Figuren erwachten fast zum Leben

Eppelborn · Zweiter Abend der Figurentheatertage mit dem „Gespenst von Canterville“.

 Die Schauspieler Paul und Wally Schmidt ließen das Abendpublikum lachen und gruseln. Foto: Carolin Merkel

Die Schauspieler Paul und Wally Schmidt ließen das Abendpublikum lachen und gruseln. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Dass Figurentheater durchaus auch für erwachsene Zuschauer geeignet ist, das beweisen seit vielen Jahren schon die Eppelborner Figurentheater-Tage. Die finden aktuell zum 28. Mal in der gesamten Gemeinde statt. Angefangen vom Kinderbuch bis hin zur Weltliteratur wagen sich die Bühnen mit ihren aufwendig und liebevoll gestalteten Puppen in den unterschiedlichsten Größen an die unterschiedlichsten Themen.

Nach der Nibelungensage am Freitag stand am Samstagabend mit dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde ebenfalls ein ganz großer Literat im Fokus der beiden Akteure auf der Bühne. Das Theater Salz + Pfeffer aus Nürnberg hatte eine ganz eigene Interpretation des "Gespenstes von Canterville" mitgebacht. Allein die großen Puppen, allesamt nur aus Kopf und Oberkörper, waren ein echter Blickfang. So schwebten sie mal frei über die Bühne, mal gaben die beiden Schauspieler Wally und Paul Schmidt alias Reiner und Luzzi ihnen eine verblüffende Körperlichkeit. Die beiden versteckten sich in keinem Moment des Stücks hinter den Puppen, tauchen vielmehr mittels Sonnenbrillen ab, um sich so "unsichtbar" zu machen. Und tatsächlich, als die Tochter der Familie Otis über den Sinn des Lebens sinnierte, erwachte sie auf dem Schoß von Wally Schmidt fast zum Leben. Doch am Ende, das war vom ersten Moment an klar, schließlich befanden sich die Zuschauer am Eingang zur Himmelspforte, mussten alle sterben. Allerdings, über das Wie, da mussten sich die beiden Akteure erst einmal einig werden. Mittels zahlreicher, kleiner, gelber Reclam-Heftchen wurde erstmal in der Literatur gekramt - und die Wahl fiel schließlich auf den Geist von Canterville. Allerdings, das betonten beide, um die Geschichte der toten Familie Otis, die bei einem Seilbahnunglück ums Leben kam, ein bisschen spannender zu machen, wurde die Handlung kurzerhand in die Gegenwart verlegt. Da blieben natürlich auch die urkomischen Momente, etwa, als die an einer Blasenentzündung leidende Gisela Otis nachts auf den Geist traf, nicht aus. Absurdes begegnete dem Publikum in Form von zahlreichen roten Bällen, die von der Bühne geworfen wurden, aber auch die letzte Szene, in denen die beiden über die Seelen der Verstorbenen entschieden.

Am Ende gab es viel Beifall für die zweite Abendveranstaltung, eine weitere folgt am Freitag, 31. März um 20 Uhr zum Abschluss der Figurentheater-Tage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort