Zeitreise durch 700 Jahre

Rappweiler-Zwalbach · Zu einer faszinierenden Zeitreise lädt der Hochwaldort Rappweiler-Zwalbach am Samstag, 18. Juli, und Sonntag, 19. Juli, ein. Dann nämlich feiert das Dorf sein 700-jähriges Bestehen. Die Festlichkeiten beginnen am Samstag ab 19 Uhr mit einem Festabend im Bürgerhaus.

 Eine alte Postkarte von Rappweiler: Schule und Kirche prägten das Dorf. Die Schule ist heute geschlossen.

Eine alte Postkarte von Rappweiler: Schule und Kirche prägten das Dorf. Die Schule ist heute geschlossen.

 Sagenumwoben: die Buchheimer Kapelle. Fotos: Ruth Solander

Sagenumwoben: die Buchheimer Kapelle. Fotos: Ruth Solander

 Die Vorbereitungen laufen: Das Hüttendorf wird aufgebaut.

Die Vorbereitungen laufen: Das Hüttendorf wird aufgebaut.

Höhepunkt des Abends ist eine historische Geburtstagsfeier, zu der der 80-jährige Bauer Matz eingeladen hat. Viele Dorfbewohner sind schon seit langem am Proben für den Auftritt, der die alten Zeiten wieder auferstehen lässt. Originale Kleidung sowie Einrichtung und Gebrauchsgegenstände sind für diesen Zweck wieder aus Truhen, von Dachböden oder aus längst vergessenen Kisten hervorgeholt worden. Nach der Geburtstagsfeier gibt es in der Disco eine musikalische Zeitreise durch die 70er, 80er und 90er Jahre.

Der Sonntag, 19. Juli, beginnt um 9.30 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Er wird vom Kirchenchor mitgestaltet. Anschließend geht eine Prozession in historischen Gewändern zum Festplatz neben dem Bürgerhaus. Auf der historischen Meile, wo Stände, Hütten und Werkstätten aufgebaut sind, lebt die Vergangenheit wieder auf. Das Hüttendorf ist unter großer Mithilfe vieler Mitbürger unter der Leitung der Forst- und Schlepperfreunde entstanden. Für die Kinder wird ein umfangreiches Mitmachprogramm geboten. So können die Kleinen zum Beispiel in der Schmiede werkeln, in einer Gerberei Leder verarbeiten oder in der Backstube backen. Am Stand des Kindergarten-Fördervereins und dem Verein RaZ werden Ritter-Schilde hergestellt sowie Perlen auf ein Lederband aufgefädelt.

Besucher, die in Gewandung zum Fest kommen, können sich in einer historischen Kulisse fotografieren lassen. Im Musikraum direkt am Festplatz gibt es eine Ausstellung alter Fotos und historischer Alltagsgegenstände, die von der Dorfbevölkerung zur Verfügung gestellt wurden. Weit über 100 Exponate sind zusammen getragen worden. Ebenfalls gibt es Informationen rund um die Niederwald-Bewirtschaftung. Eine weitere Attraktion ist der Bauernmarkt, der eine reichhaltige Palette von Produkten aus der Region anbietet. Rund 30 Aussteller sind daran beteiligt.

Der Naturpark Saar-Hunsrück hat ein Mitmachprogramm zum Bau von Insektenhäusern und Vogelnistkästen vorbereitet.

