Grauer Oktober, goldener Wein

Perl · Zwar falle die Traubenernte menenmäßig eher gering aus, dafür sei der Wein von hoher Qualität, verspricht Thomas Schmitt vom Weingut Schmitt-Weber. Edle Tropfen direkt vom Hersteller können die Besucher beim Wein- und Kellerfest probieren.

 Ausgelassen prosten sich die Besucher zu, hier ein Archivbild. Foto: Rolf Ruppenthal

Ausgelassen prosten sich die Besucher zu, hier ein Archivbild. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Graue Regenwolken jagt der raue Wind vor sich her. Die zehn bis zwölf Grad, auf die sich das Thermometer einpendelt, lassen die Trauben, die noch an den Rebstöcken hängen, frösteln - ein goldener Oktober sieht anders aus. Doch der soll nach Worten des saarländischen Winzerpräsidenten Gerd Petgen mit dem Wochenende wieder zurückkehren, so dass ein Teil der Früchte für die Beerenauslese abgeerntet wird. Diese Arbeit soll Ende kommender Woche abgeschlossen sein. "90 Prozent haben wir schon in den Kellern", verrät der Sehndorfer. "Die restlichen zehn Prozent, die wir hängen ließen, sind für Beerenauslese und den Eiswein"- "eine Art Königsdisziplin", wie Petgens Kollege Thomas Schmitt diese nennt. "Die Trauben müssen hart gefroren sein, bei unter minus sieben Grad. Sie sind dann hart wie Kligger und werden so auch gepresst. Damit Eiswein funktioniert, müssen viele Faktoren stimmen, insbesondere das Wetter. Eiswein wird damit zur reinen Spekulation - und wir spekulieren dieses Jahr drauf", sagt der Winzer vom Weingut Schmitt-Weber.

In der Beurteilung des Jahrganges sind sich beide Weinbauern einig: "Es war ein Jahrgang mit vielen Unwägbarkeiten und Problemen." Es war nicht nur der viele Regen, der den Winzern Sorgenfalten auf die Stirn trieb, sondern auch die Probleme mit dem Mehltau. "Der Pilz hat viele Trauben zerfressen", sagt Schmitt. Die Ernte ist nach seinen Worten mengenmäßig kleiner, der Wein aber von hervorragender Qualität. "Gerettet hat uns der Monat September mit nur einem Regentag. Die Trauben konnten reifen. Auch der Oktober war top: trocken und mit kühlen Temperaturen bei Nacht. Die Trauben hingen quasi wie im Kühlschrank, sie konnten nicht faulen und auch nicht von Fruchtfliegen angegriffen werden. Lange am Rebstock hängen zu können, das führt zu hochwertigen Aromen in der Frucht und damit später auch im Wein", sagt Schmitt. Bei ihm steht die Lese von Chardonnay und Riesling noch aus. Sicher ist er sich: "Auf den Grauburgunder dürfen sich unsere Kunden wieder freuen."

"Ende gut, alles gut", bringt der Winzerpräsident die Ernte auf den Punkt und gerät über die hohe Qualität des Weines ins Schwärmen. Der 2016er-Jahrgang wird noch nicht im Glas perlen, wenn am heutigen Freitag, 21. Oktober, 19 Uhr, das traditionelle Wein- und Kellerfest eröffnet wird, wohl aber edle Tropfen aus den vergangenen Jahren. Bis einschließlich Montag, 24. Oktober, wird die 41. Auflage gefeiert, für die der saarländische Innenminister Klaus Bouillon die Schirmherrschaft übernommen hat. "Das Weinfest gehört zum Weinjahr wie die Lese. Es ist der Höhepunkt der Weinernte. Die Fässer sind dann gut gefüllt, der Wein arbeitet - und wir feiern das Weinjahr mit unseren Freunden und Gönnern. Ich freue mich schon auf feucht-fröhliche Tage, Abende und Nächte", verrät Schmitt. Der Winzerpräsident nennt das Fest den Höhepunkt der Winzer in ihrem Weinjahr. "Nach mühevoller Arbeit ist die Ernte in die Keller gebracht, und der erste Wein kann als Federweißer probiert werden."

