Victor's plant eine Nummer kleiner

Perl · Die Hotelanlage mit angegliederter Seniorenresidenz, die auf dem Gelände des Perler Sportplatzes entstehen soll, wird kleiner als zuletzt geplant – aber immer noch um einiges größer, als die ursprünglichen Entwürfe es vorsahen. Auf einem Infoabend im Vereinshaus, zu dem die Gemeinde Perl und der vorgesehene Investor für das Projekt, die Victor's Unternehmensgruppe von Hartmut Ostermann, wurden am Dienstag die neuen Planungen vorgestellt.

 Eine Visualisierung der geplanten Senioren-Wohnanlage mit angegliedertem Hotel, von der Quirinusstraße aus gesehen. Fotos: pixellab

Eine Visualisierung der geplanten Senioren-Wohnanlage mit angegliedertem Hotel, von der Quirinusstraße aus gesehen. Fotos: pixellab

 So sollen die Gebäude angeordnet werden.

So sollen die Gebäude angeordnet werden.

Victor's-Vertreter Rüdiger Linsler erläuterte die wichtigsten Änderungen gegenüber den Plänen vom Sommer 2014: Statt der damals geplanten 230 Wohneinheiten soll die Anlage nun 143 Wohneinheiten besitzen. Die maximale Höhe des Gebäudekomplexes wird durch den Verzicht auf ein Staffelgeschoss von 13,89 Meter auf 12 Meter sinken. Die Anordnung der Gebäude wird geändert, der Investor lässt zudem ein Verkehrs- sowie ein Lärmgutachten erstellen (siehe separaten Text). Der Infoabend war Teil des jetzt erneut anlaufenden Bebauungsplan-Verfahrens für das Projekt. Noch ist auf dem Sportplatz-Gelände am Hammelsberg planungsrechtlich keine Wohnbebauung zulässig. Damit das gestattet wird, muss die Gemeinde den bestehenden Bebauungsplan (B-Plan) ändern. Ein Schritt in diesem Verfahren ist die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, wozu der Infoabend diente.

Damit geht das Planungsverfahren in die zweite Runde. Als die Victor's-Gruppe im Sommer 2014 ihre ersten Entwürfe für die Anlage vorgestellt hatte, war der Widerstand in der Perler Bevölkerung enorm. Vielen erschien der auf 230 Wohneinheiten konzipierte Komplex als viel zu massiv und überdimensioniert für den vorgesehenen Standort. Fast 250 Eingaben gegen das Projekt gingen bei der Gemeinde ein. Daraufhin hatten die Investoren das damals eingeleitete Verfahren zur B-Plan-Änderung auf Eis gelegt und ihre Konzeption überarbeitet. Am Dienstag stellte Victor's-Vertreter Linsler die abgespeckte Version der Pläne vor. Er betonte, dass man ganz am Anfang des Planungsverfahrens stehe. Zunächst müsse der B-Plan geändert werden, wobei die Gemeinde darin bestimmte Festlegungen definieren könne. Danach werde Victor's auf dieser Grundlage eine Detail-Planung erarbeiten, die mit dem Bauantrag eingereicht wird. Auch bei dessen Genehmigung seien noch Korrekturen möglich.

Doch der Abend im Vereinshaus zeigte auch, dass die Pläne selbst in der modifizierten Form auf Ablehnung stoßen - insbesondere bei den unmittelbaren Anwohnern des Sportplatz-Gelände. Sie haben sich zusammen mit anderen Gegnern des Vorhabens in einer Bürgerinitiative "Perl 2020" zusammengeschlossen. "Wieso muss diese Anlage mitten in einem Wohngebiet stehen?", war aus den Reihen der Anwesenden zu hören. Ein anderes Urteil war klipp und klar: "Die Anlage passt nicht an diese Stelle!" Wiederholt war zu vernehmen, dass eine Wohnbebauung mit Ein- oder Zweifamilienhäusern auf dem Areal eine akzeptable Lösung wäre. Sebastian Fontaine, Mitglied der BI, stellte die Frage in den Raum, ob es nicht möglich sei, das Projekt an anderer Stelle zu realisieren: Die Anlage könnte auf dem Gelände nahe dem Schengen-Lyzeum gebaut werden, das eigentlich für den Bau eines neuen Sportplatzes für den FC Perl vorgesehen war.

Mit dem Verkauf des alten Sportplatzes an die Victor's-Gruppe will die Gemeinde diesen neuen Platz finanzieren. Fontaine sagte, der Standort beim Schengen-Lyzeum sei in vielerlei Hinsicht unproblematischer als der jetzige. Rüdiger Linsler erklärte hierzu: "Ein anderer Standort stand für uns überhaupt nicht zur Debatte."

