Sie wurde unverhofft zur Lebensretterin

Besch · Vor 14 Jahren schon hat sich Anja Kiefer typisieren lassen. Mit ihrer Stammzellen-Spende hat sie nun einer jungen Frau geholfen.

 Anja Kiefer hat sich typisieren lassen. Nun wurde ihre Spende gebraucht. Foto: Stiftung/Annika Zimmer

Anja Kiefer hat sich typisieren lassen. Nun wurde ihre Spende gebraucht. Foto: Stiftung/Annika Zimmer

Foto: Stiftung/Annika Zimmer

Anja Kiefer aus Besch hat nicht nur ein Herz für ihre Familie und Hündin Lissy, sondern auch für Menschen, die Hilfe brauchen. Deswegen sagte sie "Ja", als ein Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung sie 2003 fragte, ob sie sich typisieren lassen möchte. Jetzt hat eine junge Frau irgendwo in Deutschland Anja Kiefers Hilfe gebraucht, um eine Chance gegen die Leukämie zu haben.

Nach der Typisierung vor fast 15 Jahren hat die 44-Jährige immer mal wieder daran gedacht, dass sie als potenzielle Spenderin bei Deutschlands erster Stammzellspenderdatei registriert ist. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland 11 000 Menschen an Leukämie, einer bösartigen Krankheit, die das blutbildende System befällt. Nicht allen Betroffenen kann mit Chemo und Bestrahlung geholfen werden. Manche Patienten brauchen eine Transplantation gesunder Stammzellen von einem genetisch passenden Spender. Seit 30 Jahren klärt die Stefan-Morsch-Stiftung über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke auf und bietet die Registrierung als möglicher Stammzellspender an.

"Wahrscheinlich werde ich nie spenden", hat Anja Kiefer vor dem Anruf zu ihrer Mutter gesagt. Dann kam der 27. Oktober. "Ich hatte einen wirklich schlechten Tag", erinnert sie sich. Dann klingelte das Telefon: Die Spenderdatei meldete sich bei mit der Nachricht, dass sie als Spenderin gebraucht wurde.

"Der Anruf kam zwar überraschend, hat mich aber aufgeheitert: Ach, da bist du doch noch für was gut", erzählt sie mit einem Augenzwinkern, "das war wie ein Zeichen von oben".

Bevor es zur Spende kommt, wird die Saarländerin genau aufgeklärt und untersucht. Die Voruntersuchungen dienen dazu, gesundheitliche Risiken für Anja Kiefer auszuschließen. Außerdem soll festgestellt werden, ob sie tatsächlich die passende Spenderin für den Patienten ist.

Die 44-Jährige ist gesund und sorgt dafür, dass das so bleibt. In ihrem Wohnort an der Obermosel startet sie oft bei lange Spaziergänge mit dem kniehohen, schwarzen Familienhund mit den großen Ohren: "Außerdem gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio", verrät die Frau. Nicht nur ihre Familie verfolgt die einzelnen Schritte gespannt. Auch die Leitung des Kindergartens in Nennig, wo sie als Reinigungskraft arbeitet, meldet sich nach den Untersuchungen bei ihr.

Ständig hat Anja Kiefer mit ihrem Mann an den fremden Menschen gedacht, der ihre Hilfe braucht. Dass es eine Frau in den 20ern aus Deutschland ist, erfährt sie erst nach der Entnahme. Sie ist geschockt: "Ich habe einen 23-jährigen Sohn. Diese Frau könnte meine Tochter sein." Sie hofft für die fremde junge Frau: "Ich bin nicht sehr fromm, aber trotzdem schaue ich öfter auf mein Muttergottesbild und denke, Mensch, da müsst ihr doch was machen!"

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Zwei Möglichkeiten zur Typisierung bietet die Stefan-Morsch-Stiftung in den nächsten Wochen an: am Mittwoch, 12. April, 17 bis 20 Uhr, im DRK-Heim, Zur Langwies, in Mettlach und am Montag, 22. Mai, 17 bis 20 Uhr, in der Mehrzweckhalle, Quellenstraße 32, in Bachem. Die Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellen-Spenderdatei Deutschlands.

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