Bald schwärmen sie wieder aus

Neunkirchen · Kreis Neunkirchen. Bereits Ende des Monats beginnt die sogenannte „Schwarmzeit“ der Bienen. Anlass für SZ-Redaktionsmitglied Jasmin Kohl mit Reinhard Rösler, Vorsitzender des Imkervereins Ottweiler und „Schwarmretter“ im Kreis Neunkirchen, darüber zu sprechen, warum ein Schwarm gemeldet werden sollte, wie eine Schwarmrettung abläuft und was beim Honigkauf zu beachten ist.

 Manch ein Bienenschwarm sucht sich zum Sammeln auch ein Auto anstelle eines Busches aus. Archivfoto: Andreas Detemple

Manch ein Bienenschwarm sucht sich zum Sammeln auch ein Auto anstelle eines Busches aus. Archivfoto: Andreas Detemple

Herr Rösler, was genau versteht man unter der "Schwarmzeit"?

Rösler: Die Schwarmzeit umfasst die Monate Mai und Juni und bezeichnet die Teilung von Bienenvölkern. Das ist die natürliche Vermehrung eines Volkes von rund 60 000 Bienen . Ein Schwarm besteht aus 15 000 bis 30 000 Bienen und sammelt sich mit der alten Bienenkönigin als "Schwarmtraube" zum Beispiel in einem Baum. Der Rest der Bienen zieht sich eine neue Königin heran. Die Bienenschwärme können schon ab Ende April auftauchen. Entdecken Sie einen Schwarm, sollten Sie ihn umgehend bei der Polizei oder bei der Feuerwehr melden. Die verständigen einen Imker, der diesen Schwarm bergen und retten kann. Das kostet nichts. Für den Kreis Neunkirchen bin ich als Schwarmretter im Einsatz.

Wie läuft eine Schwarmrettung denn ab?

Rösler: Der Bienenschwarm hängt ja irgendwo gesammelt, zum Beispiel in einem Baum. Erstmal sprühe ich die Bienen nass, das dient zur Beruhigung. Unter den Schwarm halte ich dann einen Eimer oder ein anderes Gefäß, um die Bienen aufzufangen. Eine andere Möglichkeit ist das Abfegen der Bienen . Die Bienen werden dann in einen Bienenkasten geschüttet und der Deckel wird schnell draufgesetzt. Der Eingang bleibt offen. Wenn die Altkönigin dabei ist, bleiben alle Bienen in der Kiste und ich kann sie abtransportieren. Ist die Altkönigin nicht mit dabei, fliegen die Bienen zu ihr zurück und ich muss das Prozedere wiederholen.

Warum müssen die Schwärme denn gerettet werden?

Rösler: Wegen eines Parasiten , der Varroamilbe, haben Schwärme ohne Imkerunterstützung heutzutage keine Überlebenschancen mehr. Aufgrund dieses Parasiten gibt es schon seit über 35 Jahren keine frei lebenden Bienen mehr in Europa.

Was richtet die Varroamilbe denn an?

Rösler: Die Milben setzen sich in die Hautfalten der Bienen , saugen ihr Blut und übertragen auch Viren. Dadurch werden die Bienen geschwächt. Auch der Nachwuchs ist davon betroffen, denn die Varroamilbe nistet sich in den Waben ein. Als Imker behandeln wir die Bienen mit organischen Säuren wie zum Beispiel mit Milchsäure , Ameisensäure und Oxalsäure, um sie von der Milbe zu befreien. Würden wir das nicht machen, würde das Bienenvolk nach und nach absterben.

Oft rücken Sie unnötig aus, weil es sich nicht um Bienen , sondern Wespen handelt. Wie sind die Insekten denn am leichtesten zu unterscheiden?

Rösler: Die Grundfarbe der Wespen ist gelb, die der Honigbiene braun. Eine kleine "Eselsbrücke", wie man sich merken kann, ob es eine Wespe oder Biene ist: Im Wort Wespe klingt das "e" genauso wie im Wort "gelb". Wer sich das merkt, kann leicht unterscheiden. Übrigens: Wenn ich ausrücke, um einen Bienenschwarm abzuholen und es handelt sich um Wespen , verlange ich eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro. Die Bienenrettung ist kostenlos.