Die Gemeinde habe vor Jahren die Grundsatzentscheidung getroffen, dass das alte Sportplatzgelände baulich erschlossen und die Spielstätte des FC Perl an den Rand des Ortes verlegt werden soll. Auf dieser Basis sei ein Interessenbekundungsverfahren gelaufen, an dem Victor's sich beteiligt und den Zuschlag bekommen habe. Linsler stellte auch klar, dass ein weiteres Abspecken der Anlage aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich sei.

Bürgermeister Bruno Schmitt erinnerte daran, dass bereits 2005 dem FC Perl die Zusage gegeben worden sei, dass ein neuer Sportplatz am Ortsrand gebaut werde. 2012 hatte der Gemeinderat ein Interessenbekundungsverfahren initiiert, um die Erschließung des bisherigen Platzes für eine bauliche Nutzung voranzubringen. Der Gemeinderat habe sich dabei für das Konzept der Victor's-Gruppe entschieden, das sich nun in der Umsetzung befinde. Zu den Alternativvorschlägen sagte Schmitt: "Man kann über alles diskutieren, aber irgendwann muss man eine Entscheidung treffen." Auch Vertreter der Fraktionen im Perler Gemeinderat meldeten sich im Vereinshaus zu Wort: Michael Fixemer, Vorsitzender der SPD-Fraktion , wies darauf hin, dass der FC Perl gegenüber den Ratsfraktionen unmissverständlich deutlich gemacht habe, dass er auf der versprochenen Verlegung des Sportplatzes bestehe. "Ein Verbleiben am bisherigen Standort ist für den Verein nicht weiter akzeptabel." Allerdings sei noch keineswegs entschieden, dass alles auch tatsächlich so kommen wird, wie es derzeit geplant sei, räumte Fixemer ein: "Es kann sein, dass wir im Rat zu der Auffassung kommen, dass wir dieses Projekt so nicht realisieren wollen." Wie er wehrte sich auch CDU-Fraktionschef Ernst-Rudolf Ollinger gegen den Eindruck, dass das Projekt schon in trockenen Tüchern sei und dass die Öffentlichkeit an diesem Abend lediglich pro forma in Kenntnis gesetzt werde. "Die Bürger sollen gehört werden und ihre Einwände vorbringen dürfen", betonte Ollinger. Er versprach, dass der Gemeinderat sich sehr ernsthaft mit den vorgebrachten Einwendungen auseinandersetzen werde. Es sei zu berücksichtigen, dass es bei dem Vorhaben unterschiedliche Interessenlagen gebe (zum Beispiel des Investors, des Sportvereins und der Anwohner), die teilweise im Widerstreit zueinander stehen. Diese Interessen seien vom Rat gegeneinander abzuwägen. Ollinger sagte, er halte es für durchaus möglich, dass es im Zuge dieser Abwägung auch zu einem Schlichtungsverfahren kommen könne, an dem die Gemeinde, der Investor, der Sportverein und die Bürgerinitiative beteiligt seien. Und er stellte nochmals klar: "Es ist noch nichts beschlossen." Für Karl Raczek, für die Grünen im Gemeinderat, stellte sich insbesondere die von der Ansiedlung der Anlage ausgehende Verkehrsbelastung als Problem dar: "Der Ortskern von Perl versinkt schon jetzt im Chaos." Ein schlüssiges Verkehrskonzept werde der "Dreh und Angelpunkt" für dieses Projekt werden. Nach den überarbeiteten Plänen der Victor's-Gruppe soll die Anlage am Hammelsberg 143 Wohneinheiten beherbergen - im Gegensatz zu den ursprünglich geplanten 230. Diese Wohneinheiten teilen sich wie folgt auf: 19 sind für den Hotelbetrieb vorgesehen, in 84 Wohneinheiten soll betreutes Wohnen angeboten werden, die übrigen 40 Wohneinheiten sind als Pflegezimmer für Demenzkranke und Pflegebedürftige geplant. Die Größe der Zimmer werde zwischen 35 und 50 Quadratmeter betragen. Der Komplex wird drei Geschosse besitzen, auf ein ursprünglich geplantes, aufgesetztes Staffelgeschoss verzichtet der Investor. Dadurch sinkt die maximale Gebäudehöhe auf 12 Meter - gemessen vom Niveau des jetzigen Spielfeldes auf dem Sportplatz. Auf dem Gelände sollen 50 bis 55 Parkplätze geschaffen werden - werden mehr gebraucht, würde Victor's eventuell eine Tiefgarage bauen. Linsler sagte zu, dass eine Forderung von vielen Anliegern erfüllt werde: Die Baumreihe am Rande des Geländes entlang der Straße Am Horngarten werde unverändert erhalten bleiben.

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