„Die Stimmung ist viel entspannter“

Illingen · Rektor Burhard Maurer bringt seinen Golden Retriever Ennio mit in die Schule. Ennio hat dafür einen speziellen Kurs in der Hundeschule absolviert. Und die Kinder sind begeistert von ihrem vierbeinigen Mitschüler.

 Golden Retriever Ennio holt sich auch zwischendurch im Unterricht mal seine Streicheleinheiten ab . . .

Golden Retriever Ennio holt sich auch zwischendurch im Unterricht mal seine Streicheleinheiten ab . . .

Es ist kurz vor 8 Uhr, die Schüler warten in den Klassen auf den Unterrichtsbeginn. Ein Mädchen steckt kurz die Nase in den Flur und ruft dann begeistert nach hinten in den Raum: "Ennio ist draußen." Woraufhin es wie ein Echo durch den Klassensaal geht: "Ennio! Ennio ist da."

Ennio selbst ist das Bohei um seine Person ziemlich egal. Hauptsache, Herrchen ist da und am Ende des Tages stimmt die Leckerli-Bilanz. Denn bei Ennio handelt es sich um einen 18 Monate alten Golden-Retriever-Rüden, der schon mehr als sein halbes Leben in der Gemeinschaftsschule jobbt. "Seit er ein halbes Jahr alt ist, nehme ich ihn mit", erzählt Rektor Burkard Maurer. Für ihn geht damit ein Stück weit der Traum eines jeden Berufstätigen in Erfüllung: Hobby und Arbeit miteinander zu verbinden. "Als 16-Jähriger hatte ich einen Rottweiler", dann war erst mal Bundeswehr, Studium, Familie dran. "Jetzt, mit Mitte 40, sind die Kinder aus dem Haus" - Zeit für einen neuen Hund. Vom Wesen her kam nur ein stressresistentes, gutmütiges Tier in Frage. Wie Ennio "von der hohen Buche", der von Züchtern aus Überherrn stammt.

Bevor er mit in die Schule durfte, musste Ennio mit Herrchen selbst zur Schule gehen. Die hat ihren Sitz im Mandelbachtal und heißt "Mein Partner Hund". Demnächst schickt die Hundeschule den aktuellen Jahrgang der Begleithunde-Ausbildung - sprich Lehrer mit ihren Hunden - für zehn Praxis-Termine vorbei: "Wir haben eine Schulhund-AG", informiert Maurer. 20 Kinder der fünften bis achten Klasse lernen dort "den klassischen Umgang mit dem Hund", sprich Befehle wie "Sitz", "bei Fuß", "Platz". Um das zu üben, wäre ein Hund für 20 hochmotivierte Mädchen und Jungen auf Dauer etwas wenig.

Streicheln und füttern

Generell macht Ennio einen prima Job - unbewusst. "Es ist schön, wenn er da ist", sagt Luke, in dessen Klasse 5b der Golden Retriever heute Morgen im Religionsunterricht Dienst schiebt. Angst habe er keine vor dem großen Vierbeiner, "wir haben selber zwei Hunde zu Hause". "Mit Ennio haben wir immer Spaß im Unterricht", ergänzt Mitschülerin Aimee. Bevor Maurer die Hausaufgaben abfragt und in das heutige Thema "Mich als Gedanke und Geschenk Gottes wahrnehmen" einführt, darf sich jeder ein paar Leckerli aus der mitgebrachten Tüte nehmen und in Eigenregie verfüttern. Ennio liegt brav auf dem Boden. Von Zeit zu Zeit steht er auf und tappt von einer Bank zur nächsten, wo er gestreichelt oder gefüttert wird. "Kann ich mir mal die Hände waschen?", fragen einige Schüler . Die Atmosphäre ist gelöst, die Anwesenheit des Hundes scheint Spannungen gar nicht erst aufkommen zu lassen.

 . . . oder ein Leckerli, hier von Rektor Burkhard Maurer. Fotos: Anja kernig

. . . oder ein Leckerli, hier von Rektor Burkhard Maurer. Fotos: Anja kernig

Was der Schulleiter bestätigt. Ennio tue nicht zuletzt dem Kollegium richtig gut. "Die Stimmung im Team ist seitdem viel entspannter." Klar, dass so viel "Arbeit" rechtschaffen müde macht: "Wenn er den ganzen Schultag von 7 bis 15 Uhr hier ist, geht Ennio abends früher ins Bett", verrät Maurer. Dann ist um halb neun Schicht im Schacht.

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