Wenn Worte allein nicht ausreichen

Merchweiler · In der Merchweiler Seniorenresidenz St. Barbara lernen Pfleger und Privatpersonen eine spezielle Gebärdensprache. Sie soll die Kommunikation mit älteren Menschen erleichtern.

 Harald Körner-Lehnen (Vierter von rechts) ist Lehrer für Gebärdensprache. Derzeit unterrichtet er einen Kurs mit Pflegern des Seniorenheims St. Barbara in Merchweiler. Foto: Andreas Engel

Harald Körner-Lehnen (Vierter von rechts) ist Lehrer für Gebärdensprache. Derzeit unterrichtet er einen Kurs mit Pflegern des Seniorenheims St. Barbara in Merchweiler. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Im Alter nehmen die kognitiven Fähigkeiten ab. Das Sehvermögen und der Gehörsinn werden schlechter, das allgemeine Verständnis funktioniert häufig nicht mehr so gut wie in jüngeren Jahren. Die so genannte lautsprachunterstütztende Gebärdensprache (LUG) soll es älteren Menschen ermöglichen, ihr Gegenüber leichter verstehen zu können.

Im Seniorenheim St. Barbara in Merchweiler lernen derzeit elf Pfleger und zwei Privatpersonen die LUG. Es handele sich dabei nicht um die klassische Gebärdensprache, wie Gehörlose sie lernen, erklärt Harald Körner-Lehnen, Leiter des Kurses in Merchweiler. Bei der LUG wird zusätzlich zur Gebärde auch gesprochen. Und die Bewegungen sind andere als bei der klassischen Gebärdensprache. Prinzipiell geht es bei der LUG um Bewegungen, die viele auch im Alltag nutzen. Wenn ein Pfleger einen Bewohner etwa fragt, ob er etwas trinken möchte, könne er diese Frage mit einer Trinkbewegung unterstützen, indem er den Arm hebt und die Hand zum Mund führt. Die LUG sei ein "Schuhlöffel in die Sprache", sagt Harald Körner-Lehnen. Wichtig sei allerdings, dass alle Beteiligten für eine bestimmte Sache immer die gleiche Gebärde verwenden. Nur so setze auch bei den Pflegebedürftigen ein Lern- und Gewohnheitsprozess ein.

Der Kurs zeigt bereits Wirkung. Die LUG werde bei der täglichen Arbeit angewendet und sei sehr hilfreich, sagt Anja Barth, Pflegerin im Seniorenheim St. Barbara. "Die kognitiven Fähigkeiten nehmen im Alter in der Regel ab. Durch die Gebärden verstehen die älteren Menschen besser, was wir ihnen sagen wollen", ergänzt Kirsten Peter-Lambert, ebenfalls Pflegerin in der Seniorenresidenz St. Barbara. Die LUG wird unter anderem bei Situationen eingesetzt, in denen es ums Essen und Trinken, das An- und Auskleiden sowie die Körperpflege geht.

Auch Privatpersonen, die etwa zu Hause einen älteren Angehörigen pflegen, können an dem Kurs teilnehmen. Sie müssen sich dafür bei der VHS der Stadt Neunkirchen anmelden.

Gerade wenn die älteren Menschen, die zu Hause gepflegt werden, später irgendwann in ein Pflegeheim kommen, sei es sinnvoll, dass sie mit der LUG vertraut sind, sagt Dirk Habermann, Pflegedienstleiter der Seniorenresidenz St. Barbara.

Dass es den Kurs in Merchweiler gibt, ist zwei Pflegerinnen zu verdanken. Die Volkshochschule Neunkirchen hatte die Veranstaltung "Fit in der Kommunikation mit älteren Menschen" angeboten. Die beiden Pflegerinnen Anja Barth und Kirsten Peter-Lambert hatten sich dafür angemeldet. Die Beiden waren allerdings die Einzigen. Deshalb hat die VHS den Kurs abgesagt. In Absprache mit Pflegedienstleiter Dirk Habermann, dem Dozenten Harald Körner-Lehnen und der VHS lernen die Pfleger des Merchweiler Seniorenheims die Gebärdensprache nun im Rahmen einer innerbetrieblichen Weiterbildung. "Bereits nach der ersten Stunde waren alle Teilnehmer begeistert", sagt Dirk Habermann. Er gehe davon aus, dass der Kurs nochmal angeboten wird. Zudem soll es einen weiterführenden Fortbildungskurs für die jetzigen Teilnehmer geben.

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Kurs richtet sich auch an Privatpersonen Am Kurs "Fit in der Kommunikation mit älteren Menschen" können auch Privatpersonen, die etwa einen Angehörigen zu Hause pflegen, teilnehmen. Dazu müssen sie sich bei der Volkshochschule (VHS) der Stadt Neunkirchen anmelden. Weitere Information gibt es bei der VHS unter der Telefonnummer (0 68 21) 2 025 68 und per Mail an leonhardt-jacob@nk-kultur.de.

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