Pfarrer Jochen Gabriel bleibt als Lotse an Bord

Furpach · An seinem 63. Geburtstag, am Sonntag, 15. Januar, wird Pfarrer Jochen Gabriel, während eines festlichen Gottesdienstes um 15 Uhr in der Kirche St. Josef-Furpach in den Ruhestand verabschiedet. Aber er wird bis zur Berufung eines Nachfolgers als Pfarrverwalter zur Verfügung stehen.

 Pfarrer Jochen Gabriel bleibt bis zur Berufung eines Nachfolgers für seine Pfarrei Neunkirchen-Furpach im Einsatz. Foto: Willi Hiegel

Pfarrer Jochen Gabriel bleibt bis zur Berufung eines Nachfolgers für seine Pfarrei Neunkirchen-Furpach im Einsatz. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Die Pfarrei St. Josef, seit 2007 St. Josef/St. Johannes, ist und bleibt der Mittelpunkt seines Lebens; eines nicht immer leichten Lebens, mit Höhen und Tiefen, Misserfolgen, aber noch mehr Erfolgen. Wenn am Sonntag in einem festlichen Gottesdienst in St. Josef (Furpach) Pfarrer Jochen Gabriel den so genannten Ruhestand annehmen wird, wird dennoch kein Abschiedsgottesdienst gefeiert.

Der Bischof wird ihn, bis zur Berufung eines Nachfolgers, zum Pfarrverwalter ernennen. Da der Pfarrer und ehemalige Dechant allerdings "nix mehr von Geld, Immobilien und Verwaltung wissen will", müssen die "Gremien klären, wer die Vermögensverwaltung macht", erläutert Gabriel. Das könne heute während einer Vakanz einem Laien übertragen werden, betont der Seelsorger.

Der zukünftige Pfarrer von St. Josef/St. Johannes aber werde sich in ein gemachtes Nest setzen können, versichert Gabriel, der seit 1990 Pastor in Furpach ist. Nicht ohne Stolz versichert er, dass die Pfarrei inzwischen keine Schulden, sondern Rücklagen habe, dass der neue Pfarrer auf ein engagiertes Mitarbeiterteam und eine gut aufgestellte Pfarrei treffen werde. Nicht umsonst wurde Gabriel an dieser Stelle schon mal als "Manager Gottes" apostrophiert. Organisieren kann er wie ein guter Firmenchef. 24 Stunden war er täglich für jeden da, denn seine Überzeugung ist: "Jede Tür, die geschlossen wird, schließt auch Menschen aus, deshalb muss die Kirche alle Türen offen halten für jeden."

Dass die Menschen gerade in dieser Zeit "Schutz und Segen" suchen, erlebte Gabriel in der Familien-Christmette an Heiligabend. Als er alle Kinder zur Wandlung an den Altar bat und sie anschließend segnete, strömten plötzlich Mütter und Väter mit ihren Kleinkindern auf dem Arm unaufgefordert aus dem Kirchenschiff zum Altar, um auch ihre Kinder segnen zu lassen.

Menschlichkeit erlebte er auch in einem Falle von Kirchenasyl, das er einer Syrerin gewährte.

Gabriel hat in den 27 Jahren seiner Tätigkeit in Furpach viel Arbeit geschultert und "Seel-Sorge gehabt" um Menschen in physischer und psychischer Not. Wie sehr in Furpach und darüber hinaus seine Arbeit und Lebensart geschätzt wird, zeigte sich in einer persönlich problematischen Zeit, in der er mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert war: Mit großer Leidenschaft verteidigten die Gremien der Pfarrei ihren Pfarrer und hielten zu ihm. Die Ermittlungen gegen Gabriel wurden eingestellt.

Der in Zweibrücken geborene Seelsorger hatte nach dem Abitur 1972 in Saarbrücken Sozialpädagogik, in Freiburg Religionspädagogik und in Münster Theologie studiert. In dem gleichen Jahr war er auch in den Orden der Herz-Jesu-Missionare eingetreten. 1983 wurde er in Homburg zum Priester geweiht. Sein Leitspruch: "Gott ist die Liebe. Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott." Das Leben im Orden aber wurde ihm zu eng. Auf seinen Wunsch wurde er vom Papst von den Verpflichtungen des Ordensgeistlichen entbunden und 1994 Bistumspriester in St. Josef, Furpach. Von 1993 bis 2010 war er auch Dechant im Dekanat Neunkirchen. Spuren hat Gabriel in seiner Seelsorgerzeit viele gesetzt. Ein Kraftakt "und Glücksfall", wie Gabriel heute noch versichert, war der Bau des neuen Gemeindezentrums in Wellesweiler durch die Architekten Wandel/Höfer/Lorsch und einer engen Zusammenarbeit mit Bund, Land, Stadt und Pfarrei. Aber auch der Bau des Jugendheimes in Furpach, der Neubau des Kindergartens in Wellesweiler und Baumaßnahmen an zahlreichen Immobilien sind unter anderen sichtbare Zeichen seines Engagements. Vor allem aber galt und gilt seine Sorge den Menschen, besonders der Jugend. Seine starke Ministrantengruppe hält im Bistum den Mitgliederrekord. Legendär sind seine Ferienmaßnahmen mit einem Team von 65 Gruppenleitern. Überhaupt hat er ein hervorragend aufgestelltes, gut durchorganisiertes, selbstständig arbeitendes Mitarbeiter-Netz.

Angesichts drohender Großpfarreien mit wenigen, klerikalen Mitarbeitern, gibt Jochen Gabriel seiner Gemeinde auf den Weg: "Nur die Gemeinde wird in diesen Zeiten überleben, die ihr Gemeindeleben selbst gestalten kann." Den Menschen in seiner Nähe wird der in Ludwigsthal wohnende Priester treu bleiben, auch in Ruheständlerzeiten.

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