Einbruchserie zerrt an den Nerven

Neunkirchen · Proppenvoll war das Tennis-Clubheim des TuS Neunkirchen am Donnerstagabend. Aber es ging nicht um Sport, sondern um die Einbruchserie im Bereich Ziehwald, die die Anwohner seit Wochen in Atem hält.

Da staunte nicht nur Organisatorin Gabriele Wagner-Wenzel: Immer mehr Bürger strömten am Donnerstagabend ins Clubheim der Tennisfreunde am Biedersberg, rund 100 waren es schließlich, die die Einbruchserie auf den Plan gerufen hat. "Da merkt man, dass das Thema beigeht", sagte Neunkirchens Polizeichef Thomas Dräger-Pitz. Der Polizeioberrat stand Kriminalhauptkommissar Reiner Spies zur Seite, um die Bürger auf Einladung von Wagner-Wenzel über den Stand der Ermittlungen zu informieren und ihnen vor allem Ratschläge zu geben, wie sie ihr Hab und Gut schützen und der Polizei helfen können. Auch Bürgermeister Jörg Aumann bat darum, die Empfehlungen der Polizei zu beherzigen.

Vom 1. bis 20. November schlugen der oder die Einbrecher sage und schreibe 20 Mal am Biedersberg (rund um den Bereich Ziehwald) zu. Das Gros der Fälle waren Tageswohnungseinbrüche von 7 bis 21 Uhr, das heißt, die Täter nutzen die einbrechende Dunkelheit und die Abwesenheit der Hausbewohner, die sich noch auf der Arbeit befinden. In 18 Fällen gelang der Zugang durch die rückwärtige Gebäudeseite. Zehn Mal wurde die Tür aufgehebelt, sieben Mal gelangen die Täter durch Glasstechen ins Gebäude. 12 Mal wurden Bargeld und Schmuck gestohlen, fünf Mal technische Geräte wie Fernseher. Der Sachschaden beläuft sich auf zirka 120 000 Euro.

"Jeder, der von der Einbruchserie weiß, hat ein mulmiges Gefühl", spricht Gabriele Wagner-Wenzel den Zuhörern aus der Seele. Darunter waren etliche, die selbst Opfer eines Einbruchs geworden sind. Oder die direkten Nachbarn sind betroffen wie beim Ehepaar Weiersbach. "Wir haben Angst", bringen die beiden die Gefühlslage der Wiebelskircher auf den Punkt. Dessen ist sich die Neunkircher Polizei sehr wohl bewusst, arbeitet mit Hochdruck an der Ergreifung der Täter. Man habe sogar eine eigene Ermittlungsgruppe gebildet, wie Spies berichete. Fünf Tatverdächtige gab es bisher, darunter war ein Mann, der per Haftbefehl gesucht worden ist und nun in der JVA einsitzt. Es gab übrigens seit dem 20. November keine neuen Fälle in dem Wohngebiet. Woran dies liegt, darüber kann bis jetzt nur spekuliert werden. Auf jeden Fall sollten die Wiebelskircher beziehungsweise alle Bürger in ihren Wohngebieten folgendes beherzigen: Jegliche verdächtige Wahrnehmung wie zum Beispiel auffälliges Verhalten ortsfremder Personen und Fahrzeuge sollten der Polizei gemeldet werden. Bürger sollten nicht selbst an diese Personen herantreten und eine Konfrontation mit potentiellen Straftätern riskieren. Wer überzeugt ist, dass ein Einbruch bereits stattfindet oder unmittelbar bevorsteht, sollte den Polizeinotruf 110 wählen. Diese Ratschläge gibt die Polizei übrigens auch schriftlich. In der nächsten Woche verteilen Bereitschaftspolizisten Flyer in dem Wohngebiet Ziehwald.

Meinung:
Den Tatentschluss vermiesen

Von SZ-RedakteurinHeike Jungmann

Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass die Anwohner im Bereich Ziehwald im höchsten Grad beunruhigt sind, der Zupruch zur Bürgerversammlung hat ihn geliefert. Einige waren sogar schon abends mit Taschenlampen losgezogen. Keine gute Idee, wie die Polizei findet. Denn sie selbst fährt verstärkt verdeckt Streife und nimmt dann vielleicht unbescholtene Bürger ins Visier. Zumal die Präsenz auf der Straße kaum etwas bringt, denn die rückwärtige Gebäudeseite ist meist die Achillesferse der Anwesen. Ein Bewegungsmelder und Schließbleche im Mauerwerk tun hier gute Dienste. Denn es gilt, wie es im Polizeijargon heißt, dem Täter den Tatentschluss zu vermiesen. Oder auch das alte Sprichwort: Gelegenheit macht Diebe.

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