Endstation Giftspritze?

Kreis Neunkirchen · Sie geben denen Hoffnung, für die es fast keine mehr gibt. Der Verein Hundepfoten Saarpfalz sucht in Deutschland neue Familien für slowakische Hunde jeden Alters – und rettet ihnen damit das Leben.

Sie sitzen in ihren Zwingern und warten auf den Tod. Wenn sich nach 60 Tagen kein neues Herrchen oder Frauchen gefunden hat, erhalten sie ohne Betäubung die Giftspritze, werden erschlagen, erschossen oder verbrannt - Hunde in der staatlichen Tötungsstation im slowakischen Städtchen Zvolen.

Ein kleiner Verein mit Sitz in Neunkirchen will das nicht hinnehmen. Hundepfoten Saarpfalz versucht, möglichst viele Hunde aus Zvolen und einem Tierheim in Zlate Moravce an liebe Menschen in Deutschland zu vermitteln. Bernd Hermann hat die Arbeit von Hundepfoten Saarpfalz im Redaktionsgespräch vorgestellt. Der Neunkircher Polizist ist seit Dezember 2012 Vorsitzender des am 29. April desselben Jahres gegründeten Vereins. "Ursprünglich hatten wir uns in Spanien engagiert", erinnert sich Hermann. Nach einem Wechsel im Vorstand habe die Kontaktperson für Spanien allerdings den Verein verlassen.

Im April 2013 kamen dann die ersten Hunde aus der Slowakei. "Wir versuchen, alle fünf Wochen einen Transport zu organisieren", sagt Hermann. Dann fährt er mit einem angemieteten Auto in die Slowakei und holt die Hunde ab, für die Tierliebhaber entweder einen Adoptionsvertrag unterzeichnet oder sich als Pflegestelle angeboten haben. "Die Pflegefamilien übernehmen die Futterkosten, den Tierarzt zahlen wir."

Für die Vermittlung gibt es ein klares Prozedere beim derzeit 66 Mitglieder zählenden Verein. Interessierte können sich zunächst über die von Hermann betreute Webseite ein Tier aussuchen. "Wenn eine Vorauswahl getroffen ist, folgt eine Vorkontrolle durch ein Vereinsmitglied", so Hermann. Dabei werde abgeklärt, unter welchen Bedingungen das neue Familienmitglied vor Ort Leben kann - "Zwingerhaltung", so Hermann, "scheidet bei uns aus". Wenn alles passt, folgt der Adoptionsvertrag und nach der Übergabe auch eine unangekündigte Nachkontrolle.

In der Schutzgebühr sind ein EU-Heimtierausweis, der obligatorische Chip, Impfungen, Entwurmung, Floh- und Zeckenschutz enthalten. "Außerdem müssen wir die Tiere in der Slowakei freikaufen", erzählt der Vereinsvorsitzende. Allein darauf entfalle ein großer Teil der Kosten. Immerhin habe man mit örtlichen Tierschützern und der Stadt erreicht, dass in der Station in Zvolen keine Tiere mehr getötet werden, solange keine Überfüllung der Einrichtung droht. Obwohl sie staatlich sind, müssen Tierheim und Tötungsstation sich selbst über Spenden tragen. So erhält das Tierheim vom Verein monatlich 650 Euro für Futter. Futterspenden aus Deutschland sind auf den meisten Fahrten ohnehin dabei.

Dass es in der Branche viele schwarze Schafe gibt, bedrückt Bernd Hermann. "Das macht es uns oft schwer, für Vertrauen in unsere Arbeit zu werben", gesteht er. Er selbst hat eine dicke Mappe voller Bescheinigungen, Genehmigungen und Zertifikate mitgebracht - "alles, was der Gesetzgeber für den Transport und die Einfuhr von Tieren fordert". Welpen zum Beispiel könnten erst mit 16 Wochen eingeführt werden, da sie erst in der zwölften Woche ihre Tollwutimpfung bekommen können und anschließend drei Wochen in Quarantäne müssen. "Trotzdem werden immer wieder deutlich jüngere Hunde in Deutschland angeboten." Und die könnten keinesfalls legal eingeführt sein, so Hermann.

Der nächste Transport - insgesamt Nummer 17 - soll Ende November stattfinden. Die meist dreitägige Reise bedeutet für die Mitfahrer einen vollen Tag ehrenamtlichen Arbeitseinsatz vor Ort. "Das ist alles andere als Urlaub", betont Hermann. Zu den anstrengenden Fahrten kommt jede Menge Papierkram in der Slowakei, aber auch für die Behörden in Deutschland . Außerdem muss die Webseite, auf der es auch Infos über weitere Tätigkeiten des Vereins in Deutschland gibt, ständig aktualisiert werden. Unterstützung jeder Art ist immer willkommen.

hundepfoten-saarpfalz.de

Zum Thema:

Auf einen BlickHelfen kann man Hundepfoten Saarpfalz auf vielen Wegen. Geld-, Sach- und Futterspenden sind genauso wie weitere Helfer stets willkommen. Eine Mitgliedschaft kostet zwei Euro im Monat. Außerdem werden Pflegestellen und Adoptionsfamilien gesucht. Auch würden ein kostenloses Fahrzeug für die Transporte, Baumaterial oder sogar medizinisches Zubehör gerne gegen Spendenquittung genommen. Kontakt übers Internet oder Telefon (01 57) 79 06 49 54 oder (01 77) 3 12 02 31. spe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort