Mit spürbarer Freude präsentieren Klaus Jochem und Christian Brunner die Kartoffeln, die sie im Garten der Tagesförderstätte Elversberg geerntet haben. Die beiden Männer gehören zu den Besuchern der Lebenshilfe-Einrichtung, in der Menschen mit hohem Hilfebedarf gefördert werden, die nicht, nicht mehr oder noch nicht werkstattfähig sind. Wegen der Schwere der Behinderung ist es nach den bisherigen Erfahrungen allerdings nur in Einzelfällen möglich, Menschen mit Behinderung von der Tagesförderstätte in die Werkstatt zu vermitteln. Zum Angebot der Lebenshilfe Neunkirchen gehören zwei Tagesförderstätten mit jeweils 36 Plätzen in Neunkirchen in der Weierswies und in Elversberg. Durch genehmigte Überbelegungen werden in jeder der beiden Einrichtungen allerdings 40 schwer mehrfachbehinderte Menschen gefördert. "Hier werden den Besuchern durch individuelle Förderpläne lebenspraktische Fertigkeiten vermittelt, die ihnen bei der Bewältigung des Alltags helfen und so zu einem möglichst hohen Maß an Selbstbestimmung beitragen", erläutert Jürgen Müller, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Neunkirchen .

"Wir bieten unseren Besuchern eine ganzheitliche Förderung an", unterstreicht Stephanie Mayer, die Leiterin der Tagesförderstätte Elversberg. Die Menschen mit geistiger Behinderung sollen Vertrauen zu sich selbst und ihrer Umwelt entwickeln, soziale Rücksichtnahme und Frustrationstoleranz erlernen. Das Erledigen kleinerer Aufträge, wie etwa das Vorbereiten des Frühstücks, das gemeinsam eingenommen wird, stärkt das Selbstbewusstsein der Bewohner. Beim Mittagessen, das in der Gruppe zubereitet wird, darf sich jeder Besucher regelmäßig sein Lieblingsgericht wünschen. Falls keine verbale Kommunikation möglich ist, helfen Bildkarten mit den unterschiedlichsten Gerichten weiter. Spaziergänge und gemeinsames Einkaufen fördern das Leben in der Gemeinschaft. Spiele und kreatives Gestalten verbessern nicht nur die Fingerfertigkeit, sondern auch das Erkennen von Farben und Formen.

Auf dem Wasserbett des Snoezel-Raumes entspannt sich Artur Justus bei warmem Licht und angenehmer Musik. Martina König, eine Mitarbeiterin der Tagesförderstätte, stellt mit basaler Stimulation (Aktivierungskonzept) den Kontakt zu ihm her. Der basale Bereich spielt in der Arbeit der Tagesförderstätte eine wichtige Rolle. So schenkt das sachgemäße Lagern auf dem Wasserbett schwerst mehrfach behinderten Menschen Wohlbefinden. Die täglichen Arbeits- und Ruhezeiten sind auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnitten. Bei Bedarf wird den Besuchern der Tagesförderstätte Ergotherapie und Krankengymnastik angeboten.

Für viele Familien bedeutet die Betreuung ihres Angehörigen in der Tagesförderstätte eine erhebliche Entlastung im Alltag. Auf eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern und den Mitarbeitern der Wohnstätten legt das Team der Tagesförderstätte großen Wert. Regelmäßig werden die Angehörigen zu Grillfesten und Faschingsfeiern eingeladen. "Menschen mit geistiger Behinderung sind durch den Besuch der Tagesförderstätte ausgeglichener geworden oder haben gelernt, mit Messer und Gabel zu essen", verweist die Leiterin der Tagesförderstätte Elversberg auf positive Rückmeldungen der Eltern.

Tagesförderstätte Weierswies

Leitung: Karola Offer, Adresse: Weierswies 11, 66538 Neunkirchen , Telefon (0 68 21) 98 11 23.

Tagesförderstätte Elversberg

Leitung: Stephanie Mayer, Adresse: Thomas Mann-Straße 29 a, 66583 Spiesen-Elversberg,

Telefon (0 68 21) 7 03 73.