Patron und Firmen-Patriarch

Eppelborn · Am vergangenen Freitag wurde der Eppelborner Unternehmer Franz Josef Juchem 80 Jahre alt. Die SZ sprach mit einem Unermüdlichen, der bekannt ist für sein stetes Drängen zum Erfolg mit immer neuen Ideen im Bereich hochwertiger Nahrungs- und Futtermittel. So ist er unter anderem Ehrenmeister im Müllerhandwerk. Jahrzehntelang war er Mitglied der Vollversammlung der saarländischen Industrie- und Handelskammer.

 Aus dem Tagesgeschäft der Juchem-Gruppe hat sich Franz Josef Juchem zurückgezogen. Sein Engagement als Ideengeber und kühner Denker ist aber ungebrochen. Fotos: Andreas Engel

Aus dem Tagesgeschäft der Juchem-Gruppe hat sich Franz Josef Juchem zurückgezogen. Sein Engagement als Ideengeber und kühner Denker ist aber ungebrochen. Fotos: Andreas Engel

. Die schlechte Nachricht zuerst: Der Versuch der Berichterstatterin, das Leben von Franz Josef Juchem in acht Dekaden mit ihren markanten Ereignissen zu zerlegen, ist gescheitert. Die gute Nachricht: Einer wie Juchem entzieht sich mit Charme, Eloquenz und der Fähigkeit, die Weltläufe mit der eigenen privaten und unternehmerischen Biografie zu verknüpfen, jedem Versuch, ihn in formale Schubladen stecken zu wollen. Juchem ist nämlich einer, der sich nicht an anderen misst, sondern immer sein Ding gemacht und zu seinem Wort gestanden hat. Womit er - als bekennendes CDU-Mitglied - für eine politische Karriere eher wenig geeignet war.

Geprägt haben ihn die heimatliche Scholle, die Wurzeln der Familie in der Landwirtschaft und sein Ehrgeiz, nie Mitläufer zu sein, sondern derjenige, der vorne marschiert und die Schwächeren mitnimmt. So ließ der humanistisch gebildete Müllereitechniker nicht locker bis er im eigenen Labor ergründet hatte, wie aus Pflanzenfetten weiterverarbeitungsfähiges Pulver wird. Seine Sprühturm-Technik (Frijet-Verfahren) hat er in der halben Welt verkauft.

Die Schattenseiten seines rastlosen Schaffens: "Ich hatte immer keine Zeit", sagt Juchem. Mit seinem Fahrer Karl Preiß war er mehr als 1,5 Millionen Kilometer unterwegs. Im Dienste seiner eigenen Unternehmungen und als Lobbyist. "30 Jahre sind wir zusammen gefahren", erinnert er sich an seinen Mitarbeiter. "Wertschätzung für die Menschen war mir immer wichtig", formuliert er sein Credo gegenüber Firma und Familie.

"Die Mitarbeiter kämpfen fürs Unternehmen", sieht der Patron den Mittelstand in den letzten Jahren stark unter Druck. Dass die Politik die mittelständischen Unternehmen im Regen stehen lasse, ärgert ihn ebenso wie die ungezügelte Einflussnahme der Großkonzerne auf die meisten Lebensbereiche. Den Nahrungsmittel-Sektor sieht er als Branchenkenner besonders gefährdet. Weswegen er von seinen hohen Qualitätsmargen nicht abweicht, "die Menschen werden irgendwann umdenken".

Dass er wegen seiner nachlassenden Sehkraft nicht mehr auf die Jagd gehen kann, dass die Freude an seiner Kunstsammlung dadurch getrübt ist, das bedauert der nun 80-Jährige.

Genossen hat er aber den Geburtstag mit seiner Frau Waltraud, die fast 60 Jahre an seiner Seite ist. Geschenke wollte der Rotarier nicht, wohl aber Spenden für den Förderkreis Behindertenhilfe Haus Hubwald in Habach und die Eppelborner Regenbogengruppe.

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Hintergrund Juchem ist als mittelständisches Unternehmen seit Jahrzehnten eng mit der Region verbunden. Das Familienunternehmen in der dritten Generation (gegründet 1921 von Franz Juchem) gehört zu den technologisch führenden Firmen im Bereich der Getreide- und Fettverarbeitung (auch in Koscher- und Halal-Qualität). An mehreren Standorten stellen rund 250 Mitarbeiter mit modernsten Produktionsverfahren hochwertige Grundstoffe für namhafte Markenartikler der Lebensmittelindustrie und Endverbraucherprodukte für den Handel wie Mehl, Kuchen- und Brot-Backmischungen, her. sl

 Sein Heimatort Eppelborn liegt Juchem (rechts) sehr am Herzen. Unser Foto zeigt ihn 2001 im Ortskern mit dem Stadtmarketing-Experten Christian Klotz, dem damaligen Bürgermeister Fritz-Hermann Lutz und Wirtschaftsförderer Klaus Häusler (v.l.).

Sein Heimatort Eppelborn liegt Juchem (rechts) sehr am Herzen. Unser Foto zeigt ihn 2001 im Ortskern mit dem Stadtmarketing-Experten Christian Klotz, dem damaligen Bürgermeister Fritz-Hermann Lutz und Wirtschaftsförderer Klaus Häusler (v.l.).

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Zur PersonFranz Josef Juchem ist hoch dekoriert: er ist u.a. Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, führt den Titel Ökonomierat, die französische Regierung verlieh ihm den Chevalier de L'ordre de Mérite Agricole. Er ist Ehrenmitglied beim europäischen Verband der Futtermittelindustrie und dem deutschen Verband Tiernahrung. sl

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