Musik spielte immer eine große Rolle

Thailen · Die Saarbrücker Zeitung präsentiert wieder die Serie „Ich lebe gerne in. . .“. Eine Woche lang berichten wir jetzt über Menschen aus Weiskirchen. Heute stellen wir die 72-jährige Margot Lukas vor.

 Margot Lukas mit einem der genähten Kleidchen, die zusammen mit bunten Decken nach Rumänien geschickt werden. Foto: Erich Brücker

Margot Lukas mit einem der genähten Kleidchen, die zusammen mit bunten Decken nach Rumänien geschickt werden. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

"Zum Lebensabend wieder nach Thailen zurück", dieses Ziel hatte sich Margot Lukas, heute 72 Jahre alt, in dem Moment gesetzt, als sie mit 14 Jahren ihren Heimatort in der Kurgemeinde, der ihr sehr ans Herz gewachsen war, verließ, um im Mädchen-Internat in Blieskastel ihr Abitur zu bauen und zu studieren. Das Abi hat sie geschafft, später noch Theologie und Latein studiert, als Lehrerin in Gymnasien in Bitburg und Blieskastel gearbeitet und auch außerhalb der Heimat gewohnt.

Vor rund zehn Jahren hat die ledige Lehrerin ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten, ist wiederum in ihr Elternhaus nach Thailen zurückgezogen. "In all den Jahren habe ich das Thailener Platt nicht verlernt", erzählt sie sichtlich stolz im Gespräch mit der SZ, teilt aber im gleichen Atemzug mit, dass sie kaum eine Gelegenheit ausgelassen hat, um nach Hause zu kommen. Das war nahezu wöchentlich zur noch allein lebenden Mutter. Der Vater war Ende des Krieges gefallen, Geschwister hatte sie keine. "So sind zudem auch die Kontakte zu Verwandten, Bekannten und Cousinen, denen sie stets eng verbunden war, nie abgerissen", ergänzt sie.

Um sich aber nach ihrer Rückkehr wieder richtig einzuleben, hat sie den Kontakt zu den Menschen und Vereinen im Dorf gesucht. "Ich bin daheim wieder gut aufgenommen worden", betont sie. Dabei spielte vor allem die Musik eine große Rolle, denn die ist ihr großes Hobby. Schon in Blieskastel hatte sie über drei Jahrzehnte in einem Chor mit gesungen, dazu Flöte gespielt und eine Freundin, die Klavier spielte, als Partnerin bei gelegentlichen kleinen Anlässen begleitet. Mit viel Begeisterung hat sie 40 Jahre lang die Sinfoniekonzerte in Saarbrücken besucht. Da war der Schritt, Mitglied im Kirchenchor Thailen zu werden, nur ein ganz kleiner und wohl selbstverständlicher. Drei Freundinnen hat sie sogleich das Flötenspiel beigebracht, aber auch interessierten Grundschülern.

Auch in die Gymnastikgruppe der Frauen ist sie eingetreten, die von ihrer Cousine Brigitte Schramm geleitet wird. Und damit war ein Grundstock mit etwa 40 bis 50 Frauen, mit denen man sich häufig traf, gelegt. Lukas hat besinnliche Nachmittage eingeführt. Zwei Mal pro Jahr treffen sich die Frauen freiwillig, um bei Vorträgen, Gesang und Flötenspiel die Freizeit gemeinsam zu verbringen. Auch zwei Wallfahrten zur Kapelle Zum Bildchen, jeweils im Mai und Oktober eines Jahres, hat sie ins Leben gerufen. Die Frauen feiern auch ihre eigene Frauenfastnacht, da ist die ehemalige Lehrerin ebenfalls mittendrin mit einem Vortrag oder bei einem Sketch.

Aber auch das Klavierspiel hat sie nach der Pensionierung noch gelernt, gibt dieses Können derzeit an eine Schülerin weiter. Ins kirchliche Leben hat sich Lukas ebenfalls intensiv eingebracht. Die überzeugte Katholikin fungiert als Lektorin und Kommunionhelferin in den nahezu allwöchentlich noch stattfindenden Gottesdienstes in der Thailener Pfarrkirche, in der sie zusammen mit Annemarie Kolle-Artz auch für den Blumenschmuck verantwortlich zeichnet.

Doch das reicht der sozial eingestellten Frau noch nicht. Ein Erbe ihrer Mutter ist ihr ebenfalls ans Herz gewachsen. Zusammen mit anderen Frauen strickt sie Strümpfe oder Kleider für kleine Mädchen, dazu häkeln sie noch bunte Decken. Diese Sachen wurden bislang in bedürftige osteuropäische Länder geschickt, aber jetzt sei dies aufgrund der augenblicklichen Lage mit den Flüchtlingsströmen nicht so gut möglich. "Ich bin in meinem Heimatort wieder heimisch geworden", zeigt sich Lukas insgesamt sehr zufrieden über ihre Rückkehr. Das Vereinsleben, die Dorfgemeinschaft und die Geselligkeit mit all ihren Freundinnen und Bekannten haben uneingeschränkt einen großen Anteil daran. Das möchte sie schon noch viele Jahre erleben.

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