentum", Bliespromenade 1.

 Um in Wohnungen zu kommen, lassen sich Betrüger viele Geschichten einfallen, die sie an den Haustüren erzählen. Oft beginnen Verbrechen auch mit dem Anruf eines falschen Enkels oder Polizisten. Symbolfoto: Jens Schierenbeck/dpa

Um in Wohnungen zu kommen, lassen sich Betrüger viele Geschichten einfallen, die sie an den Haustüren erzählen. Oft beginnen Verbrechen auch mit dem Anruf eines falschen Enkels oder Polizisten. Symbolfoto: Jens Schierenbeck/dpa

Hinweise zu möglichen Betrügern bitte an die Polizei Neunkirchen (0 68 21) 20 30.

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