Saarländische Ansichten im Fokus

Neunkirchen · Die Wanderausstellung „Walter Bernstein – Sein Blick auf Industrie und Mensch“ macht Halt im Kunstzentrum Bosener Mühle. Die Werkschau will mit einem konzentrierten Blick auf das Schaffen des Malers, seine kulturhistorische Bedeutung zurück ins Bewusstsein der Öffentlichkeit tragen.

 „Neunkirchen, Hohlstraße“ (Öl auf Karton), eines der Werke von Walter Bernstein. Foto: Ames

„Neunkirchen, Hohlstraße“ (Öl auf Karton), eines der Werke von Walter Bernstein. Foto: Ames

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"Die Bergbauanlagen mit Förderturm machten Walter Bernstein nicht nur im Saarland zu einem gefragten Künstler", berichtet Laudatorin Dr. Ingeborg Besch bei der Eröffnung der Walter-Bernstein-Wanderausstellung im Kunstzentrum Bosener Mühle. "Mit der sicheren Setzung seiner Striche umreisst er die stolze und selbstbewusste Welt einer Industrie, die so vielen Menschen den Lebensunterhalt sicherte."

Fördertürme als Kathedralen der Industriezeit, Bergmänner und Hüttenarbeiter beim Schichtwechsel, das Antlitz des Arbeiters, stilisiert als Ikone. Die Farben Gelb und Braun symbolisieren die Erde und das Gold der Tiefe, die Kohle , der Treibstoff in einer der bedeutendsten Perioden saarländischer Geschichte. Walter Bernstein, geboren 1901 in Neunkirchen und gestorben 1981, hatte die Kohle- und Stahlindustrie zu seinem Hauptthema gemacht - auch weil dies sein Einkommen sicherte. So spielt auch die Natur und der Mensch fernab der Arbeitswelt eine Rolle im Werk des tief religiösen Künstlers, der alles bemalte, was er in die Hände bekam.

Viele seiner Werke wurden von der Landesregierung angekauft, sind an öffentlichen Orten wie Schulen oder Kirchen zu sehen. Walter Bernstein reflektierte das Lebensgefühl, stiftete Identität. Doch der Ruf verblasste.

"Walter Bernstein betrat nicht die große Bühne", so Besch. Dass die Aufmerksamkeit, im Gegensatz zu beispielsweise Fritz Zolnhofer, ohne wiederkehrende Ausstellungen und Forschungsarbeiten versiege, sei folgerichtig. Die 2013 gegründete Förderstiftung Walter Bernstein setzt sich zum Ziel, das Vermächtnis des Künstlers ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Die Wanderausstellung, die neben den saarländischen Landkreisen auch in Lothringen und Luxemburg Halt macht, ist ein erster Schritt. Der Stiftungs-Vorsitzende Roman Uwer über weitere Pläne: "Wir werden in diesem Jahr beginnen, ein Werkverzeichnis zu erstellen. Dabei sind wir auf Hilfe der Bevölkerung angewiesen, denn wir vermuten noch viele unentdeckte Arbeiten."

Zum 115. Geburtstag wird zudem erstmals der Walter-Bernstein-Preis bei einem Festakt am 17. Juni in der Waschkaul im Zechenhaus Reden verliehen. Räume für ein zukünftiges Kunst- und Kreativzentrum werden gesucht. Die Wanderausstellung ist noch bis zum 8. April in der Bosener Mühle zu sehen. Landrat Udo Recktenwald (CDU ) zum Ausstellungsort: "Walter Bernstein ist ein wichtiger und bleibender Künstler von hoher Qualität.

Darum ist es eine große Ehre für uns, dass seine Werke hier ausgestellt werden." Abschließender Höhepunkt des ausgelobten Bernstein-Jahres wird eine Ausstellung in der Berliner Vertretung des Saarlandes im September sein.

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Auf einen BlickBernsteins Weg zum anerkannten saarländischen Industriemaler war alles andere als vorgezeichnet. Nach einer Maler- und Anstreicherlehre zog es ihn 1923 an die Kunstakademie Nürnberg, von dort drei Jahre später an die Akademie der Bildenden Künste nach Berlin, wo er unter Professor Hans Meid studierte. Er machte als Meisterschüler auf sich aufmerksam, lernte Max Slevogt und Käthe Kollwitz als prägende Personen kennen. Er heiratete Bertha Bodmer 1936. Dieser verheißungsvolle Lebensabschnitt endete mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939. Seine erste Ehefrau verstarb im selben Jahr, im Krieg wurden seine Werke vernichtet.Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft im Lager Bretzenheim kehrte Bernstein ins Saarland, nach Schiffweiler, zurück. Dort heiratete Bernstein 1947 Maria Zewe. Walter Bernstein machte sich in den Jahrzehnten nach seiner Rückkehr ins Saarland insbesondere als Industriemaler einen Namen, schuf Wandbilder in öffentlichen Gebäuden und Kirchen. 1970 erhielt er in Monaco die Palme d'Or als höchste Auszeichnung. Viele Werke wurden von der Landesregierung angekauft. Nach seinem Tod verwaltete Maria Bernstein 1981 den Nachlass. ame

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