Massive Kritik an Schließzeiten der Polizeiinspektion Wadern

Wadern · Wegen chronischer Unterbesetzung war die Waderner Dienststelle nachts geschlossen. Das kann in Zukunft wegen der Polizeireform öfter passieren. Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler spricht von Kahlschlag.

 Polizeiinspektion in Wadern: Die Dienstzeiten werden eingeschränkt. Foto: Rolf Ruppenthal

Polizeiinspektion in Wadern: Die Dienstzeiten werden eingeschränkt. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Viele Kranke und Verletzte: Bei der chronischen Unterbesetzung von Polizisten hatte Rainer Spanier kürzlich keine andere Wahl, als SOS bei den benachbarten Dienststellen zu funken und die Tür der Wache zuzusperren. "Die Personalausfälle waren so hoch, dass nichts anderes übrig blieb", begründet der Chef der Polizei-Inspektion Wadern seine Entscheidung.

Es kann in Zukunft öfter passieren, dass in der Hermann-Löns-Straße 9 ab Mitternacht nur ein Wachmann eines privaten Sicherheitsdienstes anzutreffen ist. Denn B-Dienststellen, zu der auch die in Wadern herabgestuft worden ist, können - je nach Dienstplan und Einsatzlage an einzelnen Wochentagen von Sonntag bis Donnerstag ihre Türen schließen- und das von Mitternacht bis sechs Uhr morgens. Das jedenfalls sieht die neue Polizeistruktur vor - auch für die benachbarte Inspektion in Nohfelden-Türkismühle, ebenfalls eine B-Dienstsstelle. Ein Computerprogramm hatte ermittelt, an welchen Wochentagen und zu welchen Uhrzeiten in den Dienststellen die meisten Vorgänge und Einsätze anfielen. Das hatte Landespolizeipräsident Norbert Rupp Anfang Oktober vergangenen Jahres mitgeteilt: Freitags gegen 18 Uhr herrscht Hochbetrieb bei der Polizei , sonntags und montags eher Flaute.

An diesem Werten sollen sich die Dienstpläne der Inspektionen künftig ausgerichtet werden, hatte er damals angekündigt. Die Schließzeiten werden nach Worten des Waderner Polizeichefs mit Saarbrücken abgesprochen. Kollegen der A-Dienststellen, also jene, die rund um die Uhr im Einsatz sind, übernehmen die Einsätze. Polizisten aus Lebach, Merzig oder St. Wendel fahren im Hochwald Streife. Auch die Bereitschaftspolizei ist laut Rainer Spanier im Hochwald unterwegs. Die Waderner brechen nach seinen Worten zu Kontrollfahrten auf, um Tageswohnungseinbrüche zu verhindern. "Gerade in der dunklen Jahreszeit nutzen die Täter die frühen Abendstunden, um im Schutz der Dämmerung in Häuser einzubrechen."

Für Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler ist diese Herabstufung der Inspektion mit der Option der Schließung in der Nacht ein unhaltbarer Zustand. "Der Hochwald braucht nicht weniger Polizisten , sondern mehr. Das habe ich bereits als Nunkircher Ortsvorsteher im Stadtrat wie auch in einem Leserbrief an die Saarbrücker Zeitung gefordert. Bei dieser Meinung bleibe ich." Er ist sich sicher: "Polizisten werden in absehbarer Zukunft im Hochwald Seltenheitswert haben." Was er an den etablierten Parteien moniert: Sie hätten sich bei der Vorstellung der Pläne der Polizeireform im Waderner Stadtrat vornehm zurückgehalten. Für ihn der Grund: "Die Oberen in Saarbrücken dirigieren das Konzert des Chores vor Ort." Die Schließung nennt er eine logische Konsequenz der Polizeireform, die die Präsenz der Ordnungshüter auf subtilem Weg ausdünnt - zum Nachteil des Sicherheitsempfindens der Bevölkerung. "Die Sicherheit in einer Flächenstadt wie Wadern kann nicht mit zwei Dienstwagen abgedeckt werden, die zudem noch von weit entfernt anrücken müssen."

Kuttler befürchtet, dass die Präventionsarbeit wegen der Überbelastung der ohnehin frustrierten Polizisten vor diesem Hintergrund auf der Strecke bleibt. Dabei ist nach seiner Ansicht gerade die vorbeugende Präsenz vor Ort von unschätzbarem Wert, nicht zuletzt für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. "Auch wenn sich dieser Vorbeugungseffekt nicht in Spar-Euros und Vorzeige-Personalkosten ausdrücken lässt."

Die Schließung der Inspektion von 24 bis sechs Uhr verunsichert nach seinen Worten die Bevölkerung - vor allem der Einbruchsserien wegen, die nicht abreißen. "Wir haben das Gefühl, dass der Norden des Saarlandes wieder einmal abgehängt wird."

Meinung:
Sparen an der falschen Stelle

Von SZ-RedakteurinMargit Stark

Dass gespart werden muss, ist angesichts des Schuldenberges, den das Saarland angehäuft hat, unbestritten. Doch es gibt Bereiche, die vom Rotstift ausgeklammert bleiben müssen, wie etwa Bildung und Polizei . Nichts ist so wertvoll wie gute Schulen, die Kindern und Jugendlichen eine gute Ausbildung ermöglichen. Nichts ist so wichtig wie eine schlagkräftige Polizei , die für unsere Sicherheit garantiert. Was machen stattdessen die Polit-Strategen in Saarbrücken? Sie streichen Stellen bei der Polizei . Bis 2020 sollen 300 Stellen landesweit eingespart werden - wegen der Entschuldung. Eine Entscheidung mit sehr negativen Auswirkungen für viele Bürger - vor allem hier in dem weit verzweigten Kreis. Wie um Himmelswillen sollen die ohnehin genug gestressten Beamten den gesamten Arbeitsaufwand stemmen?

Wie rechtzeitig Täter schnappen, wenn die Merziger Polizei künftig einen Einsatz in Wadern fährt und zeitgleich in Perl Einbrüche gemeldet werden? Fliegen? Sich teilen? Beides gleichzeitig? Sicherheit und vor allem Sicherheitsgefühl, das genügend Polizei bieten würde, bleiben auf der Strecke - zum Verdruss und zum Schaden der Bürger.

Einsparungen bei Regierung und Parlament wären der richtige Schritt. Brauchen wir in einem solch kleinen Bundesland einen so aufgeblähten Regierungsapparat? Dort könnte so manche Stelle gestrichen werden, ohne dass sie eine Lücke reißt und es einer merkt. Und brauchen wir wirklich 51 Abgeordnete im Saarparlament? Sicher nicht.

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