Marode Brücke wird zur Großbaustelle

Eppelborn · Ein Teil der Illtalbrücke soll bald abgerissen werden. Für die Arbeiten ist an diesem Wochenende eine Vollsperrung geplant.

 Die Illtalbrücke von unten. Ihre Sanierung sorgt für Sperrungen und Umleitungen. Schon jetzt wird der Autoverkehr über die Richtungsfahrbahn Trier umgeleitet.Foto: Andreas Engel

Die Illtalbrücke von unten. Ihre Sanierung sorgt für Sperrungen und Umleitungen. Schon jetzt wird der Autoverkehr über die Richtungsfahrbahn Trier umgeleitet.Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) hat an der Illtalbrücke mit der Einrichtung der Großbaustelle begonnen. Ende Februar soll der Aufbau abgeschlossen sein. "Das Bauwerk wird aktuell von rund 26 000 Fahrzeugen täglich genutzt. Wir brauchen auf dieser wichtigen Achse der A1 dringend bessere Bedingungen. Unser Ziel ist es daher, den Brückenteil in Fahrtrichtung Saarbrücken komplett zu erneuern und zu verbreitern", erklärt Verkehrsministerin Anke Rehlinger. Sie sieht die Arbeiten als "Beseitigung eines lästigen Nadelöhrs" und als "erheblichen Gewinn für Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit". Wegen der Schäden an der Brücke, die bei einer Bauwerksprüfung gefunden wurden, sei der Abschnitt seit 2013 gesperrt, so das saarländische Verkehrsministerium.

Seitdem wird der Verkehr über die Richtungsfahrbahn Trier umgeleitet, das soll während des Abrisses und Neubaus auch so bleiben. Eine Vollsperrung sei aus technischen Gründen jedoch an diesem Wochenende notwendig, um das Baufeld sicher einrichten zu können. Der LfS hat damit gestern Abend begonnen. Am Montagmorgen soll die Sperrung wieder aufgehoben werden. Eine weitgehend parallel verlaufende Umleitung wird ausgeschildert. Die Brücke ist auf der Fahrbahn Richtung Saarbrücken 149 Meter lang, führt über die A1, die B10, die Ill und ein Gleis der Deutschen Bahn. Mit 8,50 Metern Breite sei die Fahrbahn "nach heutigen Maßstäben unterdimensioniert", so der LfS. Hinzu käme, dass das Bauwerk aus dem Jahr 1963 "unter dem Diktat der schnellen, kostengünstigen und insbesondere Material sparenden Bauweise errichtet" wurde. Vor vier Jahren kam es daher zu einer Untersuchung mit Ultraschall, um Schäden im Inneren zu finden. Dabei wurde entdeckt, dass Spannköpfe aufgrund einer "hohen Chloridbelastung des Überbaus durch Korrosion geschädigt sind", schreibt das Verkehrsministerium. Rost hat also der Illtalbrücke zu schaffen gemacht. "Wir haben wie bei der Fechinger Talbrücke die Situation, dass nicht mangelnde Kontrolle oder Unterhaltung Probleme verursachen, sondern bauartbedingte Schwächen der Konstruktion", so Rehlinger. Die Teilbrücke mit der Richtungsfahrbahn Trier hätte diese Schwächen nicht, da sie erst 1974 nach anderen Maßstäben errichtet worden sei.

Für den Neubau sei allerdings ein umfassendes Baurechtsverfahren notwendig, da das Bauwerk mit einem Querschnitt von 12,50 Metern breiter wird. Dies ermögliche eine Verlängerung der Auffahrtsspur Richtung Saarbrücken. Auch die Fahrbahnbreite der angrenzenden Straßen würde dementsprechend angepasst, schreibt das Ministerium. Im Innenohr der Auffahrt von der B10 soll weiterhin ein Regenrückhaltebecken mit vorgeschaltetem Absetzbecken entstehen. Zudem liegt die Brücke in Vogelschutz-, Naturschutz-, Flora-Fauna-Habitat- und Landschaftsschutz-Gebieten. Somit seien nicht nur die Belange der Fledermausart "Großes Mausohr" zu berücksichtigen gewesen, so das Ministerium, sondern alle Einflüsse auf Natur und Landschaft. Eine Genehmigung des Projekts sei sonst unmöglich gewesen, ergänzt das LfS. Die streng geschützte Fledermausart sorgte bereits für Schlagzeilen, da für sie extra ein Ersatzquartier für 460 000 Euro errichtet wurde. Allerdings ignorierten die Mausohren das Angebot und zogen lieber zu ihren Artgenossen unter die Klingenthalbrücke. Das EU-Recht sieht hier vor, dass das Ersatzquartier noch bis zu fünf Jahre nach der Errichtung der neuen Brücke betrieben werden muss, egal ob sich die Fledermäuse überhaupt noch für das Mausohr-Heim interessieren.

Der Abriss soll nun im zweiten Quartal 2017 starten, der Neubau dann Anfang 2019 fertig sein. 13,4 Millionen Euro werden vom Eigentümer Bund investiert. Planung und Bauaufsicht sollen voraussichtlich weitere 1,5 Millionen Euro kosten, davon übernehme der Bund allerdings nur einen geringen Teil, sagt Rehlinger und: "Vor dem Hintergrund der künftigen Zuständigkeit des Bundes erwarte ich, dass hier wie bei anderen Projekten die tatsächlichen Planungskosten übernommen werden. Das gibt uns mehr Spielraum für die Instandsetzung der Landstraßen."

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