Im Reich der "Pfeifenmänner"

Elversberg. Vier mal fünf Schritte misst das Reich der Unparteiischen im Stadion an der Kaiserlinde der Sportvereinigung Elversberg. Tisch, Stühle, weiße Wände, Ablagebrett, Kalender und Durchgang zur Duschkabine. Eine eher nüchterne Atmosphäre bei einer doch ziemlich emotionalen Angelegenheit: Fußball. Carsten Mieger öffnet unserer Zeitung die Tür zur Schiedsrichterkabine

 Carsten Mieger ist Schiedsrichterbetreuer bei der SVE. Vom ersten Telefonkontakt im Vorfeld des Spiels bis zur Überreichung der Gastgeschenke kümmert er sich um die Unparteiischen. Foto: Thomas Seeber

Carsten Mieger ist Schiedsrichterbetreuer bei der SVE. Vom ersten Telefonkontakt im Vorfeld des Spiels bis zur Überreichung der Gastgeschenke kümmert er sich um die Unparteiischen. Foto: Thomas Seeber

Elversberg. Vier mal fünf Schritte misst das Reich der Unparteiischen im Stadion an der Kaiserlinde der Sportvereinigung Elversberg. Tisch, Stühle, weiße Wände, Ablagebrett, Kalender und Durchgang zur Duschkabine. Eine eher nüchterne Atmosphäre bei einer doch ziemlich emotionalen Angelegenheit: Fußball. Carsten Mieger öffnet unserer Zeitung die Tür zur Schiedsrichterkabine. Der 38-Jährige ist Schiedsrichterbetreuer beim Fußball-Regionalligisten. Ab der Regionalliga - der vierthöchsten Spielklasse in Deutschland - ist eine Betreuung der Referees vorgeschrieben, berichtet Mieger: "Ich mache es freiwillig auch noch bei unserer zweiten Mannschaft in der Oberliga." Der Mann aus Wemmetsweiler griff früher selbst zur Pfeife, bis Landesliga. Dann stoppte ihn sein Knie. "Jetzt bin ich eben Funktionär, das gleicht das ein bisschen aus", sagt der Kreisschiedsrichterlehrwart Nordsaar beim Saarländischen Fußballverband. Sein Betreuungs-Job folgt einem festen Plan: Unter der Woche liest Mieger die Ansetzung nach. Freitag vor dem Spiel nimmt er telefonisch Kontakt auf: "Man kennt sich in der Regel." Eineinhalb Stunden vor Anpfiff trifft das Trio in Schwarz an der Kaiserlinde ein. Mieger begleitet die Unparteiischen in die Kabine. Es gibt ein kleines Gastgeschenk - Wimpel, Pin, SVE-Chronik. Das Gespann schreitet zur Platz-Kontrolle. In der Kabine stehen Sprudel und Apfelschorle bereit: "Auf Wunsch auch Cola, im Winter auch Tee." Die Schiedsrichter brauchen den elektronischen Spielberichtsbogen. Und Mieger überprüft, dass je ein Trikot beider Teams in ihrer Kabine liegt: "Für den farblichen Abgleich." Meist bleibt noch Zeit für einen Kaffee. Der Betreuer hat dann Pause. Für die Schiedsrichter beginnt die Arbeit. Anpfiff.

Nach dem Schlusspfiff geht der Schiedsrichter-Beobachter in die Kabine. Er hat die Partie von der Tribüne aus verfolgt. Die Spielleitung wird jetzt nachgearbeitet. Ganz schnell muss jetzt auch der elektronische Spielberichtsbogen ausgefüllt werden. Das erledigt in der Regel der Schiedsrichter-Assistent. Auch ein Gespann habe seine Hierarchie, lacht Mieger: "Assistent eins übernimmt den Spielberichtsbogen, Assistent zwei holt Bier."

Schiedsrichter sind untereinander alle per Du - ob sie ganz unten oder ganz oben im Einsatz sind. Manchmal schaut auch einer an der Kaiserlinde vorbei, der sonst Bayern München oder Borussia Dortmund pfeift. Etwa Dr. Jochen Drees. Mieger: "Sehr menschlich, sehr sympathisch und umgänglich."

Die Spesensätze des DFB hat Mieger für die SZ herausgesucht: In der Regionalliga erhält der Schiedsrichter 300 Euro, die Assistenten je 150 Euro, der Beobachter 30 Euro. In der Bundesliga liegen die Sätze bei 3600/1800/300; in der Kreisliga A bei 18/12/12; in der Frauen- Bundesliga bei 154/77/30.

Stichwort Frauen. Die tauchen auch mal zur Regel-Aufsicht an der Kaiserlinde auf. Mieger: "Wenn eine Frau im Männerfußball pfeift, gibt es immer gemischte Gespanne. Gemischte Gespanne nutzen auch zusammen eine Kabine. Da werden keine Unterschiede gemacht."

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