Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Besch · Kita-Plus heißt das Projekt in Besch, das ermöglicht, dass Kinder vor und nach der regulären Öffnungszeit der Kita betreut werden können.

 Vorstellung des Modellprojektes Kita-Plus in Besch mit jungen Schützlingen sowie Perls Bürgermeister Ralf Uhlenbruch, Tagesmutter Maria Aust, Kinderpflegerin Lea Beckendorf, Landrätin Daniel Schlegel-Friedrich, Rainer Borens (Kita gGmbh), Kita-Leiterin Miriam Schwinn und Kerstin Leonhardt (Kreisjugendamt, v. l.). Foto: Werner Klein/Landkreis

Vorstellung des Modellprojektes Kita-Plus in Besch mit jungen Schützlingen sowie Perls Bürgermeister Ralf Uhlenbruch, Tagesmutter Maria Aust, Kinderpflegerin Lea Beckendorf, Landrätin Daniel Schlegel-Friedrich, Rainer Borens (Kita gGmbh), Kita-Leiterin Miriam Schwinn und Kerstin Leonhardt (Kreisjugendamt, v. l.). Foto: Werner Klein/Landkreis

Foto: Werner Klein/Landkreis

Nur zu gerne hätte Sophia das farbenfrohe Kinderlied fortgesetzt, das sie mit Lorelei und Justus fröhlich trällert. Doch nach der dritten Strophe, der Liebeserklärung an einen Feuerwehrmann, machen die beiden Betreuerinnen Schluss. Seit Januar nehmen die Tagesmutter Maria Aust und die Kinderpflegerin Lea Beckendorf nicht nur diese drei Schützlinge in der Kindertagesstätte in Besch vor und nach der regulären Öffnungszeit der Kita unter ihre Fittiche. Von sechs Uhr bis sieben Uhr und von 17 bis 19 Uhr sind Aust und Beckendorf, die nach ihren Worten ihren Tagesmutter-Schein machen will, für die Rasselbande da. Zehn Jungen und Mädchen sind angemeldet. "Die Kinder öffnen die Zauberkiste mit vielen Spielen, wir lassen Musik laufen, zu der sie tanzen und singen, oder sie beschäftigen sich mit sich", verraten die beiden Frauen den Gästen bei der offiziellen Eröffnung von "KitaPlus" in der Kita St. Franziskus.

Durch das Pilotprojekt, das das Bundesfamilienministerium mit 100 Millionen Euro bis Ende 2018 bundesweit fördert, können laut Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich außerhalb der regulären Öffnungszeiten von Kindergärten die Kleinen betreut werden. Ein Grund, diese Initiative ins Leben zu rufen, war nach ihren Worten, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Als Beispiele nennt sie Mütter und Väter, die im Schichtdienst oder sehr früh morgens, in den Abendstunden und an Wochenenden arbeiten - wie etwa in der Gastronomie. Gerade in der Gemeinde an der Obermosel ist nach ihrem Bekunden die besonders hoch. "Viele junge Eltern haben Perl als Wohnsitz gewählt, da sie in Luxemburg arbeiten." Meist können sie laut Schlegel-Friedrich weder auf Großeltern noch Verwandte zur Betreuung ihres Nachwuchses zurückgreifen. Daher sei die Nachfrage nach Betreuung in Randzeiten in dem Ort an der Obermosel besonders groß. Die Kita in Besch soll nach ihrem Bekunden nicht die einzige bleiben, in der es eine zusätzliche Betreuung gibt. "Im April starten wir mit ‚Kita-Plus' im Merziger Kindergarten St. Josef - bis 21 Uhr."

Es war laut Schlegel-Friedrich dem "ruckeligen Start" des Projektes geschuldet, warum die Verantwortlichen des Kreises nicht sofort aufgesprungen sind und sich nicht schon im Oktober 2015 beworben haben. Erst als die Bedingungen verbessert worden seien, habe sich der Kreistag mit dem Thema beschäftigt und grünes Licht gegeben. Das Besondere des Projektes im Grünen Kreis: Die Betreuerinnen kommen laut Landrätin zu den Jungen und Mädchen in die Kita, die Kinder müssen nicht zu ihnen "wandern". Beide seien bei der Gesellschaft für Infrastruktur und Beschäftigung des Landkreises Merzig-Wadern angestellt.

Aust und Beckendorf sind nach Worten von Rainer Borens in dem Team von Kita-Leiterin Miriam Schwinn integriert. "Sie nehmen an Team-Sitzungen teil, ebenso an Gesprächen mit den Eltern und Projektplanungen", sagt der Geschäftsführer der Kita gGmbH Saarland, Träger der Bescher Einrichtung. Die Gemeinde Perl nennt er eine Ausnahme im ländlichen Raum. "Wie in Ballungszentren ist man hier auf flexible Betreuung angewiesen" - eine Behauptung, die Perls Bürgermeister Ralf Uhlenbruch mit Zahlen untermauert. In der Gemeinde leben gut 8000 Menschen aus 60 Nationen. Im Kernort zählt man rund 43 Prozent Ausländer, in den Ortsteilen rund 30 Prozent. "Da sind wir über jedes Projekt froh, das den Kindern eine qualitativ hohe Betreuung bietet."

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Modell-Projekt KiIta-Plus in Besch Auf 92 500 Euro beziffert der Sprecher des Landeskreises, Werner Klein, die Kosten für die Betreuung von Kindern in den Randzeiten in der Bescher Kita. Der Bund fördert das Projekt mit 87 700 Euro, der Kreis zahlt 5000 Euro. Die Wahl der Betreuerinnen ist den Verantwortlichen des Kreisjugendamtes nach Worten von Kerstin Leonhardt nicht schwergefallen. "Maria Aust und Lea Beckendorf haben sich direkt für das Projekt ‚KitaPlus' beworben und stets das Gespräch gesucht", verrät die Projektleiterin. "Im Oktober 2015 haben wir von der Initiative erfahren, dass das Bundesfamilienministerium Einrichtungen fördert, die Kinder zu anderen als den üblichen Betreuungszeiten aufnimmt. Kerstin Leonhardt: "Danach haben wir begonnen, ein Projekt zu entwickeln." Das sieht vor, dass die Tagesmütter zu den Kindern in die Kita kommen, um sie in den Randzeiten zu betreuen - ein Konzept, das sie sich nach ihrem Bekunden nicht nur für Schützlinge der Kindergärten, sondern auch für Grundschüler vorstellen kann. "Wir wollen aber erst Erfahrungen sammeln."

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