Sultan feiert 50. Geburtstag
Uchtelfangen · Eine „männliche Zicke“ sei er, sagt Michaela König über ihren Pony-Wallach. Doch längst wird ihm sein Eigensinn verziehen. Denn er ist das wohl älteste Pferd im Saarland. Auf dem Reiterhof Penth ist er zuhause.
Jahrelang hat die Shetty-Dame "Madame Nou", die in Berlin-Zehlendorf zu Hause war, als betagtestes Pferd Deutschlands gegolten. Sie starb 2013 mit über 50 Jahren. Was auch für so ein zähes kleines Pony eine riesige Leistung ist. Nun hat sich die Wiesbacherin Michaela König auf den 50. Geburtstag ihres Schimmelchens Sultan am morgigen Mittwoch vorbereitet. "Auch wenn er kein gültiges Abstammungspapier hat, legen andere Dokumente wie Impfausweise oder Tierarzt-Rechnungen doch sehr nahe, dass er jetzt sein fünftes Lebensjahrzehnt voll macht", sagt Michaela König, die das SZ-Team zur Box von Sultan auf dem Reiterhof Penth in Uchtelfangen eingeladen hat. Vor zwölf Jahren, am 8. Juli 2003, hat sie das Pferdchen geschenkt bekommen. Weswegen der 8. Juli damit als sein Geburtstag gilt. Der Vorbesitzer wollte das auch damals schon steinalte und ewig etwas miesepetrige Pony nicht mehr haben.
Michaela König wollte dem viel herumgeschubsten Kleinen noch ein, zwei gute Jahre gönnen. Dass er noch so viel älter werden würde, hätte sie sich damals nicht ausmalen können.
Die Vorgeschichte des Wallachs ist das, was man "bewegt" nennt. Michaela Königs Recherchen ergaben eine längere Periode als Zirkus-Pony, erkennbar an Kunststücken, die er anfangs noch zeigte, und eine Zeit als Anfänger-Tragtier in einem Schulbetrieb . "Deswegen mag er weder wuselige kleine Kinder, noch energische Männer", mutmaßt Michaela König, deren Tochter Sina (7) allerdings durchaus auf Sultans mittlerweile knochigem Rücken Platz nehmen darf.
Der Tierarzt, der den Schimmel schon seit Jahren wegen diverser Wehwehchen behandelt, habe ihr bestätigt, dass ihr Pony "weit über 40 Jahre alt" sei. Das könne man an der Gesamt-Konstitution durchaus erkennen.
Beim saarländischen Reiterverband kennt Geschäftsführerin Berverly Haertrich in der Region kein Pferd, das älter wäre als Sultan. Wobei es kein verbindliches Register aller Pferde , die hierzulande in privaten Ställen ihr Heu fressen, gibt.
Die "männliche Zicke" nimmt derweil gerne halbwegs huldvoll Leckereien in Form von Obst aller Art entgegen. Wobei man ihm nicht alles, was ihm schmeckt, ins Maul schieben darf, weil er an einer Stoffwechsel-Störung leidet, die üble Schmerzen in den Hufen (Huf rehe) verursachen kann. Deswegen wachen Michaela und Sina über den Speiseplan des Pony-Methusalems. Früher durchaus eine echte "Renn-Semmel", wird der kleine Weiße jetzt nur noch zu Spaziergängen mitgenommen, schleppen muss er niemanden mehr. "Obwohl er das durchaus noch könnte", so Michaela König. Allerdings habe sie auch keinen passenden Sattel für den Senior mehr.
Auf dem Hofgut Penth kennt jeder den alten Sultan und seine Michaela, die jeden Tag nach ihrer Arbeit als Erzieherin in der Kita Hierscheid an den Stall kommt, um ihr Pferdchen zu betreuen. Das zurückgehende Gewicht des 1,37 Meter großen Ponys macht der Besitzerin Sorgen. "Er hat nur noch rund 280 Kilo", sagt sie und tätschelt ihrem Sultan den Kopf.
Seine Mäuseöhrchen gehen endlich wieder fröhlich nach vorne, als er nach dem nervigen Presse-Termin in seine angestammte Box mit dem kleinen Auslauf entlassen wird. Ihm ist wohl ziemlich egal, ob er heute 48, 49 oder 50 Jahre alt wird. Hauptsache, der Service im Stall stimmt!
Wer einen noch älteren Pferde-Senior kennt, wende sich an s.lenz-engel@sz-sb.de
