Ein Stück vom großen Schrauber-Glück

Illingen · Andere kaufen sich ihr Traumauto, Stefan Schäfer aus Illingen baut es sich lieber selbst. Ein Werkstattbesuch.

 Stefan Schäfer in seiner Illinger Werkstatt „Werk Zwo“. Hier wird aus einem Rover aus dem Jahr 1936 in viel Handarbeit das „Schäfer-Mobil“. Foto: Andreas Engel

Stefan Schäfer in seiner Illinger Werkstatt „Werk Zwo“. Hier wird aus einem Rover aus dem Jahr 1936 in viel Handarbeit das „Schäfer-Mobil“. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

"Träume nicht Dein Leben, sondern lebe deinen Traum": Der 58 Jahre Illinger Stefan Schäfer lässt auf der Basis einer Rover HP 14 Limousine aus dem Jahr 1936 einen komplett neuen "Special", so nennt man in Fachkreisen klassische extravagante Zweisitzer mit Renncharakter, entstehen. Wobei der Schreinermeister und Motorrad-Spezialist jedes Detail erst erdenkt und dann in solider Handwerksarbeit entstehen lässt.

Schäfer ist nämlich nicht nur ein begnadeter "Schrauber", sondern einer, dessen Tag 48 Stunden haben müsste, weil so viele Ideen auf Verwirklichung warten. Schon an seinem schmucken Illinger Eigenheim hat er vom ersten Zeichenstrich auf dem Papier bis zum Setzen des letzten Dachziegels alles selbst gemacht. Sein größtes und wohl aufwändigstes Hobby waren bisher klassische Motorräder, schließlich verdient er mit individuellen Motorrad-Umbauten sein Geld. Doch nun konzentriert er sich in seiner Freizeit auf das Projekt Traumauto.

Vor knapp acht Jahren verliebte sich Schäfer bei einem Besuch in England in einen Rover HP 14/2. 4. "Ich wollte eigentlich gar kein Auto kaufen, sondern mich nur auf dem berühmten Oldtimer-Automarkt und im ,National Motor Museum' in Beaulieu umschauen", erzählt Schäfer. Aber dann hat es doch "klick" gemacht, "der Rover musste es sein".

Die letzte Geld-Reserve wurde mobilisiert, der Rover erst mal zwischengelagert. Denn Stefan Schäfer war ohne Anhänger angereist, schließlich stand Autokauf nicht auf dem Reiseplan. Die lange Heimreise ins Saarland wollte der neue Besitzer dem alten Schätzchen aber dann doch nicht zumuten, obwohl der Rover "absolut fahrtauglich war", wie Schäfer versichert. Doch wo ein Wille ist, findet sich bekanntlich auch ein Weg. Also holte er zuerst einen Anhänger aus dem Saarland, um das Auto von England zu überführen. In Illingen angekommen, durfte sich der Rover erst mal ausruhen. Denn trotz der Liebe auf den ersten Blick, fehlte dem stolzen Oldtimer-Besitzer zu Anfang die Vision. Jahre stand der Rover in der Garage, setzte allmählich Staub und Flugrost an. Doch schließlich nahm das Projekt doch noch Formen an: "Das Auto wird ein Special", so sah der Traum von Stefan Schäfer aus. Was dann kam, war viel Arbeit. Das Chassis hat er um 15 Zentimeter verkürzt, Sitz und Volant wanderten in Richtung Hinterachse. Eine Operation, die Otto-Normal-Autobesitzer den Schweiß auf die Stirn treibt, für einen wie Stefan Schäfer aber eine recht leichte Übung ist. Der Motor ist geblieben, ein Sechszylinder mit 1,7 Liter Hubraum und 60 PS Leistung. Alle Bleche, also Kotflügel, Motorhaube und den aerodynamischen Kopfschutz auf der Fahrerseite, der sich übergangslos ans Hinterteil schmiegt und damit dem Fahrzeug eine charmante Asymmetrie verleiht, hat Schäfer in seinem "Werk Zwo" in Illingen selbst gebogen, gedengelt und geschliffen.

"Werk zwo", wie Schäfer seine Werkstatt nennt, sieht wie eine Kulisse für einen Hollywood-Film aus. Überall stehen Werkzeuge, Karosserieteile, Erinnerungsstücke, Motorräder und andere, wenn nicht notwendige dann doch zumindest dekorative Dinge herum. Ein Sammelsurium all der wichtigen Dingen, mit denen ein "Schrauber" sich umgibt. Man weiß ja nie, wofür man all die wichtigen und manchmal merkwürdigen Dinge noch gebrauchen kann. ,"Wenn ich mir das Auto nun in einer ruhigen Minute so betrachte", sinniert sein Schöpfer, "kann ich gar nicht mehr verstehen, dass ich den Rover beinahe schon verkauft hätte." Doch der Lockruf des Geldes war dann doch nicht stark genug. Die Faszination des Fahrzeuges siegte.

Zurzeit arbeitet Schäfer hauptsächlich an der Karosserie, Feinarbeit eben. "Das geht nur von Hand", konstatiert der Fachmann, auch wenn's dauert. Mit einer Schleifmaschine zum Beispiel habe man nicht das nötige Gefühl für die Topografie einer solch komplexen Oberfläche. Demnächst will sich Schäfer wieder über den Motor und die Elektrik hermachen. Schließlich geht es nicht nur um den Reiz der Optik, sondern auch um ausgefeilte Technik. Zwischendurch werden die Alugussplatten für den Fußraum eingearbeitet, auch das natürlich eine Maßanfertigung.

Bis zur ersten Ausfahrt des noch namenlosen Fahrzeugs (vielleicht Schäfer-Mobil?) wird es wohl noch einige Wochen dauern. Grob geschätzt rund 1000 Arbeitsstunden stecken schon in dem Fahrzeug, das individueller nicht sein könnte. Dann aber, dessen ist er gewiss, werden sich die Leute nach seinem Unikat aus dem Illinger "Werk Zwo" umdrehen.

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