Die Petersbirne reift schon im Juli

Thailen · Wildling von Einsiedeln, Sülibirne, Großer Katzenkopf, Grüne Jagdbirne, Paulsbirne, Luxemburger Mostbirne oder Gute Graue: So klangvoll sind die Namen der Birnensorten, die die Mostbirnenallee zwischen den Weiskircher Ortsteilen Thailen und Weierweiler zieren.

 Mitglieder der Arbeitsgruppe und des Pomologenvereins vor einem blühenden Mostbirnenbaum Thailen-Weierweiler. Foto: Ruth solander

Mitglieder der Arbeitsgruppe und des Pomologenvereins vor einem blühenden Mostbirnenbaum Thailen-Weierweiler. Foto: Ruth solander

Foto: Ruth solander

Im Jahr 2004 gründete sich die "Arbeitsgruppe Mostbirnenallee". Geplant war schon länger eine Verschönerung der Verbindungsstraße zwischen Thailen und Weierweiler mit Bäumen. Diese Idee griff die in der Gemeinde Weiskirchen aktive "Lokale Agenda 21 - Gruppe Natur und Umwelt" 2003 auf. "Von der Pflanzung von Kastanien- oder Nussbäumen sind wir abgekommen, denn die Bäume wären wegen ihrer späteren Breite zum Verkehrshindernis geworden", erklärt Walter Bauer, einer der Initiatoren der Arbeitsgruppe.

"Bei einem Besuch im österreichischen Mostviertel, südöstlich der Stadt Linz gelegen, wuchs die Idee, eine Allee mit Mostbirnen in der Gemeinde Weiskirchen zu pflanzen. Die Mostbirnen werden schlank und hoch, stellen also keine Verkehrsbehinderung dar, sind mit 200 bis 300 Jahren sehr langlebig und prägen das landschaftliche Bild in unserer Gegend. Außerdem hat man einen Nutzen von den Birnen, wie etwa der gute Brand, der seit drei Jahren daraus gewonnen wird", erläutert Bauer. Außerdem sollte die Birne, die etwas ins Hintertreffen geraten ist, wieder neu aufgewertet werden.

So wurde im Februar 2004 mit der Pflanzung begonnen. Mittlerweile stehen 94 Mostbirnenbäume an der Verbindungsstraße, meistens drei Stück von den 32 verschiedenen Sorten. Sie dienen als Dörrobst, Kochbirnen, Schnaps und Kompott. Auch könnte sich ein hervorragender Birnenwein (Most) daraus herstellen lassen.

Nur wenige eignen sich zum Frischverzehr. Die ersten Sorten wie etwa die Petersbirne reifen bereits Ende Juli, die Haupternte ist aber im Oktober. Die Mostbirnenallee darf sich zu recht "erste deutsche Mostbirnenallee" nennen. Denn bisher gibt es diese Art der Bepflanzung nur in der Gemeinde Weiskirchen. "Schade, dass dies so wenig bekannt ist. In der Pfalz beispielsweise wird die Mandelblüte stark beworben. Gerade jetzt, wenn die Bäume blühen, ist unsere Mostbirnenallee ein wahrer Augenschmaus", schwärmt Annemie Bierbrauer, ebenfalls Mitbegründerin der Gruppe. Nach der Pflanzung stellte sich allerdings heraus, dass verschiedene Sorten nicht das waren, was von der Baumschule versprochen wurde. Und so beschloss die Arbeitsgruppe, sich an den Pomologen-Verein zu wenden. Die Pomologie ist die Lehre der Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung. Die Pomologen bestimmen die Obstsorte anhand von Merkmalen wie Stieldicke und -länge, Blattwerk, Blüte, Reifezeit, Kerne und Kerngehäuse. Erst wenn drei Pomologen unabhängig voneinander die gleiche Sorte bestätigt haben, wird die Sorte neu etikettiert. Edelreiser können dann an Interessierte abgegeben werden, denn viele Sorten dienen besonders gut als Befruchter. "Wir werden im Laufe der Zeit alle Mostbirnensorten richtig bestimmt haben. Die Weitergabe der Edelreiser dient auch der Sortenerhaltung", erläutert Stephan Kiefer. Er ist wie Karl-Rudi Reiter, Walter Bauer und Dieter Konter Mitglied im Pomologen-Verein.

Um die wertvollen und seltenen Birnensorten zu sichern, hat der Arbeitskreis Mostbirnenallee diese Anpflanzung beim "Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt" im Pomologen-Verein registriert. Dieses Netzwerk sichert bundesweit Obstbaumanpflanzungen mit seltenen und vom Aussterben bedrohten Obstsorten.

Die saarländischen Pomologen haben sich im Januar 2015 mit den Pomologen aus Rheinland-Pfalz und Luxemburg zu einer eigenständigen Landesgruppe Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg zusammengeschlossen. Sie sind für den "wissenschaftlichen Teil" zuständig, wenn es um die Obstbaumanpflanzung geht, die Arbeitsgruppe Mostbirnenallee sorgt für die Pflege und Betreuung. Die "Experten" und die Arbeitsgruppe mit Annemie Bierbrauer, Walter Bauer, Dieter Konter, Hans Werner Grass und Peter Kerl bilden eine gut funktionierende "Symbiose".

Der Birnenbrand , der in 0,35 Liter-Flaschen abgefüllt wird, ist bei der Hochwaldtouristik Weiskirchen erhältlich.


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