Was macht man denn, wenn man tatsächlich ein Wespennest entdeckt?

Rösler: Die meisten Wespen stehen unter Naturschutz und dürfen nur von zugelassenen Spezialisten entfernt werden. Imker dürfen das nicht. Dazu meldet man sich am besten beim Naturschutzbund, der dann entsprechend ausgebildete Leute schickt.

Was macht man am besten, wenn man von einer Biene gestochen wird?

Rösler: Das geht oft so schnell, dass man manchmal nicht mehr sehen kann, ob es eine Biene oder eine Wespe war. Steckt kein Stachel in der Haut, war es eine Wespe, steckt der Stachel noch drin, dann war es eine Biene. Am Stachelende sitzt die Giftblase, die immer noch weiter Gift unter die Haut pumpt. Den Stachel sollte man möglichst sofort mitsamt der Giftblase mit dem Daumennagel wegschieben. Er darf keinesfalls gegriffen werden, um ihn herauszuziehen, denn dabei würde man das Gift vollständig in die Haut entleeren. Der Schmerz geht bald vorbei, aber es kommt zu einer mehr oder weniger großen Schwellung, je nachdem, wo man gestochen wurde. Außerdem juckt die Schwellung. Nach etwa ein bis zwei Tagen lässt das langsam nach. Das ist eine normale Reaktion, kein Zeichen für eine Allergie. Eine Antihistaminsalbe und Kühlen kann das Jucken etwas lindern.

Bienen sind ja aber nicht nur lästig - im Gegenteil: Sie beliefern uns mit Honig . Was gibt es beim Honigkauf zu beachten?

Rösler: Lesen Sie mal die Rückenetiketten der Discounter-Honige. Dort finden Sie meistens "Honige aus EU- und Nicht-EU-Ländern". Also Misch-Honige aus aller Welt. In vielen Ländern werden Bienen mit Antibiotika behandelt, Honige werden erhitzt und in rostigen Behältern transportiert. In Deutschland ist das verboten. Außerdem bestäuben ausländische Bienen nicht unsere Nutzpflanzen , kommen also nicht unserer Natur zugute. Mit Honig vom regionalen Imkern unterstützen Sie unsere heimische Natur. Allein im Imkerverein Ottweiler gibt es 50 Imker, die ihren Honig privat oder über Händler verkaufen.

 Reinhard Rösler, hier mit einer Wabe, rettet Bienenschwärme im Kreis Neunkirchen. Foto: Rösler

Reinhard Rösler, hier mit einer Wabe, rettet Bienenschwärme im Kreis Neunkirchen. Foto: Rösler

Foto: Rösler
 Die Grundfarbe der Wespe ist gelb. Foto: Peer Grimm/dpa

Die Grundfarbe der Wespe ist gelb. Foto: Peer Grimm/dpa

Foto: Peer Grimm/dpa
 Bienen haben ein bräunlichen Körper. Foto: Patrick Pleul/dpa

Bienen haben ein bräunlichen Körper. Foto: Patrick Pleul/dpa

Foto: Patrick Pleul/dpa

Zum Thema:

Auf einen BlickWer einen Bienenschwarm entdeckt, kann Imker Reinhard Rösler direkt unter Telefon (0 68 24) 77 44 oder per E-Mail unter gartenhof@onlinehome.de kontaktieren. Für eine Wespennest-Entfernung steht Wega Kling vom Naturschutzbund (Nabu) unter Telefon (0 68 97) 8 81 26 zur Verfügung. Wer Interesse an eigenen Bienen hat, dem bietet der Verband der Imker im Kreis Neunkirchen Lehrgänge auf dem Freizeitzentrum Finkenrech in Eppelborn-Dirmingen an. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.kv-imker-neunkirchen.de . koj

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