Als der weiße Traum schwarz war

Habach · Seide und Samt, Chiffon und Tüll – schon immer wurde der „schönste Tag im Leben“ mit besonderen Kleidern begangen. Und erst seit den 1940er Jahren trugen Bräute Weiß. Eine historische „Modenschau“ ist im Bauernhaus Habach zu sehen.

 Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset (rechts) und Gisela Mertens besichtigen die ausgestellten Kleider. Foto: carolin merkel

Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset (rechts) und Gisela Mertens besichtigen die ausgestellten Kleider. Foto: carolin merkel

Foto: carolin merkel

Als Gisela Mertens vor etwas mehr als 50 Jahren ihrem Karl das Ja-Wort gegeben hat, trug sie ein weißes Kleid, extra für sie angefertigt von ihrer Schwiegermutter Anna Maria Mertens, geborene Caspar. Die wiederum heiratete ebenfalls schon im weißen Kleidertraum mit großem Kopfschmuck ihren Carl, Vater von Gisela Mertens' Ehemann. "Leider ist mein Mann verstorben, sonst hätten wir am 1. September Goldene Hochzeit gefeiert", erzählt Gisela Mertens mit ein bisschen Wehmut - aber dann überwiegt doch wieder die Freude an der aktuellen Ausstellung im Bauernhaus Habach . "Drum prüfe, wer sich ewig bindet - Hochzeit im Wandel der Zeit" ist das Motto. Und dort, wo sonst Bilder und Skulpturen zum Betrachten einladen, können die Besucher in die faszinierende Welt der Hochzeitsmode eintauchen.

Das älteste Bild stammt aus dem Jahr 1883 und zeigt Peter Meyer und Elisabetha Kartes, auf dem jüngsten Foto von 1999 sind Michael Schröder und Margret Schäfer zu sehen. Waren die Hochzeitskleider anfangs noch in Schwarz gehalten, so trugen die Bräute ab den 1940er Jahren weiße Träume aus Seide , Chiffon und Tüll.

Während es von Gisela Mertens' Schwiegereltern "nur" ein Foto in der Ausstellung zu bestaunen gibt, hat sie für die kommenden Wochen ihr Brautkleid inklusive Schuhe und Schleier zur Verfügung gestellt. "Ich habe damals alles aufgehoben", sagt sie.

Weitere Kleider von Eppelborner Bräuten sind zu bewundern, insgesamt, erzählt Marliese Weber, Vorstandsvorsitzende der Stiftung, haben 13 Eppelborner Familien zum Gelingen der Ausstellung beigetragen. Darunter auch sie selbst: Der Hochzeitsanzug ihres Onkels - ebenfalls eine Maßanfertigung - bildet das Pendant zu den Kleidern.

Schon bei der Eröffnung am Sonntagnachmittag zeigte sich das große Interesse der Museumsbesucher. Vor allem die zahlreichen Bilder von Brautpaaren, aber auch ganzen Hochzeitsgesellschaften aus Eppelborn, zogen die Blicke auf sich. Ergänzt werden die Exponate durch 15 Leihgaben des Museums für Mode und Tracht aus Nohfelden. Auch sie bieten einen tollen Einblick in die sich stets wandelnde Hochzeitsmode . "Für mich bedeutet Hochzeit immer etwas ganz Besonderes. Als Traubeamtin erlebe ich immer, dass dies ein ganz spezieller Tag ist, für das Paar, aber auch für die Familien. Daher finde ich diese Ausstellung so schön", erklärte Bürgermeisterin Birgit Müller-Closset. Vor allem die große Zeitspanne - die ältesten Bilder stammten aus dem Ende des 19. Jahrhundert, dazu Brautmode, die weit mehr als 100 Jahre alt ist - lassen, sagt Weber, Erinnerungen an die Hochzeiten der Eltern und Großeltern wach werden. Passend zum Thema durfte nach den Reden dann auch Kaffee und Kuchen nicht fehlen.

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Hintergrund Die Ausstellung "Drum prüfe, wer sich ewig bindet - Hochzeit im Wandel der Zeit" im historischen Bauerhaus in Habach , eine Kooperation der Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelborn und dem Museum für Mode und Tracht Nohfelden ist jeweils sonntags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr zu sehen, letztmalig am Sonntag, 6. November. Weitere Infos unter Telefon (0 68 81) 96 26 28. cim

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