Wo Skandinavien auf Berlin trifft

Illingen · Bei guter Musik, Käse und Wein genoss das Publikum in der Illinger Jazz-Lounge im Rathaussaal den Klavierabend mit Pianistin Johanna Borchert. Die Jazz-Echo-Preisträgerin begeisterte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme.

 Johanna Borchert stellte ihr aktuelles Album „FM Biography“ vor. Foto: Frank Schemmann

Johanna Borchert stellte ihr aktuelles Album „FM Biography“ vor. Foto: Frank Schemmann

Foto: Frank Schemmann

Über Berlin, Kopenhagen, Indien und Kalifornien nach Illingen ; so könnte man den bisherigen Werdegang der Jazz-Echo-Gewinnerin Johanna Borchert beschreiben. "Ich wollte sie schon seit einigen Jahren hier haben; jetzt hat es endlich geklappt", freut sich Elfi Kleiß über den Besuch der Ausnahmekünstlerin für die Reihe "Frau am Klavier ". Besonders die Einflüsse sowohl der deutschen als auch der dänischen Hauptstadt haben die Musik Borcherts, die neben ihren Soloauftritten im Duo Little Red Suitcase, im Quartett Schneeweißchen und Rosenrot und weiteren Formationen unterwegs ist, nachhaltig geprägt. "Wenn man die Augen schließt, kann man die Weiten Skandinaviens, aber genauso die multikulturellen Aspekte Berlins, die Kraft und Dynamik der Stadt, heraushören."

"Meine Eltern haben mich an die Musik herangeführt. Schon mit einem Jahr hab ich auf unserem Klavier zu Hause herumgeklimpert", erklärt Borchert die Ursprünge ihrer Leidenschaft. Danach absolvierte sie klassischen Pianounterricht, bevor sie sich dem Studium der Jazzmusik in Klavier , Komposition und Gesang widmete. Durch häufige Reisen und Auslandsaufenthalte sammelte sie vielfältige Einflüsse, ließ sich von den verschiedensten Kulturen inspirieren. Häufig wird Johanna Borchert mit Björk verglichen. Ihre "ganz eigene Art, die Stimme einzusetzen", spielt dabei genauso eine Rolle wie die teils außergewöhnlich experimentelle Art der Musik, welche die Jazzpianistin gerne einbaut. Denn auf den ersten Blick hören sich die Lieder häufig nach melodischer Popmusik an. Doch immer lässt sie Spielraum für Interpretation, für Improvisation. Ihre Songs richtet Borchert dabei nach den Texten aus, welche "von ganz unterschiedlichen Dingen handeln, die mich persönlich beschäftigen." Daraus wird dann die emotional treffende Melodie konstruiert: "Ich höre in die Stille rein und versuche, die Stimmung einzufangen, die zu dem Text passt."

Auf ihrem aktuellen Album "FM Biography" finden sich solche Stücke. Sie beschreibt darin so manche Situation, die eigentlich kaum ihren Weg in moderne Texte findet. "Long lane frame" befasst sich mit der Erfahrung, ewig so weiter zu machen und es dabei eigentlich gar nicht zu wollen. "White land" hingegen ist ein typischer Roadtrip mit einem Schuss Humor: "Man fährt im Schritttempo von Saint Francisco nach Los Angeles und während Schafe nebenherlaufen, kann man wunderbar die Landschaft genießen."

Für die Zukunft plant Borchert weitere Konzerte, unter anderem wird sie in Leipzig und Moskau zu sehen sein. Eine neue LP soll im Februar des kommenden Jahres erscheinen.

Das Publikum im Illinger Rathaussaal kann sie schon jetzt für sich einnehmen. Für ihr noch vergleichsweise junges Alter ist sie "sehr authentisch und ausdrucksstark, bringt ihre außergewöhnlich vielseitige Lebenserfahrung gut rüber", berichtet eine begeisterte Zuhörerin. Zur angenehmen Atmosphäre trugen Speisen und Getränke der Dorf- und Schaukäserei Hirztaler sowie des Weingutes Ollinger-Gelz bei.

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