Kühe, Käse, Kirchturmglocke

Hirzweiler · Für eine Sommer-Serie haben wir Ortsvorsteher im Landkreis nach markanten Punkten in ihrem Ort gefragt, die die SZ nun während der Sommerzeit vorstellt. Der Wanderweg „Rund ums liebe Vieh“ verbindet interessante Punkte, wie die Schaukäserei und eine mehr als 250 Jahre alte Kirchturmglocke.

 Helmut Raber, der Ortsvorsteher von Hirzweiler, vor dem Glockenturm an dessen heutigen Platz auf dem Hirzweiler Friedhof. Fotos: Robert Schmidt

Helmut Raber, der Ortsvorsteher von Hirzweiler, vor dem Glockenturm an dessen heutigen Platz auf dem Hirzweiler Friedhof. Fotos: Robert Schmidt

Genau an der Stelle, wo heute Touristen auf einem Plasmabildschirm über die Herstellung des Hirztaler-Käses informiert werden, lagerte einst die Hirzweiler Kirchturmglocke. In der ehemaligen Volksschule, in der heute unter anderem für "Globus" verschiedene Käsesorten reifen, lag die Glocke viele Jahre.

Heute wanderten dort viele Menschen achtlos vorüber, sagt Ortsvorsteher Helmut Raber. Zu Unrecht, wie er findet. Er erinnert sich genau an die damalige Zeit. "Die Glocke befand sich damals in einer Ecke des Eingangsbereiches", erzählt Raber bei einer Tasse Kaffee in seinem Garten. Man habe schon damals nicht viel Wert auf die historisch wertvolle Glocke gelegt, bedauert er. Raber, der von 1953 bis 1966 Schüler der Schule war, sagt, viele Mitschüler und Mitarbeiter der Schule seien damals achtlos an der Glocke vorrübergegangen. Jeder im Ort habe die Glocke zwar gekannt, da die Schule auch als Wahllokal diente. Dennoch sei die Glocke stiefmütterlich behandelt worden. Das war schon von Anfang an so: nur durch einen glücklichen Zufall hat die 1920 von der Kirchengemeinde Urexweiler erworbene Bronzeglocke überhaupt den Zweiten Weltkrieg überlebt. Der Glockenturm der Dorfkirche sei ein "Verkehrshindernis", zitiert die Chronik zu den Hirzweiler Kirchenglocken aus dem Gemeinderatsprotokoll der damaligen Zeit.

Im Sommer sei die Glocke dann abgebaut und im nahe gelegenen Schulhaus abgestellt worden. Eine Lehrerfamilie habe sie in einem Keller unter Kohlen eingelagert, wo man sie während des Krieges schlicht vergessen habe. Seit dem Jahr 1996 erklingt die Glocke an ihrem heutigen Platz, dem Hirzweiler Friedhof. Mit einer kleinen Infotafel bezeugt sie dort nun die Geschichte des Ortes. Das passe für Raber gut zum Leitspruch des Ortsteils: "Altes bewahren, Neues gestalten."

Wer die Geschichte des Ortsteils erleben und gleichzeitig Landluft schnuppern möchte, dem ist der Erlebniswanderweg "Rund ums liebe Vieh" zu empfehlen. Schaukäserei und Friedhof mit historischer Glocke sind nur zwei Stationen auf dem insgesamt zwölf Kilometer langen Parcours.

Der Weg führt vorbei an mehreren Bauernhöfen mit grasenden Kühen, Ziegen und Schafen. Zahlreiche Informationstafeln informieren an Ort und Stelle über die Tiere und die dazugehörigen Betriebe. Beim "Ziegenprojekt" in der ehemaligen Kiesgrube Hirzweiler-Welschbach können Kinder die Ziegen auch anfassen und streicheln.

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 Diese historische Aufnahme um 1930 zeigt den ehemaligen Standort des Glockenturms. Quelle: Repro Raber

Diese historische Aufnahme um 1930 zeigt den ehemaligen Standort des Glockenturms. Quelle: Repro Raber

 Wo einst die Glocke läutete, kann man heute eine Schaukäserei auf dem Erlebniswanderweg besichtigen.

Wo einst die Glocke läutete, kann man heute eine Schaukäserei auf dem Erlebniswanderweg besichtigen.

 Diese weiß-blaue Kuh ist vor der Schaukäserei zu finden.

Diese weiß-blaue Kuh ist vor der Schaukäserei zu finden.

 Kühe auf einer Wiese am Wanderweg „Rund ums liebe Vieh“.

Kühe auf einer Wiese am Wanderweg „Rund ums liebe Vieh“.

Auf einen Blick Hirzweiler , Ortsteil von Illingen, hat rund 1200 Einwohner. Der zwölf Kilometer lange Erlebniswanderweg "Rund ums liebe Vieh" startet und endet am Sportplatz Welschbach, Rechwies in Illingen-Welschbach. red

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