Das Einmaleins des Marmorierens

Neunkirchen · Im Rahmen ihres Projektes „Trialog der Kulturen“ läuft in diesem Schuljahr an der ERS Stadtmitte erstmals ein Ebru-Kurs. Jeweils samstags von 11.30 bis 16 Uhr vermittelt die türkische Künstlerin Gülhan Efkar Schülern das Einmaleins des Marmorierens. Für Februar ist eine Ausstellung der entstandenen Bilder geplant.

 Gülhan Efkar mit Jessica Schwickert, Marie Keller, Esra Akgül, Lendila Mehmetaj und Selina Hirsch und einem Ebru-Bild. Foto: Seeber

Gülhan Efkar mit Jessica Schwickert, Marie Keller, Esra Akgül, Lendila Mehmetaj und Selina Hirsch und einem Ebru-Bild. Foto: Seeber

Foto: Seeber

. "Jetzt ziehst du von oben runter so schräg", weist Marie die neben ihr stehende Lendita an. Vor den beiden Siebtklässlerinnen steht eine rechteckige Schale, in der Farbkleckse schwimmen. Mit dicken Nadeln und kammähnlichen Werkzeugen ziehen sie Muster in der an einen Ölteppich erinnernden Flüssigkeit. Zufrieden mit ihrem Werk, legt Lendita schließlich ein weißes A4-Blatt vorsichtig auf die bunte Wasseroberfläche und zieht es dann langsam heraus. Siehe da: Das blau-grün-lila Muster ist aus der Schale aufs Papier "gewandert".

Dutzende kunstvoll marmorierte Blätter liegen bereits auf den Tischen und schmücken die Wände. Es ist der sechste Projekttag. Nach viel Theorie und noch mehr Praxis sind die sieben jungen Teilnehmerinnen fast schon Ebru-Profis. Was Gülhan Efkar zu verdanken ist. Die türkische Künstlerin vermittelt ihnen die Jahrhunderte alte Technik des Marmorierens. Ebru, auf Deutsch "Wolke", erlebte im 15. Jahrhundert seine Blüte und kam 200 Jahre später nach Westeuropa, wo es weiter entwickelt wurde. "Ebru-Techniken dienten anfangs nur als Hilfsmittel bei der Kalligraphie", erzählt die Kursleiterin, die seit ihrer frühen Kindheit Ebru praktiziert und ihre Erfahrung unter anderem an der Volkshochschule weiter gibt. "Man entdeckte, dass sich damit Papier marmorieren lässt, was zum Einbinden von Büchern sogar einen praktischen Nutzen hatte." Sind die Farbstrukturen doch fälschungssicherer als ein 100-Euro-Schein auf Hightech-Papier.

Der Ebru-Kurs hier an der Schule gehört zum "Trialog der Kulturen" der Herbert Quandt-Stiftung, an dem alle Klassen der ERS Stadtmitte mitwirken. Ziel des Trialogs ist es, zum Verständnis und zu Toleranz innerhalb der drei großen monotheistischen Religionen Islam, Judentum und Christentum beizutragen. Wie Ebru dahinein passt? "Bildende Kunst stellt aus meiner Sicht ein geniales Instrument für Integration dar", betont Gülhan Efkar. Speziell beim Marmorieren wird die Geduld der Kinder geschult, "sie lernen, tolerant zu sein" und spüren, wie man sich bei der kreativen künstlerischen Arbeit entspannen kann.

Esra hat die Technik längst verinnerlicht. Souverän setzt das zierliche Mädchen mit Kopftuch ihre Farbtupfer auf die Spezialmischung aus aufgelöstem Gummi, Ochsengalle und Wasser. Träge breiten sich die Kleckse aus, die Esra mit chirurgischer Präzision teilt, so dass plötzlich Tulpen und Blätter entstehen.

Eine Auswahl aller Bilder wird im Februar in der Bank1Saar gezeigt, informiert Lehrerin Esther Backes. Der beliebte Kurs soll fortgesetzt werden.

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