Und noch eines hat in dem kleinen, aber feinen Weinanbaugebiet Tradition: das Programm, das sich die Gastgeber für die viertägige Fete einfallen lassen. Neben Musik gibt es Ausstellungen im Katholischen Vereinshaus Perl , im Rathaus Perl , im Sekthaus Gerd Petgen, das Nanakunst von Ulla Klein zeigt, und im Bistro Haus & Hof, das Bilder und Objekte von Heike Puderbach präsentiert. In der Turnhalle der Perler Grundschule startet am Sonntag, 23. Oktober, ein Kinderprogramm, und die Geschäfte sind von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Öffnungszeiten der Keller sind am heutigen Freitag, 21. Oktober, ab 19 Uhr, morgen. Samstag, 22. Oktober, ab 16 Uhr, Sonntag, 23. Oktober, ab 11 Uhr, Montag, 24. Oktober, ab 17 Uhr.

"Kunst ohne Grenzen" ist die Ausstellung betitelt, die die Gemeinde Perl in enger Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum zur Förderung von Kunst und Literatur (CEPAL) zu den Wein- und Kellertagen organisiert hat. Für die zweite Auflage des Wettbewerbs von Freitag, 21. Oktober, bis Sonntag 23. Oktober, haben sich nach Angaben der Gastgeber viele Künstler in die Teilnehmerliste eingeschrieben, darunter anerkannte Größen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg, sogar eine Einschreibung aus dem Senegal gibt es. Die Motive sind ebenso unterschiedlich wie die Techniken.

Arbeiten in Acryl, Öl, Aquarell und Pastell sind bei der Ausstellung im Perler Vereinhaus zu sehen, ebenso Werke aus Mischtechnik, Glas, Metall, Mosaik sowie einige Skulpturen. Ebenso zahlreich sind die verschiedenen Stilarten und Themen vertreten, vom Klassischen bis zum Abstrakten, von der Landschaft und dem Porträt bis zu beeindruckenden Stillleben. Aus einer großen Anzahl an Bewerbern wurde eine Vorauswahl von 62 Werken getroffen.

Die Wettkampf-Jury wird durch Fachleute und Kenner des Europäischen Zentrums zur Förderung von Kunst und Literatur (CEPAL) gestellt. Die besten Künstler und Werke werden prämiert. Besonders außergewöhnliche Ergebnisse werden mit dem Großen Preis der Gemeinde Perl , dem Grand Prix Sierck-les-Bains und dem Grand Prix Schengen ausgezeichnet.

Einige der 20 Künstler werden Fragen beantworten und ihre Werke vorstellen. Viele der Arbeiten sind zu verkaufen.

Die Ausstellung im Perler Vereinshaus ist von Freitag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie zusätzlich am Sonntagvormittag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Zum Thema:

 Klaus Bouillon ist Schirmherr des diesjährigen Wein- und Kellerfestes. Foto: dpa/Dietze

Klaus Bouillon ist Schirmherr des diesjährigen Wein- und Kellerfestes. Foto: dpa/Dietze

Foto: dpa/Dietze

Auf einen Blick Die Keller und das dort gebotene Programm. Sehndorf: Marienkeller (Weingut Ollinger-Gelz): Samstag und Sonntag: Christian Palz. Champusscheune (Sekthaus Gerd Petgen), Samstag: Friends Connection, Folk Rock, Sonntag: Franco Jaqués, Montag: "After-Work-Party" mit Marco Boesen. Haus und Hof: Samstag: Eric Maas Akustik-Rock. Perl : Frutenkeller (Weingut Herber): Freitag: Dreiklang, Samstag: Die Zuppelmusiker. Cantatekeller: Freitag, Samstag und Sonntag: Stimmungsmusik. Lampertskeller im Adlereck: Freitag: Gitarrenduo Chris & Chris, Samstag: DJ Rudi. Mosellandkeller: Samstag: Musik mit DJ X-Life, Sonntag: buntes Programm verschiedener Musikvereine. Bacchuskeller (Weingut Schmitt-Weber): Freitag und Samstag:Weinparty mit Marco Boesen. Freitag: Weinstube, musikalische Unterhaltung mit Eddi Gimmler. Hartmanns Weinhalle: Freitag und Samstag: DJ Heiko mit Music on Tour. Römerkeller: Dr. Matzinger; Speisen von regionalen Herstellern und eigener Wein. FC-Weinarena (beim Sportplatz): Freitag und Samstag: Rock und Popmusik. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort