„Startrampe in eine neue Heimat“

Uchtelfangen · Diese Schulung ist eine Premiere, nicht nur für die Teilnehmer: Der ersten Integrationskurs im ländlichen Raum wird seit 1. Juli von 20 jungen Syrern unter 27 Jahren im Gemeindehaus Uchtelfangen besucht.

 Das Diakonische Werk und die evangelische Kirchengemeinde Uchtelfangen bieten jetzt einen Integrationskurs an. An der Tafel erklärt Lehrerin Reinhild Arens den syrischen Flüchtlingen den Unterschied zwischen Singular und Plural im Deutschen. Foto: Andreas Engel

Das Diakonische Werk und die evangelische Kirchengemeinde Uchtelfangen bieten jetzt einen Integrationskurs an. An der Tafel erklärt Lehrerin Reinhild Arens den syrischen Flüchtlingen den Unterschied zwischen Singular und Plural im Deutschen. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. Mit der Zahl der Flüchtlinge, die seit dem letzten Jahr ins Saarland kamen und auf die Kommunen verteilt wurden, ist auch der Bedarf an Integrationskursen für den Personenkreis gestiegen. Bisher fanden solche Kurse ausschließlich in Städten und Ballungsräumen statt, so dass die Teilnehmer weite Wege auf sich nehmen mussten. Seit 1. Juli findet im evangelischen Gemeindehaus in Uchtelfangen erstmals ein Integrationskurs im ländlichen Raum statt, den das Diakonische Werk an der Saar (DWSAAR) als größter Träger derartiger Kurse in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Uchtelfangen anbietet. Die Initiative hierzu war im vergangenen Jahr von einer Gruppe Ehrenamtlicher ausgegangen, die sich innerhalb der Kirchengemeinde um die Flüchtlinge kümmert. "Die ehrenamtlichen Helfer wollten dazu beitragen, dass die Flüchtlinge Zutrauen in ihre neue Umgebung gewinnen", erklärte Gemeindepfarrer Reinhold Wawra bei der Vorstellung des Projektes gestern Morgen im evangelischen Gemeindehaus. Wawra ergänzte: "Wir sind sehr stolz, dass wir diesen Kurs hier auf dem Land anbieten können und stellen unsere Räumlichkeiten gerne zur Verfügung". Nach Angaben von Maria Darsch und Christiane Lindner von der Flüchtlingshilfe werden in der Region derzeit 130 Flüchtlinge von Ehrenamtlichen betreut, und darunter sind 59 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Lindner schilderte die Problematik der Kinderbetreuung, wenn Mütter Kurse in Ballungszentren besuchen müssen, "und deshalb ist das Angebot im ländlichen Raum ganz wichtig", meinte die Mitarbeiterin der Flüchtlingshilfe . Auch Wolfgang Schöneberger, der Abteilungsleiter Offene Soziale Arbeit beim DWSAAR, misst dem neuen Angebot in Uchtelfangen große Bedeutung bei. Er sagte: "Es ist ganz wichtig, dass diese Kurse auf dem Land angeboten werden, denn für die Flüchtlinge sind sie eine Startrampe in eine neue Heimat ." Martin Horzella, der Referent für Migration und Bildung beim DWSAAR und nach Ansicht von Pressesprecher Helmut Paulus, der die Gesprächsrunde leitete, "ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet", nannte Anliegen und Ziele des Kurses. Er zeigte sich erfreut, dass die evangelische Kirchengemeinde in Uchtelfangen als Partner zur Verfügung steht, "denn das ist eine tolle Geschichte im ländlichen Raum". Er machte klar, dass die Anwesenheit der Kursteilnehmer verpflichtend ist und dokumentiert wird. Ziel ist nach neun Monaten die staatlich vorgeschriebene B 1-Prüfung, die die Teilnehmer befähigt, im Alltag sprachlich zu Recht zu kommen. Es sei erfreulich, dass es im Bereich B 1 eine sehr hohe Bestehensquote gibt, sagte Horzella, der aber ebenso einen massiven Fachkräftemangel beklagte. Deshalb habe das DWSAAR eine eigene Ausbildung von Lehrern für solche Kurse angestoßen. Wolfgang Schöneberger stellte die hohe Motivation aller Kursteilnehmer in Uchtelfangen heraus und kündigte an, dass sich das DWSAAR um weitere Standorte auf dem Land für derartige Kurse bemüht. Das Schlusswort gehörte noch einmal dem Gemeindepfarrer.

"Die evangelische Kirchengemeinde Uchtelfangen ist da, wenn sie gebraucht wird", versicherte Rainhold Wawra und ergänzte: "Wir brauchen alle starke Partner".

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Auf einen Blick Der erste Integrationskurs im ländlichen Raum im evangelischen Gemeindehaus Uchtelfangen wird von 20 jungen Syrern unter 27 Jahren besucht. Darunter ist eine Frau. Der Kurs umfasst 900 Stunden Sprachunterricht und 60 Stunden Landeskunde. Er endet nach neun Monaten mit der bundeseinheitlichen B 1-Prüfung. Der Kurs wird auch sozialpädagogisch begleitet. Das Diakonische Werk ist im Saarland der größte Träger der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanzierten Integrationskurse Derzeit laufen parallel 42 weitere Kurse in Saarbrücken, Neunkirchen, Völklingen und St. Wendel. heb

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