Kulinarisch ist bei der 700-Jahr-Feier für jeden Geschmack etwas dabei. Ob geräucherte Forellen, Gegrilltes, "Roopwäller Kappes" oder Kuchen: "Bei der Vielfalt braucht niemand hungrig vom Fest heimzugeht, nachdem er das ganze Angebot an Attraktionen miterlebt hat", sagt Ortsvorsteherin Maria Greuter. Sie bedankt sich bei allen Helfern, die schon seit vielen Monaten mit Eifer bei den Vorbereitungen dabei sind. "Die Arbeiten im Vorfeld haben richtig Spaß gemacht. Die Dorfgemeinschaft hat wunderbar funktioniert. Alle Vereine bringen sich bei dem Fest ein. Ohne die vielen tatkräftigen Hände wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich", betont sie. Schirmherrin der 700-Jahr-Feier ist die Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und stellvertretende Ministerpräsidentin Anke Rehlinger . Die beiden Orte Rappweiler und Zwalbach sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg räumlich zusammengewachsen, bilden aber schon lange eine kommunale Einheit. 2008 gelang es, den Doppelnamen Rappweiler-Zwalbach" als offiziellen Ortsnamen amtlich festzuschreiben.

Der früheste schriftliche Nachweis von Rappweiler findet sich 1315. Rappweiler war früher der Sitz eines Rittergeschlechtes, das dort eine Turmhügelburg besaß. 1329 wird Johann von Rappwilre vom Trierer Erzbischof Balduin mit der Burg belehnt.

Die Fundamente der vermutlich schon 1351 zerstörten Burg wurden 1877/1878 ausgegraben und der Turmhügel größtenteils eingeebnet. Das Wappen, das Rappweiler-Zwalbach 1964 verliehen wurde, geht auf das Wappen der Ritter von Rappwilre zurück.

Die ersten Belege von Zwalbach finden sich 1200 und 1303. Nach der wissenschaftlichen Untersuchung von Thomas Gießmann über die Abtei St. Maximin wird Zwalbach bereits 1200 unter der Bezeichnung "Walbach" erwähnt.

Im Jahr 1542 wohnten in Rappweiler zehn Familien und in Zwalbach acht. Im Dreißigjährigen Krieg wurden beide Dörfer vollkommen zerstört. Erst 1843 war die Einwohnerzahl in Rappweiler auf 397 und in Zwalbach auf 244 angestiegen. Seit 1906 besitzen Rappweiler und Zwalbach eine Wasserleitung, elektrisches Licht gibt es seit 1920. 1822 wurde in Rappweiler eine Schule gegründet. Von 1892 bis 1931 besaß Zwalbach eine eigene Volksschule. 1932 eröffnete die gemeinsame Schule, die 2007 trotz bester Standortvoraussetzungen zum großen Unmut der Bevölkerung geschlossen wurde.

Zahlreiche Geschichten und Sagen ranken sich um die beiden Dörfer. Am bekanntesten ist wohl die Sage vom "Buchheimer Untergang". Das Buchheimer Kapellchen, etwas oberhalb des Ortes gelegen, soll der letzte Überrest der Kirche des Dorfes Buchheim sein, das nach der einen Version im 12. Jahrhundert durch die Pest ausgerottet wurde, nach der anderen im 30-jährigen Krieg durch die Schweden seinen Untergang fand. Die Sage erzählt, dass die Bewohner Buchheims beim Herannahen des Schweden-Heeres die Glocken der Kirche im Markusborn versenkt hätten. Sie flohen vor dem grimmigen Feind, das Dorf sank in Trümmer. Die Glocken liegen vergessen im längst versiegten Markusborn.

An hohen Feiertagen aber mischt sich, wie aus weiter Ferne, ihr leiser Klang in das Geläut der Rappweiler Kirchenglocken. Die lebenden Bewohner Buchheims sind vor den Schweden geflohen, die Toten mussten bleiben. Der Friedhof rings um die zerstörte Kirche wurde bald Ödland. Jahrhunderte später wollte ein Bauer auf dem Gelände, das die Kapelle umgab, Grund holen. Er hatte seinen Wagen schon beladen, da erhielt er von unsichtbarer Hand eine derbe Ohrfeige. Erschrocken lud er wieder ab und fuhr leer nach Hause. Heute umgibt ein kleiner Ziergarten das altehrwürdige Buchheimer Kapellchen. Ehrenamtliche aus dem Ort pflegen das Kapellchen samt Garten schon seit vielen Jahren.

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