Diversy muss seinen Hut nehmen

Weiskirchen · Nach zehn Jahren als Geschäftsführer der HTG muss Michael Diversy zu Jahresende seinen Platz räumen. Sein Vertrag wird nicht verlängert.

 Der Gemeinderat Weiskirchen hat beschlossen, den Vertrag mit Michael Diversy nicht zu verlängern. Foto: Ruppenthal

Der Gemeinderat Weiskirchen hat beschlossen, den Vertrag mit Michael Diversy nicht zu verlängern. Foto: Ruppenthal

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Der letzte Tag dieses Jahres wird für Michael Diversy der letzte Tag als Geschäftsführer der Hochwald Touristik GmbH (HTG) werden. Nach zehn Jahren wird der 55-Jährige an Silvester seinen Platz räumen. Grund: Sein Vertrag ist nicht verlängert worden. Das hatte eine Mehrheit von SPD, Freien Wählern (FWG), Grün-Alternativer Liste (GAL) und Piraten in der Sitzung des Weiskircher Gemeinderates beschlossen gegen die Stimmen der CDU. Die Entscheidung nennen Christdemokraten und Bürgermeister Werner Hero einen "schweren Schlag für den Tourismus in Weiskirchen". Dagegen spricht Henry Selzer (GAL) von einem Beschluss, der der prekären finanziellen Lage des Haushaltes geschuldet ist. Eine Gemeinde wie Weiskirchen, die tiefrote Zahlen schreibe, könne sich die HTG einfach nicht mehr leisten. "Dies hat nichts mit der Person von Michael Diversy zu tun." Im vergangenen Jahr habe es energische Bemühungen gegeben, die Touristik-Büros des Kreises zusammenzuschließen. Doch dies scheine in einigen Kommunen nicht erwünscht zu sein.

In der Sitzung des Aufsichtsrates Mitte Januar war nach Selzers Worten der Vorschlag unterbreitet worden, den Vertrag auf zwei Jahre statt bislang auf fünf Jahre zu verlängern. Doch da habe die CDU nicht mitgespielt. Jahr für Jahr fährt die HTG nach seinem Bekunden rund 550 000 Euro Defizit ein - zu viel für eine Gemeinde, die tief im Minus steckt. "Wir wollen nicht die Getriebenen von Kreis und Land sein, sondern selbst entscheiden und Einfluss nehmen." Gegenüber der SZ stellte Selzer einen Vorstoß in Aussicht, die Tochtergesellschaft der Gemeinde Weiskirchen, zuständig für Tourismus- und Kulturarbeit, komplett aufzulösen und in die Gemeindeverwaltung zu integrieren - wie die Nachbarstadt Wadern dies praktiziert. Danach könne entschieden werden, ob der Bereich Tourismus und Kultur eine Leitung brauche oder nicht. SPD-Fraktionschef Karsten Kiefer wollte mit Hinweis auf die Entscheidung im nicht öffentlichen Teil der Sitzung keine Stellungnahme abgeben. "Das können andere machen, ich halte mich an die Schweigepflicht.

"SPD, Freie Wähler und Bunte Fraktion (Grüne und Piraten) setzen Michael Diversy, einen über die Grenzen der Gemeinde und des Saarlandes hinaus anerkannten Fachmann auf dem Gebiet der Touristik, eiskalt vor die Tür", kritisierte CDU-Fraktionschef Wolfgang Sauer die Entscheidung. Für ihn und seine Fraktion sei dieser Schritt völlig unverständlich und "schon mit politischem Harakiri zu bezeichnen". Es geht laut Sauer um mehr als den Geschäftsführer der HTG und die HTG selbst, es geht um ein "Hauptstandbein der Gemeinde, es geht schlichtweg um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde".

Zudem prophezeite er "eine gravierende Schwächung der Gemeinde auf einem Gebiet, in dem in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet wurde und die Gemeinde sich auch sehr stark präsentiert hat". Konstant hohe Gäste und Übernachtungszahlen mit steigender Tendenz belegen nach seinem Bekunden die professionelle Art und Weise der Geschäftsführung, die nicht nur durch Aufsichtsrat, sondern auch durch gemeindliche Gremien einer ständigen Kontrolle und Überwachung unterlag. "Kurparkanlage, Haus des Gastes, Premium Wanderwege und Wildpark sind - um nur einige Beispiele zu nennen - Aushängeschilder der Gemeinde." Umso überraschender ist nach Ansicht der CDU-Fraktion dieser Mehrheitsbeschluss zu werten, da in Zukunft große Herausforderungen auf dem Gebiet des Tourismus anstünden. Als Beispiele nannte er eine mögliche Tourismusgesellschaft für den Kreis und eine interkommunale Zusammenarbeit.

"Für die CDU-Fraktion ist der Eindruck entstanden, dass für diese Entscheidung persönliche Motive einzelner im Vordergrund stehen. Denn diejenigen, die für diese Entscheidung verantwortlich sind, wollen oder können nicht sagen, wie es mit dem Tourismus in der Gemeinde weitergehen soll." Feststehen dürfte laut Sauer jedoch, dass ein Rückfall in Zeiten von "Eigenbetriebe" keine professionelle Lösung darstellt.

Zum Thema:

Was ist die Hochwald-Touristik? Die Hochwald-Touristik GmbH (HTG) ist eine Tochtergesellschaft der Gemeinde Weiskirchen. Das Team der HTG ist zuständig für Tourismus- und Kulturarbeit in der Gemeinde Weiskirchen. Auch auf Reisemessen sind die Leute der Hochwald-Touristik vertreten und liefern Informationen und Inspirationen für den nächsten Urlaub. "On tour" sind sie unter anderem in Köln, Brüssel und Utrecht.

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