„Keine Schulden sind Sünde an der Jugend“

Illingen · In einer neunteiligen Serie stellt die SZ die Bundestagsabgeordneten aus dem Saarland vor. Heute Teil 7: Christian Petry (SPD) aus Illingen-Welschbach.

 Der saarländische SPD-Politiker während einer Rede vor dem Deutschen Bundestag. Foto: Deutscher Bundestag/Achim Melde

Der saarländische SPD-Politiker während einer Rede vor dem Deutschen Bundestag. Foto: Deutscher Bundestag/Achim Melde

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Christian Petry spielt gerne linksaußen. Im Fußball wie in der SPD . Kein Wunder also, dass der Vorsitzende des Fußballvereins Hirzweiler-Welschbach auch Mitglied der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion ist. Seit anderthalb Jahren sitzt Petry im Deutschen Bundestag. Er war im Januar 2014 für seinen saarländischen Parteifreund Reinhold Jost nachgerückt, als dieser hierzulande zum Justiz- und Umweltminister berufen wurde. Und schon zur Halbzeit der Legislaturperiode steht für den 50-jährigen Petry fest: 2017 wird er wieder als Bundestagskandidat antreten. Denn: "Mir macht's Spaß!"

Sozialisiert wurde Petry schon früh in der SPD . Ende der 70er mischt er bei den Jusos in Ottweiler mit. Übrigens auch bei Demos gegen die Startbahn West des Frankfurter Flughafens. Heute ist er schon zig mal von dort aus mit dem Flugzeug gestartet. "Da wird man dann ganz schön von der Realität eingeholt", sagt Petry. 1987 tritt er in die SPD ein - "und zwar vor allem wegen Oskar Lafontaine ", das müsse aus Gründen der historischen Gerechtigkeit gesagt werden, meint Petry.

Erwähnt werden müsse aber ebenso "die Enttäuschung über Lafontaine", als dieser 1999 das Handtuch warf und alle Ämter niederlegte. Die Agenda 2010 unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD ) machte Petry genauso wie vielen anderen Sozialdemokraten das Leben mit der Partei schwer. "Ja", sagt Petry, "es gab damals ein Angebot, zur Linkspartei im Saarland zu wechseln. Aber das wollte ich nicht." Er spiele linksaußen, aber nicht in einer anderen Mannschaft.

Im Bundestag gehört Petry dem Finanzausschuss und dem Ausschuss für die Angelegenheiten der EU an. Eine inhaltliche Kombination, die unweigerlich zur Griechenland-Frage führt. Die Verabschiedung der Hilfspakete nennt er angesichts der politisch diskutierten Alternativen "die einzig zielführende Lösung". Um jedoch mehr Wachstumsanreize zu schaffen, müsse der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) zu einem Schulden-Managementfonds weiterentwickelt werden. Die Wachstumsanreize für Griechenland kommen ihm bislang deutlich zu kurz. Die Sparvorgaben für das Land nennt er "ambitioniert", den Gläubigern empfiehlt er, "nicht strenger als der Papst zu sein".

Als seinen Verdienst sieht Petry, im Finanzausschuss des Bundestags mit dazu beigetragen zu haben, dass bei der Diskussion über die Neuordnung des Bund-Länder-Finanzausgleichs nun auch die kommunale Schuldensituation berücksichtigt werde. Die saarländischen Kommunen sind hoch verschuldet. Zum bisherigen Verhandlungsstand bei der Neuordnung des Finanzausgleichs meint Petry: "Für das Saarland wäre es zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig." Möglich, dass sich mit den diskutierten Sonderzahlungen für finanzschwache Bundesländer wie Bremen und das Saarland die Schuldenbremse jeweils einhalten ließe. "Aber es wird nicht reichen für eine Entwicklungsperspektive."

Petry ist es "wichtig, dem Saarland und meinem Wahlkreis eine Stimme in Berlin zu geben". Entsprechend setze er sich für Anliegen von Bürgern oder Firmen seines Wahlkreises ein. So habe er etwa einem Krankenhaus-Konzern dabei geholfen, dass kosovarische Pflegekräfte schneller ein Visum bekamen, oder ermöglicht, dass auf Bitten eines Wahlkreis-Bürgers ein Schwerkranker aus dem Ausland zur Behandlung ins Saarland kommen konnte.

Als Hinweis dafür, dass er seine Arbeit im Bundestag offenbar ganz gut macht, nennt Petry seine Wahl in das Finanzmarktkontrollgremium des Bundestags. Der SPD-Politiker Carsten Sieling habe Petry dort als Nachfolger vorgeschlagen, als dieser Bürgermeister in Bremen wurde.

Auch wenn Petry links außen spielt, die Politik von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU ) nennt er "ganz gut". Mit einer Einschränkung: An der schwarzen Null im Bundeshaushalt so unbeirrt festzuhalten, sei falsch. Denn "keine Schulden zu machen, ist eine Sünde an der Jugend ". Wichtige Investitionen blieben so aus.

saarbruecker-zeitung.de/

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Zur PersonChristian Petry wurde 1965 in Neunkirchen geboren. Er schloss ein Studium an der Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes als Diplom-Verwaltungswirt ab. 1992 bis 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter von SPD-Landeschef Reinhard Klimmt (SPD ), 1995 bis 1999 persönlicher Referent von Innenminister Friedel Läpple (SPD ). Petry ist Ortsvorsteher seines Heimatortes Welschbach, Mitglied im Gemeinderat Illingen sowie im SPD-Landesvorstand. Seit 2014 gehört er der SPD-Politiker dem Deutschen Bundestag an. jos

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