Seit 65 Jahren gemeinsam alle Höhen und Tiefen gemeistert

Lockweiler · Seit 65 Jahren sind Elisabeth und Helmut Schmidt aus Lockweiler verheiratet. Mit einem Gottesdienst feiern sie an diesem Samstag, 29. August, ihre Eiserne Hochzeit. Geheiratet haben sie 1950 in Finsterwalde.

 Sie sind seit 65 Jahren verheiratet und feiern ihre Eiserne Hochzeit: Elisabeth und Helmut Schmidt aus Lockweiler. Foto: Schmidt

Sie sind seit 65 Jahren verheiratet und feiern ihre Eiserne Hochzeit: Elisabeth und Helmut Schmidt aus Lockweiler. Foto: Schmidt

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Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Familie Schmidt ist auf der Flucht aus Tschechien, die Familie Scholz aus Schlesien. Auf einem Bauernhof in Finsterwalde in der Lausitz finden sie eine Bleibe. Dort lernen sich Elisabeth Scholz und Helmut Schmidt kennen. Und lieben. Am 27. August 1950 heiraten die Beiden. Vor 65 Jahren. An diesem Samstag, 29. August, feiern sie deshalb in der katholischen Pfarrkirche Lockweiler Eiserne Hochzeit .

Helmut Schmidt wurde vor 89 Jahren im böhmischen Großmergthal im heutigen Tschechien geboren, seine Frau Elisabeth vor 88 Jahren in Zirkwitz in Schlesien im heutigen Polen. Beide Familien waren nach ihrer Flucht auf einem Bauernhof in Finsterwalde untergebracht. Alle halfen in der Landwirtschaft mit. Schwere Zeiten waren das damals, erinnern sich beide im SZ-Gespräch. Elisabeth Schmidt: "Wir waren arm wie eine Kirchenmaus."

Helmut Schmidt fand in Finsterwalde Arbeit als Postinspektoranwärter, später arbeitete er in der DDR als Postangestellter. Fünf ihrer sechs Kinder kamen in Finsterwalde zur Welt. Finsterwalde sollte aber nicht auf Dauer ihre Heimat bleiben, zu schwer fiel es der Familie, sich mit dem System zu arrangieren. Helmut Schmidt erinnert sich: "Einmal kam unser Ältester heulend nach Hause. Er war verprügelt worden, weil er nicht bei den Pionieren mitmachen wollte." Die Familie entschloss sich zur Flucht.

Keinen Tag zu spät. Sie kamen am 10. August 1961 in West-Berlin an. "Drei Tage, bevor die Mauer gebaut wurde", so Helmut Schmidt .

Im Notaufnahmelager in Gießen blieb die Familie nur wenige Tage, dann ging es weiter ins Saarland. Nach Altland. Dort unterrichtete Reinhard Tschötschel in der kleinen Schule als Lehrer. Er war vier Jahre zuvor aus Finsterwalde geflüchtet. Bei ihm fanden die Schmidts Unterkunft. Später zogen sie in eines der Eisenbahnerhäuser nach Dagstuhl, dann in ein Siedlungshaus nach Lockweiler . 1965 bauten sie ihr eigenes Heim in Lockweiler .

Helmut Schmidt fand sofort Arbeit, zunächst beim Saargummi-Werk in Büschfeld, dann in der Schokoladenfabrik in Saarlouis und ab 1963 bei Nothelfer in Lockweiler , später Thyssen. Dort arbeitete er als Buchhaltungsleiter bis zu seiner Pensionierung. Seine Frau Elisabeth kümmerte sich um die mittlerweile sechs Kinder, um Haus und Garten .

"Wir haben uns vom ersten Augenblick an in Lockweiler wohlgefühlt", blickt Helmut Schmidt zurück. Hier haben sie seit Jahrzehnten ihre Heimat gefunden. Er hat sich über viele Jahre ehrenamtlich engagiert. Zum Beispiel im Turnverein, dessen Vorsitzender er auch zwei Jahre war. Oder in der Kirchengemeinde. Helmut Schmidt leitete viele Jahre den Pfarrgemeinderat, war Lektor und Kommunionhelfer. Neben der Familie war und ist der Garten noch heute Elisabeth Schmidt wichtig: "Im Garten fühle ich mich einfach wohl."

Beide nehmen regen Anteil am Leben in ihrem Dorf und darüber hinaus, auch wenn wegen des Alters die Mobilität eingeschränkt ist. So liest Helmut Schmidt jeden Morgen zuerst die Saarbrücker Zeitung und dann online die Lausitzer Rundschau .

Der Gottesdienst zur Eisernen Hochzeit beginnt an diesem Samstag um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Lockweiler . Das Jubelpaar bittet übrigens statt Geschenken um eine Spende für ihre Tochter, Schwester Gabi, für derren Missionsarbeit in Brasilien.

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