Zuschlag setzt auf seinen Caesar

Hirzweiler · Bio-Landwirte schätzen seine Dienste, wenn es darum geht, eine Rinderherde schonend in einen Lkw zu verladen. Hunde-Besitzer vertrauen darauf, dass Rolf Zuschlag ihrem Streuner Benimm beibringt. Die SZ hat den Illtal-Cowboy besucht.

 Der „wilde Westen“ fängt gleich hinter Welschbach an: Rolf Zuschlag und seine Frau Susanne Dettmar mit ihrer bunten Tier-Menagerie. Nur das einjährige Eselschen Mogli (ganz rechts) hat bei seinem Outfit auf die beliebte Scheckung verzichtet. Foto: Andreas Engel

Der „wilde Westen“ fängt gleich hinter Welschbach an: Rolf Zuschlag und seine Frau Susanne Dettmar mit ihrer bunten Tier-Menagerie. Nur das einjährige Eselschen Mogli (ganz rechts) hat bei seinem Outfit auf die beliebte Scheckung verzichtet. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. Ab auf die Weide! Eben hat Caesar mit seinen Tinker-Kameraden Apache und Gipsy, dem Eselchen Mogli, Border-Collie Boy und dem Chef der bunten Truppe, Rolf Zuschlag, noch standbild-mäßig fürs Foto posiert, jetzt brettert das Kraftpaket bar von Sattel und Zaum los. Ein Naturereignis! Eimer-große Matschklumpen segeln durch die Luft, der bullige Wallach ebenso. Der Tinker-typisch lange Behang des Schecken bläht sich im Fahrtwind. So liebt Rolf Zuschlag seine Tiere: einerseits gehorsam und zuverlässig, andererseits voller Power und Lebenslust.

Auf dem Hirtenhof von Christian Schreiner in Hirzweiler leben die Huftiere des 49-jährigen Industrie-Kaufmannes, der in seiner Freizeit als Cowboy unterwegs ist und sein Pferde- und Hunde-Wissen gerne weitergibt. Tier-Interessierten mag der Name Rolf Zuschlag (er ist auf Facebook ) geläufig sein, da er sich jahrelang um die Ziegen des Beweidungsprojektes in der Welschbacher Kiesgrube kümmerte.

Nun kümmert er sich (als Nebentätigkeit zu seinem Job im Zweibrücker Globus-Baumarkt) im Auftrag von Bio-Landwirten beispielsweise darum, deren Rinder im Sattel seines Respekt einflößenden Arbeits-Partners Caesar behutsam von der verlockenden Wiese in einen Lastwagen zu bugsieren. Oder er schult andere Pferdeleute, damit auch ihnen ein für alle Beteiligten stressfreier Austritt in Hundebegleitung gelingt. Boy macht vor, wie das geht. Er geht treulich neben dem Pferd, richtet sich am Steigbügel zu seinem Herrchen auf, wenn dieser das fordert. Konzentration pur.

Während hier zu Lande mit dem fortgeschrittenen Western-Reiten (siehe Info) meist der Einsatz der wendig-schnellen Quarter-Horses verbunden wird, setzt Rolf Zuschlag auf die wesentlich stabileren Tinker. "Die sind bei der echten Ranch-Arbeit deutlich vielseitiger einsetzbar", sagt er und denkt an Zaunbau oder Transport.

Zuschlag reitet seit Kindheit, hat sich bei Größen der Szene wie Bernd Hackl oder Monty Roberts weitergebildet. Gelassenheit und Gehorsam, der auf gewaltfreier Erziehung basiert, sind für den Illtal-Cowboy die Basics der Zusammenarbeit mit seinen Tieren. Bei Schau-Veranstaltungen tritt er auch gerne mit einer weiteren Species auf: Lustige Laufenten dienen dann als Vorführ-Tiere für die Border-Collies.

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Hintergrund Das Reiten im Western-Stil erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit; allerdings genügt es nicht, dem überraschten Pferd einen ausladenden Western-Sattel mit dem typischen Horn auf den Rücken zu werfen, eine langhubige Stangen-Zäumung einzuschnallen, Chaps statt Reithosen anzuziehen und unter Jippie-Rufen ins Abendrot zu galoppieren. Die alt-kalifornische Westernreitweise, der sich Rolf Zuschlag widmet, hat ihren Ursprung in der spanischen Reiterei, der Doma Vaquera. Die Ausbildung eines Pferdes nach den Grundsätzen der alt-kalifornischen Westernreitweise dauert ein ganzes Pferdeleben lang und ist drauf bedacht, das Tier nicht durch ständige massive Einwirkung des Reiters in eine Form zu pressen. Das Pferd wird im Idealfall so ausgebildet, dass es als mitdenkender Partner allein durch impulsartige Schenkel- und Gewichtshilfen ohne dauernde und deutliche Zügeleinwirkung geritten werden kann. Ziel ist ein entspannter vierbeiniger Arbeits- beziehungsweise Freizeitkamerad, auf den sich der Reiter auch in brenzligen Situationen verlassen kann. sl

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