Gitarrenkunst hoch drei

Neunkirchen · Musikalisch unterstützt von Bassist Martin Weinert, zeigten die drei Jazz-Gitarristinnen verschiedene Facetten „impressionistischer Klangmalerei“, ohne sich dabei auf einen Stil festlegen zu wollen.

. Innovation, Improvisation, Emotion - die entscheidenden Elemente des Jazz, inszeniert mithilfe eines Instrumentes, dass erst auf den zweiten Blick ins Genre passt. Zumindest Neulinge verbinden das Gitarrenspiel zunächst eher mit Rock oder Popmusik. Christina Lux erklärte: "Im Vergleich zum Pop ist unser Spiel geprägt von Improvisation, impressionistischer Klangmalerei. Wir versuchen dabei aber, offen für alle Stile zu bleiben."

In einer "zum Bersten" gefüllten Stummschen Reithalle stellten Christina Lux, Susan Weinert und Vicky Genfan ihre Musik den Jazzfans, von denen so mancher extra für dieses Konzert eine mehrstündige Anreise in Kauf genommen hatte, vor. Den drei außergewöhnlichen Jazzgitarristinnen stand Martin Weinert am Kontrabass zur Seite, der sowohl im Zusammenspiel mit seiner Gattin als auch in der Vierergruppe Gesang und Gitarrenspiel hervorragend unterstützte.

Kennengelernt haben sich die vier, als man gemeinsam an einigen Beiträgen zu Vicky Genfans neuem Album gearbeitet hat. "Wir haben uns gleich gut verstanden und kamen dann auf die Idee, zusammen Konzerte zu machen."

Nach nun bereits über einem Dutzend gemeinschaftlich konzipierten Konzerten waren die vier in Neunkirchen zu Gast. Sehr unterschiedlich waren dabei die jeweils einzelnen Parts der Musiker. Jutta Bechtel aus Neunkirchen: "Die Steigerung innerhalb des Konzerts war sehr schön gelungen, von instrumentalen Stücken über Balladen bis hin zur sehr starken musikalischen Person Vicky Genfan, die ihre Gitarre auch als Percussion-Instrument nutzte." Ehemann Manuel sah ein "total spannendes Spektrum, technisch unheimlich beeindruckend."

Musik als Statement

Im rein instrumental gehaltenen Teil von Susan und Martin Weinert zeigten die beiden ausgeprägt groovige Stücke mit "sehr persönlichen Statements, in denen unser Leben drin steckt."

Besonders heraus stach dabei "Tanz der Schmetterlinge": "Ich habe über Jahrzehnte Songs für Martin geschrieben, und irgendwann überraschte er mich mit einem wundervollen Lied, das er nur mir gewidmet hat", erklärte eine sichtlich gerührte Susan Weinert.

Christina Lux begann mit gefühlvollen Balladen wie der "Ode an den Moment" und fragte im Titel "Playground": "Wo sind sie alle hin, die verrückten Dinge, die man so tun kann?" Sie veränderte dabei auch ihre Performance zusehends, von sanften Melodien hin zu improvisierten, jazzigen Klängen, während die Künstlerin zwischendurch sogar scattete.

"Glücklich, hier zu sein", war schließlich auch Vicky Genfan. Die Gitarristin und Songwriterin aus den USA formte alle möglichen Stile, von Folk über Jazz bis hin zu Soul zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk, welches sie selbst so beschrieb: "Aus meinen Songs spricht meine Seele. Ich will versuchen, dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen."

Auch im Verbund begeisterten die vier ihr Publikum, kombinierten geschickt ihre jeweiligen musikalischen Fähigkeiten und zeigten in einer herrlich innovativen, improvisationsreichen und emotionalen Art, wie vielfältig man Jazzmusik interpretieren, gestalten kann.

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